Außenposten am Rande der Seidenstraße

Seite 2: Neue Nutzer für den Luftwaffenstützpunkt Lajes gesucht

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Davon wird insbesondere eine aktuelle Äußerung des portugiesischen Premiers António Costa während seines kürzlich absolvierten China-Besuchs berührt. Er möchte den Chinesen den Luftwaffenstützpunkt Lajes auf der Azoreninsel Terceira zur Nutzung überlassen, falls die US-Amerikaner keinen Wert mehr darauf legen sollten und ihren exklusiven Nutzungsvertrag nicht weiter verlängerten.

Die US-Amerikaner hatten 2012 ihr geschwundenes Interesse am Lajes Air Field und die damit verbundene Absicht einer künftigen Reduzierung der Truppenstärke bekanntgegeben. Begründet wurde dieser Schritt mit einer Kombination aus neuen strategischen Prioritäten und Sparmaßnahmen. Treibstoffeffizientere Flugzeuge und die Betankung in der Luft hätten zudem die Notwendigkeit von Stopps auf dem mittelatlantischen Rücken verringert.

Der Stützpunkt auf den Azoren ist militärisch sehr wichtig, aber auch aus logistischen und technologischen Aspekten, und außerdem für die Erforschung von Tiefsee und Klimawandel.

António Costa
Pagoden statt Castelos: Chinesische Version der portugiesischen Flagge. Bild: Bernd Schröder

Auf Nachfragen von Journalisten sah Costa eine zukünftige Nutzung der Basis vor allem als Forschungsplattform. Eine militärische Nutzung stünde nicht zur Debatte, nur die Weiterverwendung der bereits vorhandenen Infrastruktur zu Forschungszwecken.

Die Chinesen haben offiziell noch kein Interesse verlautbart - dafür die US-Amerikaner ihr Missfallen an der bloßen Vorstellung. Meldungen von an den Azoren vorbeipatrouillierenden chinesischen Flottillen werden als Suche nach neuen Stützpunkten interpretiert. Und seit 2012 waren schon drei führende chinesische Repräsentanten zu Besuch auf Terceira: 2012 der damalige Premier Wen Jiabao, 2014 Präsident Xi Jinping und im Oktober 2016 der aktuelle Premierminister Li Keqiang.

Seine Blütezeit erlebte der US-Luftwaffenstützpunkt Ende der 1950er Jahre, als 3000 US-amerikanische Militärangehörige auf der Insel stationiert waren. Zu Beginn des neuen Millenniums gab es hier noch 875 Militär- und 100 Zivilangestellte aus den USA, die dem 65th Air Base Wing unterstellt waren. Die US-Bevölkerung der Insel lag bei 2100.

Die US-Regierung hatte im Januar 2015 den Abzug von 500 Militärangehörigen aus Lajes bekanntgegeben. 165 US-Amerikaner bleiben zunächst auf der Basis. Ende September 2016 verließen die letzten von 450 portugiesischen Angestellten die Air Base, die Auflösungsverträge der Arbeitsverhältnisse im gegenseitigen Einvernehmen mit der US-Air Force ausgehandelt hatten.

Zurzeit sind noch 410 festangestellte Portugiesen und ein Dutzend Zeitarbeiter auf der Basis. Ein Teil wird aus dem US-amerikanischen Verteidigungsbudget finanziert, der andere aus den Einnahmen der auf der Basis angebotenen Dienstleistungen, von denen nun viele wegfallen. Wie die Kantinen, zu denen künftig nur noch Angehörige der US-Streitkräfte Zutritt haben sollen. Auf der Insel wird befürchtet, dass die US-Air Force ihre Tätigkeit vor Ort auch weiterhin herunterfährt, so dass für die Zukunft weitere Verluste von Arbeitsplätzen erwartet werden. Man rechnet außerdem mit dem Wegfall von 1500 indirekten Jobs und einer Auswanderwelle. Der Luftwaffenstützpunkt galt als zweitgrößter Arbeitgeber der Insel.