Bereiten die deutschen Bischöfe der katholischen Friedensbewegung den "Garaus"?

Seite 2: Bischöfliche Assistenz für Hitlers Rasse- und Vernichtungskrieg im Osten

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Nach Ende des ersten Weltkrieges machte sich aber niemand Gedanken darüber, wie das bischöfliche Amt fortan strukturell so eingebunden werden könnte, dass es auch eine authentische Bewahrung der Friedensbotschaft Jesu gewährleistete.

Entschieden für die päpstliche, also weltkirchliche Friedensverkündigung und den Glaubenssatz zur Einheit der universalen menschlichen Familie setzte sich der neu gegründete "Friedensbund deutscher Katholiken" (FdK) ein. Eine glaubwürdige bischöfliche Identifikation mit dem FdK war an zwei Fingern (nicht Händen) abzuzählen.

Als das nationalsozialistische Deutschland 1939 Polen überfiel, um sodann dort u.a. hunderte katholischer Priester abzuschlachten, läuteten in den deutschen Diözesen die Kirchenglocken als Zeichen des Frohlockens. Wiederum gab der Bischofskonferenz-Vorsitzende Kardinal Bertram zu verstehen, ein "gerechter Krieg" sei im Schwang.

Man kann nicht sagen, die deutschen Bischöfe hätten im zweiten Weltkrieg nur versagt und eben nicht entschieden genug die Botschaft Jesu vorgetragen.

Sie verpflichteten nämlich ihre Gläubigen dazu, das genaue Gegenteil der Friedensweisung Jesu zu tun und sich am Vernichtungskrieg der nationalsozialistischen Staatsführung mit ganzer Opferbereitschaft zu beteiligen.

Lorenz Jaeger, vom Dienst als Wehrmachtspfarrer abberufen, um 1941 in Paderborn das Amt des Erzbischofs anzutreten, erweiterte z.B. seinen Konkordats-Eid ganz ungefragt mit freudigster Staatsbejahung (1941!), sah die Menschen in der Sowjetunion gemäß Propaganda als "fast zu Tieren entartet" an und glaubte bis zum bitteren Ende an eine deutsche Wunderwaffe.

Kaum ein Kirchenmann dürfte so gut über die deutschen Kriegsverbrechen und Massenmorde an Juden im Osten informiert gewesen sein wie dieser durchaus militaristische Bischof. Im August 1943 beauftragte man ihn mit der Dompredigt bei der letzten Fuldaer Bischofskonferenz vor Kriegsende.

Lorenz Jaeger beschwor bei diesem Anlass vor zweitausend Menschen und allen Oberhirten das "Band des Blutes" zwischen den "DEUTSCHEN Bischöfen" und ihren "DEUTSCHEN Schwestern und Brüdern" (der damalige Staatsterminus für dergleichen lautete: "alles gut arisch"). Sodann wusste er zu Fulda als oberster Seelsorger zu verkünden: "Deutschland muss leben, auch wenn wir sterben müssen!"

Sterben mussten dann aber die von den Bischöfen zur Aufopferung ermahnten katholischen Soldaten im Felde und u.a. über 25 Millionen Menschen in der Sowjetunion. Verfolgt wurden vom Staat nicht die Bischöfe, die Hitlers Feldzug gegen den laut Bischofs-Handbuch von Juden dirigierten "gottlosen Bolschewismus" ja mit einer Ausnahme assistierten.

Verfolgt wurden vielmehr kriegskritische Leutepriester und Friedensbund-Katholiken der Kirche von unten, so insbesondere im Paderborner Bistum von Lorenz Jaeger.

Der Theologieprofessor Heinrich Missalla (geb. 1926) hat Anfang des Jahres seinen Protest gegen die aktuellen Friedenseinspar-Pläne der deutschen Diözesen auch vor solchem Geschichtshintergrund formuliert:

Als junger Mann habe ich auch aufgrund der Aufforderung meiner Bischöfe im Hitler-Krieg meinen "Dienst" getan, weil ich damit - so unsere Bischöfe - "nicht nur dem Vaterland" diene, "sondern auch dem heiligen Willen Gottes" folge. Ich wurde von ihnen ausgefordert, mich im Krieg an "Tapferkeit und Einsatzbereitschaft von niemandem übertreffen" zu lassen.

Nach dem Krieg hat keiner der Herren seinen Irrtum öffentlich eingestanden, keiner hat die von ihnen Irregeführten um Entschuldigung gebeten, keiner hat mich nach meinen Erlebnissen im Krieg und in der Kriegsgefangenschaft gefragt. Diese Erfahrungen haben mein ganzes Leben geprägt. Als alter Mann muss ich nun erleben, dass unsere Bischöfe einem wichtigen Teil der kirchlichen Friedensarbeit die materielle Grundlage entziehen.

Heinrich Missalla