Aus Hamburgs Fehlern nichts gelernt
Der bayerische Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch will in München eine Flussinselphilharmonie bauen
Als man in Hambug einen neuen Prestige-Konzertsaal auf einer Elbinsel plante, da sagte man den Bürgern dort zuerst, das Projekt würde sie lediglich das von der Stadt dafür zur Verfügung gestellte Grundstück kosten. Dann stiegen die veranschlagten Kosten nach und nach von 77 auf 476 Millionen Euro. Wobei offen ist, ob die "Elbphilharmonie" vor ihrer aktuell für 2015 anvisierten Fertigstellung nicht noch teurer wird.
Dieser Schildbürgerstreich könnte sich nun in München wiederholen: Dort plant der bayerische Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch einen Konzertsaal auf einer Isarinsel, für den das Forum der Technik im Deutschen Museum weichen soll. Weil nicht klar ist, ob sich der Denkmalschutz dagegen sperrt, zieht der FDP-Politiker als Alternative auch die Integration seines Vorhabens in das bestehende Gebäude in Betracht. Das allerdings würde den Steuerzahler durch Auflagen womöglich noch teurer kommen als ein Neubau.
Der Nutzen, den das Projekt bringt, ist nicht nur deshalb begrenzt, weil solche Säle lediglich von einer kleinen Elite besucht werden, sondern auch, weil München mit seiner städtischen Philharmonie im Gasteig, seinem Herkulessaal, seinem Prinzregententheater und seinem Nationaltheater bereits jetzt so überversorgt ist, dass selbst in der Orchesterversammlung der künftig von Lorin Maazel dirigierten Münchner Philharmoniker Protest gegen das Vorhaben laut wurde.
Neben den Münchner Philharmonikern sind auch die Freien Wähler, die Grünen, die SPD und große Teile der CSU dagegen. Der oberfränkische Landtagsfraktionsvize Alexander König teilte der Öffentlichkeit deshalb bereits via Twitter mit, dass ein "Landeshaushalt mit Konzertsaal in München" aus seiner Sicht "nicht zustimmungsfähig" ist. Die rot-grüne Münchner Stadtregierung verkündete dagegen, dass man den Bau zumindest nicht blockieren wolle.
Heubisch hatte bereits im letzten Jahr den Zorn der Franken erregt, als er für die Renovierung eines einzigen Münchner Theaters eine Summe bewilligte, mit der man der Hälfte der Studenten im Freistaat Bayern ein Semester lang die Gebühren erlassen hätte können. Diese Pläne hielt man so lange geheim, dass viele Parlamentarier bei den Haushaltsverhandlungen (in denen es fast ausschließlich darum ging, wie viel Geld ihre Wahlkreise und Interessenverbände weniger bekommen) nie davon zu hören bekamen.
König meinte damals, es sei ein "Saustall", dass die Staatsregierung Mittel für die Ausbesserung kaputter Straßen verweigert, aber "für diese Schicki-Micki-Pläne plötzlich Millionen hat." Allerdings sind die von einigen CSU-Abgeordneten als Alternativen zu den Ausgaben in München genannten Dorferneuerungs- und Städtebauförderungsprogramme ein ähnlich problematischer Posten: In diesen beiden Bereichen wurden nämlich in der Vergangenheit Mittel häufig dazu verwendet, Teerstraßen aufzureißen und durch Kopfsteinpflaster zu ersetzen, damit das örtliche Baugewerbe Aufträge bekommt.
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