Atomstromblocker erhältlich

Ökotest deckt auf

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Dass Strom nicht gleich Strom ist, wird schon bei der Herstellung deutlich. Mancher Kunde würde gern verlässlich Strom aus ökologisch unbedenklicher Quelle beziehen. Wer jetzt Atomstrom verweigern will, kann sich den Nucleostop aus dem Internet bestellen.

Seit der Liberalisierung des Strommarktes wissen wir, dass Strom "gelb" sein kann und dass wir fast jederzeit den Anbieter wechseln können. Endlich dürfen wir sogar entscheiden, ob wir gegen einen kleinen Aufpreis ökologisch unbedenklichen Strom beziehen wollen. Letztlich ist es aber nur eine ideologische Entscheidung, ob wir den Ökostrom fördern wollen, denn was wirklich aus der Steckdose kommt, können wir keinesfalls beeinflussen. Durch einen Tarifrechner kann man erfahren, welches Angebot sich wirklich lohnt. Doch oft holt man sich durch den Wechsel zu einem neuen Stromanbieter nur Atomstrom in den Haushalt. Welcher verantwortungsbewusste Stromnutzer will das?

Nun kommt die Lösung per E-Commerce aus dem Internet: Der Atomstromblocker ist da! Der kleine Kasten "Nucleostop" kommt direkt in die Steckdose. Nach Angaben des Vertreibers entsteht bei der Atomstromherstellung ein sogenannter "Tachyonen-Impuls" und dieser Impuls hat eine spezielle, unlöschbare Signatur. Diese wird von dem Gerät entdeckt und der Strom sofort an den Absender zurück geschickt.

"NucleoSTOP ist wartungsfrei und hat - dank modernster integrierter Schaltkreise - eine Eigenleistungsaufnahme von nur 0,5 - 2,8 Watt, je nach Anteil des dem normalen Strom beigemischten Atomstroms. Das Gerät erkennt zuverlässig Atomstrom aus jedem Reaktortyp, egal ob Druckwasser-, Leichtwasser-, Schwerwasser-, Schmelzwasserreaktor oder schneller Brüter." Für nur 849 Euro kann man sich damit vor Atomstrom sicher fühlen, meint zumindest der unbekannte Anbieter. Denn selbst mit feinster Messtechnik kann bei Verwendung des Gerätes kein Atomstrom im Haushalt mehr festgestellt werden, heißt es weiter auf der Homepage. Garantiert ist eine mindestens 15-jährige Haltbarkeit des Gerätes und eine dreijährige Rückgabefrist. Zusätzlich gibt es "bei Lieferung bis 30.9.2000: je ein NucleoSTOP Aufnähsticker und Autoaufkleber, und ein NucleoSTOP-Teletubbie für die Kleinen."

Leider nimmt uns die Zeitschrift Ökotest in der neusten Ausgabe (9/2000) gleich die Vorfreude auf atomstromfreie Zeiten, denn sie bescheinigt dem "Nucleostop" in ihrem Testbericht lediglich satirische Eigenschaften.