Bankenrettungen 2.0: Dominostein Credit Suisse gefallen
Seite 2: Die Kapitalpuffer
- Bankenrettungen 2.0: Dominostein Credit Suisse gefallen
- Die Kapitalpuffer
- Auf einer Seite lesen
Die Handelszeitung verweist darauf, wie wenig die größeren "Kapitalpuffer" wert sind, die inzwischen eingeführt wurden.
Die letzten Tage haben gezeigt: Solche Puffer werden bedeutungslos, wenn das Vertrauen dahin ist. Liquidität löst sich in Luft auf, wenn ein Sturm auf eine Bank erfolgt, egal wie hoch diese Puffer sind. Ein solcher Sturm, ein «Rette-sich-wer-kann» der Kundschaft hat auch bei der Credit Suisse letzte Woche stattgefunden.
Handelszeitung
Damit wird auch deutlich, dass die Kritik der Bürgerbewegung Finanzwende noch viel zu kurz greift. "Europa braucht Regulierungen, die ausreichende Risikopuffer vorschreiben", wird von der Bürgerbewegung gefordert. Richtig hatte der Vorsitzende Gerhard Schick schon am frühen Samstag auf die Gefahren einer Fusion der CS mit der UBS hingewiesen.
Er meinte im Deutschlandfunk-Interview, dass mit größeren Puffern der Abstand zwischen den Dominosteinen vergrößert werde, womit die Gefahren verkleinert würden. Die Puffer sei zwar deutlich angehoben worden, aber sie seien noch immer viel zu klein. Deshalb blieben weiter Ansteckungsgefahren, das Finanzsystem sei insgesamt instabil.
Eigentlich müsste das Finanzsystem so sein, dass es in den Nachrichten in Europa keine Rolle spielt, wenn eine mittelgroße Regionalbank in den USA umkippt.
Gerhard Schick
Aber auch Schick kritisiert die Fusion der beiden Großbanken. Man erhalte nun einen "noch größeren Akteur, der erst recht nicht pleitegehen darf". Schick wirft der Schweizer Politik und den Aufsichtsbehörden Versagen vor: "Sie haben zugesehen, wie die Credit Suisse von Skandal zu Skandal schlitterte und immer mehr Kunden verlor."
Dafür zahlten jetzt die Steuerzahler.
Die Wochenend-Not-Fusion zeigt, wie instabil die Finanzmärkte sind. Der Druck der Märkte war so groß, dass man sich zu diesem Schritt genötigt sah.
Gerhard Schick
"Nun müssten endlich wichtige Finanzmarktreformen folgen", fordert er. In Europa seien "die Gesetzgeber zu oft den Einflüsterungen der Finanzlobby gefolgt", weist er auch auf die "zahlreichen Erleichterungen" hin, "welche Banken in der Pandemie gewährt" worden seien.
Und selbst nach den anstehenden Reformen werden europäische Banken international verabschiedete Kapitalstandards deutlich unterschreiten, da sich die Finanzlobby mal wieder durchgesetzt hat
Gerhard Schick
Dass aber selbst der Notkredit der Nationalbank im Umfang von 50 Milliarden Franken die Credit Suisse nicht mehr stabilisieren konnte, macht die Handelszeitung deutlich.
In der Schweiz wird kritisiert, dass man uns nach der Finanzkrise versichert habe, "die ergriffenen Maßnahmen, Regulierungen und Anforderungen an die Banken würden das System absichern, eine Staatsrettung werde nicht mehr nötig sein". Das sei jetzt dahin und das habe Folgen über das Schicksal der Credit Suisse hinaus, macht die Zeitung deutlich.
Sie unterstreicht auch richtig, dass auch jetzt "noch gar nichts" gesichert ist. Denn die Probleme sind nicht aus der Welt.
"Und wenn künftig auch die dann noch größere und einzige Schweizer Großbank ins Straucheln gerät, sind die Risiken für die gesamte Schweizer Volkswirtschaft noch viel größer, aber ein Ausweg wie jetzt bleibt nicht mehr übrig."
Gefordert wird, die Giga-Bank wieder zu verkleinern. Und die Gefahren sind nun sogar noch größer, dass die gesamte Schweiz Schaden nehmen könnte, da "die jüngste weltweite Bankenkrise möglicherweise nicht ausgestanden ist".
Hier wird auch auf die Geldpolitik der Notenbanken hingewiesen. Würden die jetzt im Interesse der Finanzstabilität ihren Kurs zur Bekämpfung der Inflation ändern, drohe die Inflation gänzlich außer Kontrolle zu geraten.
"Auch auf diesem Weg würden Kosten für die Rettung der Credit Suisse und der Banken generell erneut der Allgemeinheit in Rechnung gestellt", wird als die wichtigste Parallele zur Finanzkrise von 2008 gezogen.
Wir alle sind noch immer in Geiselhaft der Banken. Ihren Untergang können wir uns so wenig leisten wie damals. Die Verantwortlichen kassieren ab, am Ende bezahlt die Allgemeinheit die Zeche.
Handelszeitung
Klar ist jetzt auch, dass das Ziel, die Finanzmärkte zu beruhigen, durch den Wochenenddeal fehlgeschlagen ist. Die Börsen gehen allesamt in die Knie und auch die Anleger flüchten massiv aus Credit-Suisse-Titeln.
Nach der angekündigten Übernahme durch die Rivalin UBS gingen die Papiere in den freien Fall über. Die Aktien verloren im frühen Handel 63 Prozent und sie stürzten auf das Rekordtief von 0,68 Franken. Das ist noch weniger als der ohnehin niedrige Preis von 0,76 Franken, welche die UBS bezahlt hat. Die Anteile der UBS brachen 13 Prozent auf 14,92 Franken ein.