Artenreiche Moore erhalten statt zerstören

Bullenkuhle in Niedersachsen, kleines Kesselmoor. Bild: Christian Fischer/ CC BY-SA 3.0

Moore sind nicht nur Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten, sie leisten auch Bedeutendes für den Klimaschutz

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Gesunde Moore binden auf nur rund drei Prozent der globalen Fläche rund 30 Prozent aller Kohlenstoffvorräte der Welt - doppelt so viel wie alle Wälder zusammen. Denn die Pflanzen, die im Moor wachsen, entziehen der Luft langfristig Kohlendioxid. Mit 500 Gigatonnen enthalten Moore in ihren Torfen etwa zweimal mehr Kohlenstoff als die gesamte Biomasse aller Wälder der Erde. Doch weil ständig Torf abgebaut wird oder Wälder brennen, entweicht immer mehr des gebundenen Kohlenstoffs in die Atmosphäre.

So brannten im Hitzesommer 2010 in Russland neben zahlreichen Wäldern hunderte Torfmoore. Mit dem Qualm wurden gigantische Mengen an Kohlendioxid freigesetzt. Florian Siegert vom GeoBio-Center der LMU München, schätzt die Emissionen der damaligen Moorbrände auf 30 bis 100 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Fünf Jahre später gingen in Indonesien rund 875.000 Hektar Moor in Flammen auf. Vor den Bränden umfasste die indonesische Moorlandschaft 13 Millionen Hektar. Etwas mehr als die Hälfte davon enthielt intakte Torfschichten.

In den Torfwäldern von Kalimantan auf Borneo sollen noch 6,4 Gigatonnen Kohlenstoff gespeichert sein - 23 Mal so viel, wie hierzulande jährlich an Kohlendioxid-Emissionen freigesetzt wird. Doch werden die Moore nach und nach dem Reisanbau geopfert: Mehr als eine Million Hektar Moorlandschaft wurde bereits trockengelegt.

Entwässerung emittiert Kohlendioxid

Seit dem 17. Jahrhundert werden Moore entwässert, um Äcker, Brennmaterial oder Torferde zu gewinnen. Vor allem im Baltikum wurden die Wasserstände riesiger Moorgebiete permanent abgesenkt. Auch in Polen, Russland, Indonesien und China werden Moore zerstört. Inzwischen hat die Zerstörung von Moorlandschaften zwecks Gewinnung von Acker- und Grünland weltweit einen Anteil von 30 Prozent an Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft.

Hierzulande werden Moore außer für Torf zur Acker- und Grünlandgewinnung entwässert. Naturschutzverbänden wie NABU und BUND zu Folge sind 98 Prozent aller Moore beschädigt bzw. zerstört. Nur etwa zwei Prozent aller Moore sind in gesundem Zustand erhalten.

So umfasste die Gesamtemission aus zerstörten Böden von Mooren und Wäldern 2013 etwa 45 Millionen Tonnen Treibhausgase. Allein in Mecklenburg-Vorpommern emittieren entwässerte Moore rund 6,2 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente im Jahr.

Mit rund 2.500 Quadratkilometern verfügte Niedersachsen einst über die größten deutschen intakten Hochmoorflächen. Inzwischen sind die unberührten Moorflächen stark geschrumpft: Zwei Drittel der Fläche werden landwirtschaftlich genutzt, auf weiteren zwölf Prozent wird Torf abgebaut.

Jährlich werden rund acht Millionen Kubikmeter Weiß- und Schwarztorf für Gartenerde gewonnen. Weil der gesamte Weißtorf inzwischen abgebaut ist, werden gigantische Torfmengen aus dem Baltikum importiert und hier weiterverarbeitet:

Torfabbau vernichtet bedrohte Arten

Wird ein Moor trockengelegt, sinkt der Wasserspiegel und die Torfschichten kommen mit Sauerstoff in Berührung. Infolge dessen oxidiert der Kohlenstoff und entweicht als Kohlendioxid. In nährstoffreichen Niedermooren entsteht - kombiniert mit Kunstdüngern - Lachgas, welches rund 300 Mal klimaschädlicher ist als Kohlendioxid. Außerdem entweicht aus den Entwässerungsgräben der Niedermoore Methan (25 Mal klimaschädlicher als Kohlendioxid). Nicht nur das Klima wird aufgeheizt, auch der Lebensraum von Moosen, Schilf, Sauergräsern, Sonnentau Wollgras und Orchideen wird beim Torfabbau irreversibel zerstört. Zwei Drittel der im Moor beheimateten Blütenpflanzen sind inzwischen vom Aussterben bedroht, daneben auch seltene Tierarten wie Sumpfohreule und Birkhuhn.

Außerdem verlieren seltene Schmetterlingsarten wie der Hochmoorgelbling, der Torfwiesen-Scheckenfalter oder Libellen wie die Große Moosjungfer und die Hochmoor-Mosaikjungfer ihren Lebensraum.