Ausnahmezustand in der Luft
Wie unterschiedliche Kampagnen versuchen, mit Flugangst umzugehen
Neuerdings spricht man nicht nur von Flugangst, sondern auch von Air Rage. Wer irrationale Angst hat, kann schließlich zu einer Gefahr für andere werden: Unberechenbar, aggressiv und gewalttätig. Air Rage, das konnotiert eine Atmosphäre wie man sie im Umfeld von Fußballspielen erleben kann: Randale im Massenformat. Gut, dass es im Internet Experten gibt, die kühlen Kopf bewahren.
Todd Curtis zum Beispiel war einst als Sicherheits-Analytiker bei Boeing angestellt. in dieser Zeit schrieb er das Buch Understanding Aviation Safety Data: Using the Internet and Other Sources to Analyze Air Travel Risk und trat im Fernsehen auf, in Sendungen wie Wolf Blitzer Reports auf CNN, Today's Business auf CNBC und in der NBC News Early Today Show.
Nach dem Curtis Boeing verließ, gründete er Airsafe.com. Eine Website, auf der alles zu finden ist über die Geschichte vonFlugzeugabstürzen, über vermisste Passagiere sowie die verunglückten Maschinen und ihre Fehler. Alles fein und säuberlich geordnet. Am 3. Juli 1996 gegründet, liefert diese Website auch die aktuellsten Informationen über Sicherheitsdebatten im Airline-Sektor sowie über die neusten technischen Entwicklungen in diesem Bereich.
Besuchenswert ist Airsafe.com für alle, die glauben, dass Airline Security nur was mit irrationaler Flugangst, Terrorismus und dem Please fasten your Seatbelts-Aufruf zu tun hat. Besuchenswert vor allem aber auch für diejenigen, die sich eine eigene Meinung bilden wollen, jenseits von Paranoia-Management. Mit einem anderen Begriff lässt sich der dialektische Diskurs um Flugsicherheit in den USA derzeit nämlich wohl nicht beschreiben: Einerseits wird mit allen erdenklichen Mitteln besänftigt, andererseits wird Angst und Schrecken geschürt.
Auf dem Besänftigungskurs befinden sich 130 US-amerikanische Fluggesellschaften; sie haben sich zusammen geschlossen, um der US-Amerikanischen Bevölkerung wieder Vertrauen zu geben in die Luftfahrt-Industrie. Ihre gemeinsame Kampagne heißt Flight Plan for America (FPA. Sie verbürgt sich für striktere Kontrollen der Flugsicherheit; sie will die Öffentlichkeit über Innovationen auf diesem Sektor aufklären.
Selbst Captain James A. Lovell, Kommandant der Apollo 13, konnte für diesen Bildungsauftrag gewonnen werden. In einem aktuellen Spot fordert er die Zuschauer auf, von ihrem Recht auf Fliegen Gebrauch zu machen:
"We should not let fear prevent us from seeing our country or visiting other countries. Have some fun, and help the economy. It's time to get going again."
Passend dazu nimmt der Betrachter auf der FPA-Startseite den Standpunkt eines Astronauten ein. Man steht auf dem Mond und blickt entspannt auf den blauen Planeten.
Komplementär dazu verhalten sich Kampagnen, die den Ausnahmezustand im Luftraum ausgerufen haben. Neuerdings gilt Air Rage als eine der größten Risiken für die Luftfahrt-Industrie. Was Air Rage ist? Ein um sich greifender Virus, der sich im Verhalten der Passagiere seit geraumer Zeit bemerkbar macht: Das Symptom ist Aggression. Als Gründe werden verspätete Flüge, Alkohol oder Drogen-Missbrauch, mentale Krankheiten oder einfach nur Flugangst genannt.
Empfohlen wird in diesem Zusammenhang David Larsons neues E-Book: How to Stop Your Anxiety Now!. Es skizziert die effektivsten Strategien zur Angst-Bekämpfung. Der Therapeut bringt seine Erfahrung aus so unterschiedlichen Bereichen wie Psychologie, Bioenergie, Trance-States, Transaktionaler Analyse sowie ko-aktivem Coaching ein.
Anders setzt die Safe Flier Academy an. Sie begnügt sich nicht mit einem theoretischen Info-Service, sie wendet sich in erster Linie auch nicht an Passagiere, sondern an Flugbegleiter, denen Unterricht in Luftfahrt-Sicherheit und Passagier-Schutz anbietet. Die Ausbildung ist für eine globale Kundschaft designt. Der Fokus liegt auf Prävention, Selbstverteidigung, Überlebenstraining, etc. Man kann die Safe Flier Academy sogar auch schon in einem Tag absolvieren.
Auch die Skyrage Foundation empfiehlt Flugbegleitern Selbstverteidigungskurse. Auf der Startseite von ihrer Website ist ein entsprechendes Bild zu sehen: Eine junge Stewardess, rot-braune Haare, schwarze, sportliche Kleidung, hat einen bärtigen Mit-Vierziger hinter sich, den sie - selbstbewusst in die Kamera blickend - mit einem Kamfkunst-gerechten Griff ausser Gefecht setzt. Die verlinkte Bildunterschrift lautet: The Complete Non-Deadly Force Training System. Klingt brutal? Ist es auch. Im Himmel geht schließlich alles drunter und drüber.