Bergbaukatastrophe: "Nie wieder Brumhadino!"
Seite 2: Raubbau und Umweltzerstörung
- Bergbaukatastrophe: "Nie wieder Brumhadino!"
- Raubbau und Umweltzerstörung
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Deutsche Firmen machen Profite auf Kosten vor allem der indigenen Bevölkerung und der Natur in Brasilien. Darauf machen schon seit vielen Jahren verschiedene Nichtregierungsorganisationen aufmerksam, darunter Medico International.
Bereits 2016 erschien ein Buch mit dem Titel "Deutsche Konzerne im Zwielicht. Abstauben in Brasilien". Der Autor, Brasilienexperte und Mitglied der "Kritischen Aktionäre", Christian Russau, schreibt über die Verantwortung deutscher Firmen, er fordert von ihnen ein verantwortliches Verhalten bezüglich der Menschenrechte und der Umwelt sowie eine entsprechende Sorgfaltspflicht.
Brasilien ist nach Angaben der Deutsch-Brasilianischen Industrie- und Handelskammer der wichtigste Lieferant von Erzen, Metallen und Industriemineralien für die deutsche Industrie. Die Hälfte des hierzulande verarbeiteten Eisens stammt aus brasilianischen Minen. Das Metall steckt nicht zuletzt in den vielen Autos "made in Germany".
Dunkle Tiefen
Isadora Canela, Lis Haddad und Thaís Paiva Machado fordern die deutsche Gesellschaft nachdrücklich dazu auf, "über die dunklen Tiefen des Bergbaus nachzudenken und Räume für andere Realitäten zu öffnen". Sie prangern an, dass "große deutsche Banken derzeit in Bergbauunternehmen investieren, die Umwelt- und Menschenrechtskonflikte in Brasilien verursachen".
Die Deutsche Bank und die Commerzbank stehen in Geschäftsbeziehungen mit Bergbauunternehmen, die in "Amazonien die Exploration indigener Territorien vorantreiben wollen".
Den brasilianischen Künstlerinnen war es ein Anliegen, gerade in München ihre Werke zeigen zu können, denn sie wollen gezielt die Öffentlichkeit der Stadt erreichen, in der bereits ein Prozess vor dem Landgericht gegen den TÜV Süd begonnen hat, der den Damm in Brumadinho noch kurz vor der Katastrophe als sicher zertifiziert hatte.
Einige Experten sagen, es sei seit längerem bekannt gewesen, dass der Damm – wie viele ähnliche Dämme im Bergbau Brasiliens – Stabilitätsprobleme gehabt habe.
Das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) und Misereor erstatteten zusammen mit Betroffenen, die bei dem Dammbruch Familienangehörige verloren haben, bereits im Oktober 2019 Strafanzeige gegen den TÜV Süd.
Strafverfahren und Schadenersatzklagen
Der Bergbaukonzern Vale wurde unterdessen von brasilianischen Gerichten zu einer Entschädigung von umgerechnet rund 5,8 Milliarden Euro verurteilt. Das klingt nach sehr viel Geld und ist nach Aussage des Obersten Gerichtshofs im Bundesstaat Minas Gerais die größte Schadensersatz-Vereinbarung in der Geschichte Brasiliens. Aber es wird kaum ausreichen, um auch nur die kompletten Umweltschäden zu beseitigen, die durch den Brumadinho-Dammbruch angerichtet wurden.
Nach dem Bersten des Damms in Mariana 2015 zahlte der Betreiber Samarco umgerechnet circa 5,5 Milliarden Euro an Entschädigung, bei vielen der Hinterbliebenen und Geschädigten ist allerdings davon kaum etwas oder gar nichts angekommen. Jahre nach dem Desaster sind die Aufräumarbeiten noch längst nicht abgeschlossen und Verschmutzungen nicht beseitigt.
Zum Vergleich: Die Ölpest nach dem Brand auf der Plattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko 2010 (Das Öl, die Interessen und das Meer) soll den Betreiber BP mehr als 65 Milliarden Dollar an Strafzahlungen und Schadensersatz gekostet haben.