Big Brother: Schluss mit lustig?

CDU-Expertin fordert die Absetzung der Sendung

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Bild am Sonntag berichtete Ostern auf der Titelseite, dass die stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Maria Böhmer die Sendung von RTL 2 als "Anschlag auf die Menschwürde" ansieht und RTL 2 auffordert, die Sendung freiwillig abzusetzen.

Am Beispiel der Big-Brother-Kandidatin Manuela wird in dem Artikel aufgeführt, dass die Verantwortlichen das Maß der Verletzung der Menschenwürde anscheinend nicht mehr steuern können bzw. an den Hasstiraden der Fans gegen die Kandidatin mitwirken. Weiterhin ist von einem Nervenkollaps die Rede, den die Jurastudentin Manuela erlitten haben soll. Anlass war wohl die starke psychische Belastung, die durch die vielen "Manu raus"-Rufe und Sprüche wie "Manu, du Schlampe" entstand. Geplagt von einer folgenden depressiven Phase verbunden mit Ängsten vor diesen Fans hat der Körper scheinbar schlapp gemacht. Die Furcht vor den Fans war so groß, dass sie das Haus nur durch den Hintereingang verlassen wollte. Schon vor ein paar Tagen äußerte sie sarkastisch, dass ihr wohl nichts anderes übrig bleibe, als erst mal nur auszuwandern. Nur mit Mühe soll sie nach Bild-Angaben zum Durchhalten überredet worden sein.

Bild zitiert auch Manuelas Freund, der schwere Vorwürfe erhebt. Besonders kritisch sieht er die RTL 2-Bildregie, die mit den Kameras immer direkt auf die Plakate mit den feindlich gesonnenen Sprüchen gehalten habe und somit die Stimmung noch weiter gegen seine Freundin angeheizt hat. Er stellt damit auch die Frage nach der Fürsorgepflicht gegenüber den Kandidaten und möchte nicht, dass seine Freundin nur zur "Idiotin" gemacht und als Mülleimer der Nation betrachtet wird.

Der Artikel geht davon aus, dass Big Brother nun ein erstes Opfer produziert hat und hat wohl deshalb die CDU-Expertin und Pädagogikprofessorin befragt. Diese wird folgendermaßen zitiert: "Mit ,Big Brother' hat das deutsche Privatfernsehen einen neuen Tiefpunkt erreicht. Menschenspiele haben damit den Zugang zum Bildschirm gefunden" und fordert: "Schluss mit Big Brother!" Frau Böhmer, die in der Fraktion für Neue Medien, Frauen- und Jugendpolitik zuständig ist, hält die Menschenwürde in zweierlei Hinsicht für beeinträchtigt: 1. der Zuschauer wird durch die Scheinrealität der sogenannten "Doku-Soap" zum Voyeur degradiert und 2. die "Mitspieler" werden zu frei verfügbaren Objekten.

Wenn RTL 2 die Sendung nicht freiwillig absetzen würde, müssten ihrer Meinung nach die Landesmedienanstalten einschreiten. Das Argument, dass die Kandidaten freiwillig im Haus seien, will die Politikerin nicht gelten lassen, denn mit Geld habe man die Menschen dazu verführt, ihre Menschenwürde einzuschränken.

Ob es letztlich nur NRW-Wahlkampffloskeln einer CDU-Poltikerin sind, wird sich in den nächsten Tagen zeigen, zumal sich Frau Böhmer auch schon als Initiatorin der bundesweiten Kampagne Rote Karte für TV gegen Gewalt im Fernsehen hervorgetan hat. Von der Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten ist derzeit nicht bekannt, ob sie sich noch einmal mit der Sendung Big Brother befassen wird.