Bayer in der Krise: Flop bei Medikamenten und Glyphosat-Klagen
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Wegen Glyphosat soll der Konzern 1,5 Milliarden US-Dollar zahlen. Dann floppt auch noch ein neues Medikament. Erfahren Sie mehr darüber.
Beim deutschen Pharma- und Agrarkonzern Bayer häufen sich die Probleme. Am Montag stürzte die Aktie ab, nachdem das Unternehmen das Ende einer Medikamentenstudie bekannt geben musste. Auch der Unkrautvernichter Glyphosat macht dem Konzern weiter zu schaffen. Erst am Freitag hatte ein US-Gericht Bayer in diesem Zusammenhang zur Zahlung von 1,5 Milliarden Dollar verurteilt.
Am Sonntag hatte Bayer bekannt gegeben, dass eine Phase-III-Studie mit dem Medikament Asundexian abgebrochen wird. Das Medikament galt als Hoffnungsträger und potenzieller Umsatzbringer für den Konzern: Man rechnete mit jährlichen Spitzenumsätzen von mehr als fünf Milliarden Euro.
Die Studie untersuchte Asundexian im Vergleich zu Apixaban bei Patienten mit Vorhofflimmern und erhöhtem Schlaganfallrisiko. Auf Empfehlung des unabhängigen Data Monitoring Committee (IDMC) wurde die Studie nun vorzeitig beendet. Dieser Schritt erfolgte, nachdem sich eine unterlegene Wirksamkeit von Asundexian im Vergleich zur Standardtherapie gezeigt hatte.
Rechtsstreitigkeiten um Roundup belasten Bayer
Neben den Schwierigkeiten im Pharmabereich sieht sich Bayer auch mit Problemen durch das glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel Roundup konfrontiert. Ein US-Gericht verurteilte Bayer zur Zahlung von mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar an ehemalige Nutzer des Produkts, die Roundup für ihre Krebserkrankungen verantwortlich machen.
Das US-Gericht hat am Freitag der Klage der drei ehemaligen Roundup-Anwender James Draeger, Valorie Gunther und Dan Anderson stattgegeben. Sie machten Roundup für ihre Krebserkrankungen verantwortlich. Ihnen wurde Schadenersatz in Höhe von insgesamt 61,1 Millionen US-Dollar zugesprochen. Zusätzlich muss Bayer in jedem der drei Fälle weitere 500 Millionen Dollar Strafschadenersatz zahlen.
Hohe Schadenersatzsummen sind in den USA nicht ungewöhnlich, werden aber häufig von den Richtern reduziert. Bayer hat bereits angekündigt, in Berufung gehen zu wollen. Der Konzern argumentiert laut Deutscher Presse-Agentur (dpa), dass die Höhe des Strafschadensersatzes gegen die US-Verfassung verstoße. Außerdem hätten die Gerichte in den jüngsten Fällen den Klägern erlaubt, regulatorische und wissenschaftliche Fakten falsch darzustellen.
Bayer betont, dass es gute Argumente für eine Revision der Urteile habe und weist darauf hin, dass es neun der letzten dreizehn Gerichtsverfahren gewonnen und die meisten Klagen beigelegt habe. Auch wenn dem so sein sollte, belasten die Rechtsstreitigkeiten um den Unkrautvernichter das Unternehmen.
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Wissenschaftliche Diskussion um Glyphosat hält an
Die möglichen Gesundheitsgefahren von Glyphosat sind nach wie vor Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion. Erst kürzlich wurde in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) eine Studie veröffentlicht, wonach Glyphosat und andere Pestizide für eine erhöhte Krebssterblichkeit bei Kindern im Amazonasgebiet verantwortlich sein könnten.
Unter Wissenschaftlern sind die Ergebnisse der Studie allerdings umstritten. Matthias Liess, Leiter der Systemökotoxikologie am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig, hält das Ergebnis für plausibel. Es gebe "einen kausalen Zusammenhang" zwischen dem Pestizideinsatz im Sojaanbau und der Krankheitslast bei Kindern.
Dies liegt begründet in der Beobachtung, dass flussabwärts des Sojaanbaus eine höhere Inzidenz als flussaufwärts beobachtet wurde. Somit ist es wahrscheinlich, dass die Erkrankungen mit einer anbaubedingten Belastung des Trinkwassers in Verbindung gebracht werden kann. Andere Ursachen als Pestizide sind in diesem Wirkszenario schwer vorstellbar.
Matthias Liess
Daniel Dietrich, Professor an der Universität Konstanz und Leiter der Arbeitsgruppe Human- und Umwelttoxikologie, sieht den Beweis durch die Studie bisher nicht erbracht. Er sagte:
Die Ergebnisse bestärken einen vielfach angenommen jedoch nie bestätigten kausalen Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber Glyphosat und dem Aufkommen von akuter lymphoider Leukämie.
Es würden jedoch keine Beweise geliefert, sondern nur Assoziationen verstärkt. Zudem wiesen die Autoren selbst darauf hin, dass sie nicht wüssten, welcher Anteil der untersuchten Fläche mit GV-Soja bepflanzt und damit auch mit Glyphosat behandelt worden sei. Sie wüssten auch nicht, wie viel Glyphosat ausgebracht wurde.
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