Aufregung um die Flüchtlinge
Immigrationsminister versucht zu beschwichtigen
Giannis Mouzalas, Immigrationsminister im Rang eines Vizeministers für Inneres, suchte am 12. August den gerade aus dem Urlaub zurückgekehrten Premierminister Alexis Tsipras auf. Mouzalas Anliegen war es, den Regierungschef umfassend zu informieren. Gleichzeitig wollte er die Öffentlichkeit beruhigen.
Hinsichtlich des Flüchtlingsdeals der EU mit der Türkei verweist er darauf, dass es zwar eine Erhöhung der Flüchtlingszahlen geben würde, diese jedoch mit 165 Personen am Donnerstag in keinem Verhältnis zu den Zahlen des gleichen Vorjahreszeitraums stünden, als bis zu 5.000 Personen täglich auf den griechischen Inseln ankamen. Mouzalas reagiert damit auf zahlreiche Presseberichte, welche den Gipfel in einem Titelblatt der gewöhnlich seriösen Tageszeitung Ta Nea fanden. Mit einem "Die Flüchtlinge sind wieder da" wurde die gesamte Titelseite gefüllt.
Es gibt außer den blanken Zahlen noch weitere Meldungen, welche aufhorchen lassen. In Kilkis erkrankten acht Minderjährige im Alter von 2 bis knapp 18 Jahren an Hepatitis A. Bei einer gewöhnlichen Erkrankungsrate von knapp 65 Personen im Schnitt pro Jahr stellt dies eine durchaus ernst zu nehmende Größe dar. 2015 gab es insgesamt 62 Fälle. Wegen der allseits herrschenden Sparmaßnahmen steht das Regionalkrankenhaus von Kilkis, einem Landkreis, in dem knapp 120.000 Menschen leben, vor Problemen. Jedoch leiden die Krankenhäuser im Land nicht nur am staatlichen Sparzwang, sondern auch an der gesunkenen Schwelle für Krankenhausdiebstahl. Es fehlt an allem, vor allen aber an Bettlaken. Krankenhausbettlaken tauchen dann, wie in einem Hotel bei Rio nahe Patras, zweckentfremdet in Hotelbetten wieder auf. Selbst Privatkliniken versorgen sich gern mit OP-Laken aus staatlichen Krankenhäusern.
Der Staat reagierte, indem die übrigen 158 Personen des betroffenen Lagers geimpft wurden. An den katastrophalen hygienischen Bedingungen vor Ort kann mangels Geld auf die Schnelle kaum etwas geändert werden.
Außer um Krankheiten geht es auch um den Frust, der sich bei den in Griechenland förmlich Eingeschlossenen breit macht. Die Wasserschutzpolizei von Chios alarmiert, dass in den Häfen auf Samos und Chios chaotische Zustände durch umher irrende Flüchtlinge und Immigranten herrscht. In einem Lager in Sindos bei Thessaloniki stach ein Flüchtling einen Polizisten mit einem Messer in den Hals. In Patras prügelten sich die Flüchtlinge und Immigranten untereinander - es gab drei Verletzte.
Iraker nahmen auf Chios in einem Lager kurzzeitig die Beschäftigten als Geisel, um gegen ihre Unterbringungsbedingungen zu protestieren. Ebenfalls auf Chios gab es bei Unruhen im Lager einen weiteren verletzten Polizeibeamten. Schließlich ziehen die Bewohner von Chios vor den Staatsrat, dem höchsten zuständigen griechischen Gericht, um die Hotspots auf der Insel loszuwerden.
Diese Ereignisse sind nur einige von vielen, die innerhalb von sieben Tagen, vom vergangenen Freitag bis Donnerstag, von den Gazetten und Internetportalen berichtet wurden. Zudem melden die Tourismusunternehmen der betroffenen Inseln immer wieder erhebliche Umsatzeinbrüche, sowie knapp 300.000 Übernachtungen weniger als im Vorjahr.
In seiner Presseerklärung nach dem Treffen mit Tsipras gibt Mouzalas die Richtung vor, welche das Ministerium zur Lösung und Entlastung einschlagen möchte. Die Flüchtlinge sollen im Land besser verteilt werden. So werden offenbar auch auf Kreta Lager gebaut. Straffällige oder Aufrührer und notorische Unruhestifter unter den Flüchtlingen und Immigranten möchte Mouzalas zügig in Gefängnisse rund um Athen bringen.