Arbeit nach der Pandemie: Selbstorganisiert zur Profitsteigerung

Seite 2: Selbstorganisation zur Steigerung der Profite

Unternehmen wollen Selbstorganisation gemeinhin nicht zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen, sondern zur Steigerung der Profite nutzen.

Dabei werden verschiedene Methoden eingesetzt. Ein Beispiel ist der "Kanban"-Ansatz. Kanban kann mit "Signalkarte" übersetzt werden und stammt aus dem Lean Management von Toyota. Es wird von evolutionären Veränderungen gesprochen, in der Fertigung soll ein gleichmäßiger Fluss, der Flow, gesichert und Lagerbestände reduziert werden.

Teams von Beschäftigten sollen diesen Prozess in kleinen Schritten vorantreiben und selbst die Entscheidungsprozesse organisieren. Personalberater sparen bei diesen Neuerungen nicht mit Versprechungen. Von "demokratischen Unternehmen" spricht Thomas Sattelberger. Der Ex-Vorstand der Deutschen Telekom sagt, Beschäftigte gewinnen dadurch "neue Freiheiten". Sattelberger hat das Standardwerk Das demokratische Unternehmen verfasst.

Der FDP-Bundestagsabgeordnete fordert eine neue Ausrichtung der Unternehmen, um digitalisierte Arbeitsprozesse und mobiles Arbeiten besser im Unternehmenssinne steuern zu können. "Führungskräfte seien "Teil des Teams" und haben jetzt die Rolle des Moderators. Denn das "Arbeiten in Netzwerken kann nicht kontrolliert und beherrscht werden. Netzwerke organisieren sich selbst". Die Führungskraft könne lediglich Rahmenbedingungen für die Selbstorganisation schaffen, damit "das Netzwerk optimal arbeiten kann".

"Das Individuum als Subjekt spielt in der Arbeitswelt noch kaum eine Rolle. Der einzelne Mitarbeiter wird entweder geschützt oder kontrolliert – als Objekt". Gewerkschaften und Betriebsräte agieren nur "mit Schutzrechten". Sattelberger will dies ändern, denn "das ist Entmündigung". Gefordert sei deshalb der Gesetzgeber. "Damit diese Entwicklung eine Dynamik entfaltet, muss der gesetzliche Rahmen angepasst werden, der immer noch sehr betriebszentriert ist.

In der Realität wird es den klassischen Betrieb immer seltener geben. Der Trend Industrie 4.0 entgrenzt das Unternehmen räumlich und zeitlich. Die Wertschöpfung endet nicht mehr an Unternehmensgrenzen, sondern verbindet eine Vielzahl von Unternehmen".

Die Argumentation, die Betriebsstätte ist durch die Verteilung der Arbeitsplätze auf die Wohnungen der Beschäftigten nicht mehr der zentrale Ort, weshalb gar nicht mehr von Arbeitsverhältnissen im Homeoffice gesprochen werden muss, lässt sich treffend daraus ableiten.

"Die Mitarbeiter haben eine Stimme, was die Arbeitszeit, den Arbeitsort, Kollaborationsformen, den Arbeitsstil und den Arbeitsinhalt betrifft", so Sattelberger. Es gehe "um selbstbestimmte, gegebenenfalls ausgehandelte Antworten des Einzelnen", deren Zielsetzung somit klar wird: Die geht besser ohne Beschäftigtenschutzrechte, Betriebsräte oder Gewerkschaften. Unter den Deckmantel der angeblichen Selbstorganisation.

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