Berlinale: Antisemitismus-Skandal – Goldener Bär mit Palästinensertuch

Seite 2: Hacker und Palästina-Kitsch: Hat die Berlinale ihre Mitarbeiter im Griff?

Auf X, ehemals Twitter, kursierten am Sonntag Screenshots von dem Konto der Panorama-Sektion der Berlinale. Auf einem Foto war der Slogan "Free Palestine – From the River to the Sea" ("Freies Palästina – vom Fluss bis zum Meer") zu sehen.

Mit dem Satz ist gemeint, es solle ein freies Palästina geben auf einem Gebiet vom Fluss Jordan bis zum Mittelmeer – dort, wo sich jetzt Israel befindet. Ein verbotener Spruch, der explizit die Auslöschung Israels fordert.

Weitere Posts forderten "Beendet den deutsch-finanzierten Staatsterror" und "Stoppt den Genozid in Gaza".

Erwartungsgemäß wurde das von der Bild-Zeitung sofort aufgegriffen:

"Neuer Judenhass-Eklat: Berlinale schockt mit verbotenem Anti-Israel-Spruch" hieß es da.

Die Berlinale distanzierte sich von den Beiträgen. "Diese Posts stammen nicht vom Festival und repräsentieren nicht die Haltung der Berlinale", teilte die Berlinale am Sonntagabend in ihrer Instagram-Story mit.

"Wir haben sie sofort gelöscht und eine Untersuchung angestoßen, wie es zu diesem Vorfall kommen konnte."

Das Filmfestival kündigte an, eine Strafanzeige gegen Unbekannt zu erstatten.

"Hacking"

Von "Hacking" war die Rede. Aber dass der Account gehackt wurde, ist bislang nur eine Behauptung der Berlinale. Möglicherweise einfach nur nachgeholte Schadensabwendung, die bislang unbewiesen ist.

Angesichts der Vorgeschichte muss man Belege einfordern – denn was gegen das "Hacken" spricht, ist zumindest, dass die Berlinale auf den gleichen Account kurz darauf wieder Zugriff hatte. Rein technisch ein ungewöhnlicher, kurioser Vorgang.

Viel wahrscheinlicher ist: Die Berlinale-Leitung hat ihre Mitarbeiter nicht im Griff. Und die sind Anhänger der unter Berliner Kulturschaffenden üblichen Palästina-Romantik und verbreiten in unbeobachteten Momenten sogar sehr bewusst ihren Gaza-Kitsch gegen die offizielle Linie der Chefs.

Erst Documenta, nun Berlinale

Die Berlinale hat nun ihren Skandal, der ähnliche Langzeitwirkung entfalten könnte, wie der Documenta vor zwei Jahren.

Deutschlands größtes Filmfestival muss seine Seele neu finden. Zu behaupten, man sei ein politisches Festival, reicht nicht mehr. Das widerspricht nicht nur den Tatsachen.

In Berlin ist diese Behauptung seit Samstag zu einer Drohung geworden.