Automatisierte Zutritts- und Temperaturkontrolle

In Asien schon lange üblich, nutzen jetzt auch europäische Unternehmen die berührungslose Temperaturmessung für die Zutrittskontrolle

Was in Fernost vielfach völlig problemlos nutzbar ist, unterliegt in Europa zahlreichen Limitierungen, die den Einsatz von automatisierten Temperaturscannern im Interesse des Datenschutzes stark einschränken. Sie lassen sich in der Praxis nur dort einsetzen, wo die zu Scannenden dafür ihre Zustimmung gegeben haben oder die Scan-Ergebnisse nicht automatisch mit einer Person verknüpft werden können.

So wäre das bei Clubs und Fitnesscentern möglich, wenn diese ihre Hausordnungen im Rahmen eines neu eingeführten Hygienekonzepts entsprechend ändern würden. Die mit den Scannern verfügbare Technik geht inzwischen jedoch weit über das Temperaturscreening hinaus.

Inzwischen sind Geräte verfügbar, die eine sekundenschnelle Ermittlung der Körpertemperatur des Passierenden aus einer Distanz von über einem Meter mit einer Genauigkeit von 0,1°C ermöglichen. Ist der selbst definierte Temperaturgrenzwert überschritten, erfolgt eine Meldung auf dem Display sowie optional auch eine Audiowarnung.

Gleichzeitig kann auch ein Foto von der beobachteten Person gemacht werden. Mögliche Risikopersonen können so unmittelbar dokumentiert werden. Die Aufnahme kann zudem in Sekundenbruchteilen mit einer hinterlegten Bilddatenbank abgeglichen werden, um festzustellen, ob die Person im Bild eine Zutrittsberechtigung hat.

Die Bilderkennung lässt sich auch für die Erkennung eines Mund-Nasen-Schutzes sensibilisieren, so dass im Bedarfsfall ein Alarm ertönt oder die Aufforderung, den MNS korrekt zu tragen. Die Aufnahmetechnik ermöglicht, unabhängig von den herrschenden Lichtverhältnissen eine hochpräzise Gesichtserkennung.

Bild: Noblex E-Optics

"Das Thermal Tablet ermöglicht eine schnelle und effektive Kontrolle vor öffentlichen Einrichtungen oder an Firmeneingängen", lässt sich Thorsten Kortemeier, von der auf Optik und Wärmebild-Technik spezialisierten Eisfelder Noblex E-Optics zitieren. Der Betrieb des Tablets erfolgt autonom und benötigt keine weitere Hardware. Es lässt sich jedoch auch in vorhandene automatisierte Zutrittssysteme integrieren und flexibel und dennoch datenschutzkonform an bestehende Datenbanken anbinden.

Einsatzmöglichkeiten der kontaktlosen Körpertemperaturermittlung

Die verfügbare Technik eignet sich auch für Firmen- und Behördeneingänge. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Beschäftigten ihre Zustimmung für den Einsatz von Temperaturscannern geben müssen. Schwieriger ist der Einsatz bei Gelegenheiten, bei welchen es vor dem Screening nicht zu einer vertraglichen Vereinbarung kommt, welche das Screening ausdrücklich vorsieht.

Dies betrifft beispielsweise Lebensmittelgeschäfte oder den Publikumsverkehr in der öffentlichen Verwaltung, die der Grundversorgung dienen. Bei solchen Gelegenheiten scheint das Temperaturscreening in Deutschland nach derzeitiger Rechtslage offensichtlich nicht zulässig zu sein.

Derzeit noch nicht verbindlich geklärt scheinen die Einsatzmöglichkeiten beispielsweise beim Besucherverkehr in Krankenhäusern und Altenpflegeeinrichtungen, wo mit Hilfe eines Temperaturscreenings eine erste Zutrittskontrolle erfolgen könnte. Praktikabler ist die Anwendung in Fällen, wo heutzutage eine Voranmeldung und Reservierung erforderlich ist. Das reicht vom Restaurant über den Frisör bis zu Physiotherapie oder Massage. Da genügt ein Häkchen in der Anmeldung als Zustimmung. Ohne Häkchen kein Zutritt.

Da die Technik der Geräte grundsätzlich auch Möglichkeiten zulässt, die in Deutschland nicht erlaubt sind, muss sichergestellt werden, dass die bei der spezifischen Anwendung nicht zulässigen Features so sicher gesperrt sind, dass sie auch vom mit der Zutrittskontrolle befassten Personal nicht reaktiviert werden können.

Hierbei zeigt sich dann auch der Vorteil eines lokalen Anbieters, der die europäischen Besonderheiten und rechtlichen Rahmenbedingungen kennt und mit Sicherheit nur die Funktionen freischaltet, die nach geltendem Recht hierzulande auch genutzt werden können. Alles Andere wäre im Zweifelsfalle ein ziemlicher Blindflug, der übel enden könnte.

Temperaturscreening bei einem Logistkdienstleister

Der Logistikdienstleister Bertschi im Schweizer Dürrenäsch setzt ein NTT100 Thermal Tablet als unvernetzte Station zum Temperaturscreening seiner Besucher ein. Im Gerät gespeichert wird dabei nur die jeweils gemessene Körpertemperatur und der Zeitpunkt mit Datum und Uhrzeit. Falls jemand das eingesetzte Gerät entwenden sollte, würde der Diebstahl nur diese beiden Daten betreffen, die im Gerät keinerlei Personenbezug haben, da weder Bilder noch die Besucherliste im Gerät gespeichert werden. Die Anwendung bei Bertschi beschränkt sich auf die genannten beiden Funktionen. Alle anderen Features sind deaktiviert und können von den Bedienern am Einsatzpunkt auch nicht aktiviert werden.