Bewegung als Gedächtnis-Boost für Generation 50plus

Eine Gruppe älterer Männer joggt in der Stadt.

(Bild: PeopleImages.com — Yuri A / Shutterstock.com)

Neue Studie: Körperliche Aktivität hält das Gehirn fit, vor allem bei Ü50. Positive Effekte auf Gedächtnisleistung halten länger an als gedacht.

Bewegung ist gesund, egal in welchem Alter. Die Vorteile von Bewegung gerade für Menschen im fortgeschrittenen Alter sind seit Langem bekannt: Körper und Geist werden angeregt. Frühere Forschungen haben gezeigt, dass sich die kognitive Leistungsfähigkeit in den Stunden nach dem Training verbessert. Unklar war allerdings, wie lange dieser Vorteil anhält.

Mehr Bewegung, besseres Gedächtnis – auch am nächsten Tag

Forscher der University College London (UCL) haben jetzt neue Erkenntnisse dazu im International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity veröffentlicht. In ihrer Studie untersuchten sie 76 Männer und Frauen im Alter zwischen 50 und 83 Jahren. Alle trugen für acht Tage lang Aktivitätstracker und nahmen täglich an kognitiven Tests teil.

Das Ergebnis ist eindeutig: Wer an einem Tag mehr moderate bis intensive körperliche Aktivität als üblich ausübte, schnitt bei Gedächtnistests am nächsten Tag besser ab. Als moderate und intensive Aktivität galt dabei alles, was den Puls beschleunigt. Das könne zügiges Gehen, Tanzen oder Treppensteigen sein, so die Forscher. Es müsse sich dabei nicht um ein zielgerichtetes Training handeln.

Mikaela Bloomberg vom UCL Institute of Epidemiology & Health Care, die die Hauptautorin der Studie ist, betont: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Vorteile von körperlicher Aktivität für das Kurzzeitgedächtnis länger anhalten könnten als bisher angenommen, möglicherweise bis zum nächsten Tag statt nur für einige Stunden nach dem Training.“

Weniger sitzen, mehr schlafen

Es ist nicht die Bewegung allein, die dabei eine Rolle spielt – auch Dauer und Qualität des Schlafs wirkten sich auf das Ergebnis aus. Wer weniger Zeit im Sitzen verbrachte und sechs oder mehr Stunden schlief, schnitt bei den Tests am nächsten Tag auch besser ab.

Besonders wichtig war dabei der Tiefschlaf, der sich positiv auf die Gedächtnisfunktion auswirkte. Zumindest zu einem kleinen Teil, so die Forscher. „Mehr Schlaf, insbesondere Tiefschlaf, scheint zu dieser Verbesserung des Gedächtnisses beizutragen“, so Bloomberg.

Studie bestätigt bisherige Vermutungen

Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen Bewegung und Gedächtnisleistung geben könnte. Kurzfristig fördert Bewegung die Durchblutung des Gehirns. Außerdem werden Neurotransmitter wie Noradrenalin und Dopamin ausgeschüttet, und diese unterstützen eine Reihe von kognitiven Funktionen.

Eine Untersuchung aus dem Jahr 2016 zeigte aber auch, dass Bewegung nicht nur einen kurzfristigen Effekt hat. Nach einem hochintensiven Intervalltraining auf dem Fahrrad war etwa eine erhöhte Aktivität im Hippocampus für 48 Stunden nachweisbar. Diese Gehirnregion ist wichtig für das Gedächtnis.

Längerfristige Effekte noch unklar

Dass Bewegung nicht nur einen kurzfristigen Effekt hat, wurde in der aktuellen Studie bestätigt, auch wenn die Forscher auf die kleine Teilnehmerzahl hinweisen und betonen, dass sie mit einer größeren Teilnehmerzahl wiederholt werden müsse.

Auch die Frage, ob diese kurzfristigen Steigerungen der kognitiven Leistung zu einer längerfristigen kognitiven Gesundheit beitragen, bleibt offen. Mitautor Andrew Steptoe betont: „Obwohl es zahlreiche Belege dafür gibt, dass körperliche Aktivität den kognitiven Verfall verlangsamen und das Demenzrisiko senken könnte, ist dies immer noch umstritten.“