Auch in Zukunft noch mehr Autoverkehr

Nach einer für das Institut für Mobilitätsforschung erstellten Studie wird die Verkehrsleistung trotz sozialer Veränderungen, des demografischen Wandels und steigender Benzinpreise weiter steigen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Das Verkehrsaufkommen und die Mobilität haben bislang kontinuierlich zugenommen. Globalisierung und Kostendruck werden weiterhin den wirtschaftlich bedingten Verkehr wachsen lassen. Abnehmende und veralternde Bevölkerung, Teuerung der Energiekosten und vor allem sinkende Reallöhne sowie eine wachsende Einkommenskluft könnten den Trend allerdings umkehren. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat für das Institut für Mobilitätsforschung (Ifmo) nun eine Studie ausgearbeitet, die vorhersagen will, wie sich Einkommen, Mobilitätskosten und Demografie bis 2025 au die Mobilität der sozialen Gruppen und insgesamt auswirken.

Nach Ansicht des DIW wird sich nicht allzu viel ändern. Die Verkehrsleistung, also die Summe der zurückgelegten Entfernungen, wird trotz Bevölkerungsrückgang (um 1,4 Millionen auf 81, Millionen) weiter ansteigen, bis 2025 um 13 Prozent, das Verkehrsaufkommen soll nur um 1 Prozent wachsen. Das heißt, dass die zurückgelegten Strecken länger werden. 2003 legten die privaten Haushalte knapp 900 Milliarden Kilometer und 90 Milliarden Wege zurück. 2025 sollen es nach der Prognose 1015 Milliarden Kilometer bei fast gleichem Verkehrsaufkommen sein.

Zum wachsenden Verkehrsaukommen tragen unter anderem die einkommensstarken Schichten, Singles, kinderlose Paare und die wachsende Zahl der Alten bei. Das Nachsehen haben Alleinerziehende und Familien mit drei Kindern. Am meisten fahren Paare mit Kindern, aber deren Anzahl nimmt ab wie die Zahl der jungen Erwachsenen und Kinder. Paare mit Kindern stellen heute noch ein Drittel des Mobilitätsvolumens, bis 2005 soll dies au unter einem Drittel sinken.

Menschen mit höheren Einkommen haben auch eine erhöhte Mobilität und gehen noch stärker in Richtung "motorisierten Individualverkehr. Die höchsten Wachstumsraten sieht die Studie allerdings in den unteren Einkommensschichten. Und die Motorisierung soll allgemein aufgrund höherer Einkommen zunehmen. „Der Motorisierungsgrad“, so die Studie, steigt von 540 in 2003 auf 615 Pkw je 1.000 Einwohner im Jahr 2025.“ Die Verkehrsausgaben sollen allgemein unterdurchschnittlich um 1,6 % pro Jahr steigen, was eine ebenso optimistische Annahme sein dürfte wie die angenommenen Lohnzuwächse. Das DIW geht von einem jährlichen Wirtschaftswachstum bis 2025 um 1,8 Prozent aus, sinkender Arbeitslosigkeit und einem jährlichen Zuwachs des verfügbaren Einkommens von 1,4 Prozent pro Haushalt.

Beruhigend versichern die DIW-Autoren dem von BMW finanzierten Ifmo weiter: "Das häufig diskutierte Wegbrechen der Mittelschicht in Deutschland tritt damit ebenso wenig ein wie eine prohibitiv starke Verteuerung von Mobilität insgesamt." Die Rede ist nur vo einer „leichte Spreizung“ der Einkommen. Die Studie geht noch von einem Rohölpreis von 75 US-Dollar aus und will glauben machen, dass die weiteren Steigerungen moderat bleiben: "Orientiert an vorliegenden Langfristprognosen für 2025 erwarten wir einen Rohölpreis, der nominal zwar deutlich (mit 75 US-Dollar um das 2,5-fache) höher, real aber mit Annahmen zur Entwicklung der Wechselkurse und der Inflation nur beim Doppelten des bereits 2003 hohen Preisniveaus liegt." Da scheint die Wirklichkeit die Prognose schon innerhalb kurzer Zeit überholt zu haben.

Zur höheren Mobilität tragen nach Ansicht der Studie mehrere Faktoren bei: verstärkte Erwerbstätigkeit der Frauen, weitere Flexibilisierung der Arbeit, höhere Qualifikationen und die Zunahme von Single-Haushalten. Die Verkehrsleistung soll besonders stark in der Freizeit von jetzt 398 auf 453 Milliarden Kilometer und im beruflichen Rahmen von 204 au 241 ansteigen. Man fährt auch weiter zum Einkaufen oder für private Erledigungen, nur im Rahmen der Ausbildung sinken die Wege und das Verkehrsaufkommen. Kein Wunder, da es weniger Schüler und Studenten geben wird.

Der motorisierte Individualverkehr soll bis 2025 für Fahrer und Mitfahrer erheblich zulegen – von mehr als 700 Milliarden Kilometer 2003 auf dann mehr als 800 Milliarden, wobei die Mobilität der Fahrer wächst, während die der Mitfahrer abnimmt, was auch bedeutet, dass es mehr Autos pro Haushalt geben wird und überhaupt mehr Menschen selbst Auto fahren werden, wozu auch die steigende Zahl der fitten Alten gehört Auch die zu Fuß und mit dem Fahrrad zurückgelegten Kilometer sollen leicht sinken, zurückgehen soll auch die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, besonders im Hinblick auf die Wege wofür vor allem die sinkenden Schüler- und Studentenzahlen verantwortlich gemacht werden. Das Aufkommen aller Verkehrsmittel wird, so die weitere frohe Botschaft an BMW, mit Ausnahme des Autos sinken.