Bekämpfung der "Opioid-Epidemie" in den USA: "Ein gewinnbarer Krieg"

Donald Trump erhob die "Opioid-Krise" zum Notstand, Justizminister Sessions sieht die beste Prävention in der strafrechtlichen Bekämpfung

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

In den USA wurde eine Opioid-Epidemie festgestellt, die auch bereits den wirtschaftlichen Aufschwung beeinträchtigt (Opioid-Epidemie wirkt sich auf die Wirtschaft aus). Präsident Donald Trump hatte im Februar eine Kommission eingesetzt, deren Ende Juli vorgelegter Abschlussbericht ihn aufforderte, dringend einen nationalen Notstand auszurufen (Die USA befinden sich wegen der "Opioid-Epidemie" in einer Krise).

Trump beschloss wenige Tage später trotz Widerstands seitens der Gesundheitsbehörde, die "Opioid-Krise" als nationalen Notfall einzustufen, was bedeutet, dass Bundesländer und Bundesbehörden mehr Gelder zur Bekämpfung der Epidemie erhalten, die im Wesentlichen in den 1990er Jahren einsetzte, als Ärzte die neuen, angeblich ungefährlichen Schmerzmittel massenhaft zu verschreiben. Normalerweise wird der Notstand bei Naturkatastrophen ausgerufen, einen medizinischen Notstand gab es selten, zuletzt 2009-2010, als man Sorge vor einer Grippeepidemie hatte.

Trump betonte in einer Rede, es sei ein Notfall, und dass er "offiziell" einen nationalen Notstand ausrufe: "Wir werden viel Zeit, große Mühe und viel Geld wegen der Opioid-Krise aufwenden. Es ist ein ernstes Problem, wie wir es noch niemals hatte." Gut möglich, dass das schnell wieder vergessen wird, schließlich holte die USA mit Wirbelsturm Harvey und den Überschwemmungen ein neuer Notfall ein, auf den die Behörden nicht vorbereitet waren.

Über 90 Millionen Amerikaner nehmen verschreibungspflichtige Opioide ein, 11,5 Millionen missbräuchlich. Zwischen 1999 und 2015 sollen mehr als eine halbe Million Amerikaner an einer Überdosis gestorben sein, der mehr Menschen zum Opfer fallen als durch Verkehrsunfälle und Schusswaffengebrauch. Im Jahr 2016 sind mehr als 60.000 Menschen durch eine Überdosis an Opioiden gestorben. 2016 waren es noch 52.000. Nach der DEA sollen 80 Prozent der Heroinabhängigen ihre Drogenkarriere mit verschreibungspflichtigen Opioiden begonnen haben.

"Alle 25 Minuten wird ein Kind geboren, das abhängig ist"

Das Thema wurde jetzt wieder durch eine Rede von Justizminister Jeff Sessions vor der National Alliance for Drug Endangered Children hervorgehoben. Überdosis mit Opioiden sei eine der häufigsten Todesursachen in den USA. Letztes Jahr hätten die Drogentoten bereits einen Rekordwert erreicht, auch dieses Jahr gebe es eine weitere starke Zunahme. Man denke dabei zu wenig an die Kinder, die Opfer des Drogenmissbrauchs würden, weil sie von ihren Eltern nicht betreut werden, irrtümlich tödliche Drogen zu sich nehmen, mit den Lügen ihrer Eltern leben müssen, die in ihrer Wohnung Drogen herstellen oder verkaufen, oder erleben, wie ein Elternteil stirbt. Alle 25 Minuten würde ein Kind geboren, das abhängig ist: "Drogen zerstören Familien in Wisconsin und im ganzen Lande und treiben sie in den finanziellen Ruin." Die Zahl der Kinder, die in Pflege kommen, sei in den letzten drei Jahren um 8 Prozent gestiegen.

Natürlich geht es Sessions auch um die Kosten, denn so können Gelder eher legitimiert werden. Die Drogen seien billiger geworden, aber die Abhängigkeit von verschreibungspflichtigen Medikamenten würde die Wirtschaft jährlich 78 Milliarden US-Dollar kosten, von anderen illegalen Drogen 193 Milliarden. Was ist zu tun? Nach Sessions muss behandelt werden, aber das käme eigentlich zu spät. Daher sei Prävention vorrangig.

Und hier kommt die Strafverfolgung ins Spiel, die sei nämlich präventiv, indem sie gegen Opioid-Betrug, Drogenhändler oder Ärzte vorgeht, die zu viel und missbräuchlich Opioide verschreiben. Zudem werde die Grenze zu Mexiko besser geschützt, um zu verhindern, dass von dort aus Drogen und Medikamente ins Land kommen: "Ich glaube, dass die neuen Ressourcen und Bemühungen einen Unterschied machen, mehr Kriminelle zur Rechenschaft ziehen und letztlich Leben retten. Und ich bin überzeugt, dass es ein gewinnbarer Krieg ist."

Sessions verliert bezeichnenderweise kein Wort darüber, was die Menschen dazu treibt, sich Opioide verschreiben zu lassen oder überempfindlich gegen Schmerzen zu sein, und was Ärzte veranlasst, allzu bereitwillig und massenhaft solche Schmerzmittel zu verschreiben, die abhängig machen. Warum also versinken die USA in Schmerzen, die die Menschen nicht aushalten und daher auf das Schlucken von Schmerzmitten setzen? Drogenhändler oder Ärzte hinter Gitter zu bringen und die sowieso schon überbordende Gefängnispopulation weiter wachsen zu lassen, wird das Problem nicht lösen, präventiv ist es allemal nicht.