Big Oil: Die Ölbarone in Texas

Seite 2: Lyndon Baines Johnson

Der mit einer Rundfunkunternehmerin verheiratete Berufspolitiker Lyndon Johnson bezog seine Macht von den Ölbaronen.

Als Oppositionsführer der Demokraten in Washington hatte Johnson erfolgreich Rüstungsfirmen für den Standort Texas geworben, wo mit General Dynamics der größte Rüstungskonzern und mit Bell der führende Helikopterhersteller produzierten. Johnson verband lebenslang eine persönliche Freundschaft mit dem in Texas ansässigen Republikaner George H. W. Bush.

Während seiner Vizepräsidentschaft war Johnson von den Kennedys kurz gehalten worden, konnte Kennedy die Kürzung der Oil Depletion Allowance nicht ausreden und stand wegen des Bobby Baker-Skandals politisch vor dem Aus.

Johnson lehnte Kennedys Rückzugspläne aus Vietnam ab, revidierte diesen und anderes noch vor der Beerdigung des ermordeten Präsidenten, machte die texanische Rüstungsindustrie mit der Ausweitung des Vietnamkriegs glücklich und sicherte Hoover eine lebenslange Stellung als FBI-Chef zu.

Johnson paktierte mit den belgischen Kolonialisten im Kongo, marschierte in die Dominikanische Republik ein und deckte den Sechs-Tage-Krieg heimlich nuklear ab. Johnsons Rolle beim Zwischenfall mit der USS Liberty blieb dubios.

Nach seiner Amtszeit raunte Johnson öffentlich, Fidel Castro stecke hinter dem Attentat, der Kennedys Mordplänen zuvorgekommen sei. Ein andermal brachte er Vietnamesen in Verdacht.

John Bowden Connally

Richardson finanzierte insbesondere den texanischen Gouverneur John Conally. Der Unternehmer, Jurist und Politiker John Conally arbeitete ebenfalls für die Ölindustrie und war Mitglied der Suite 8F-Group. Als Gouverneur von Texas saß Conally in Kennedys Wagen und wurde mehrfach getroffen.

Der ursprüngliche Demokrat Conally wechselte in die Republikanische Partei, unterstützte Nixon und hoffte nach dessen Fall vergeblich auf die Vizepräsidentschaft. Eine spätere Kandidatur als Präsident scheiterte im Zuge von Watergate an Enthüllungen über seine Rolle bei der Finanzierung von Nixons Wahlkampf durch die texanische Öllobby.

Conally äußerte, dass er zu den Hintermännern durchaus einen Verdacht habe, diesen jedoch nie äußern werde.

Jack Alston Crichton

Präsident des Dallas Petroleum Club war der ehemalige OSS-Geheimdienstler und texanische Ölunternehmer John Alston Crichton. Für Murchison hatte Crichton mit rechtsgerichteten Diktatoren wie Battista und Franco Geschäfte über Schürfrechte in Kuba und Spanien gemacht.

Aus der damals verbreiteten Paranoia vor einer kommunistischen Diktatur in den USA heraus rekrutierte Crichton ab 1956 mit dem Kommandanten der Reservisten in Ost-Texas, Lieutenant Colonel George Whitmeyer, etwa 100 Männer für eine Organisation "488th Army Intelligence Detachment", von denen 40 bis 50 in Dallas bei der Polizei arbeiteten. Für den Fall eines kommunistischen Angriffs ließ Crichton unter einem Museum einen Bunker errichten, der als Kommandozentrale mit Fernmeldesystemen ausgestattet war.

Crichtons Kuba-Geschäft litt an Castros Revolution. Der kubanische Geheimdienstchef Fabian Eskalante berichtete, Crichton habe gemeinsam mit George H.W. Bush Geld für die "Operation 40" gesammelt haben, bei der die CIA Exilkubaner für einen Staatsstreich und terroristische Anschläge nach Kuba entsenden wollte. Hieraus entwickelte sich die "Brigade 2506", welche mit 1.334 Mann in der Schweinebucht anzulanden versuchte.

Crichton war in die Vorbereitungen des Präsidentenbesuchs in Dallas involviert. Whitmeyer saß am Tag des Attentats im Führungsfahrzeug, das an der Daeley Plaza einen kurzen Stop gemacht haben soll. Die naheliegende Frage, ob der rechtsgerichtete Veteran, John Birch-Aktivist und Polizist J. D. Tippit auch Mitglied des obskuren 488th Army Intelligence Detachment gewesen sein könnte, wurde bislang offenbar nicht erörtert.

Crichton organisierte Marina Oswald Stunden nach dem Attentat einen Dolmetscher und hatte insoweit Kontrolle über ihre Aussagen.

1964 kooperierten Crichton und George H.W. Bush bei ihren Wahlkämpfen zum Gouverneur und Senator von Texas.

David Harold Byrd

Ölbaron und Luftfahrtunternehmer D. H. Byrd hatte 1941 die paramilitärische Civil Air Patrol gegründet, eine paramilitärischen Bürgerwehr, die er im Zweiten Weltkrieg um einen Stützpunkt gegen U-Boote erweiterte. In dieser Privatarmee lehrte u.a. der rechtsgerichtete Militärpilot David Ferrie patriotischen Jugendlichen das Fliegen, darunter Leee Harvey Oswald. Byrd gehörte neben der Texas Crusade for Freedom ebenfalls der Suite 8F Group an.

Byrd war Eigentümer eines Gebäudes an der Daeley Plaza, das die Firma Sexton 1961 verlassen hatte. Drei Monate vor dem geplanten Besuch von Kennedy wurde der fünfte Stock zum Warenlager umfunktioniert.

So zog dort die Texas School Book Depository Company ein, die zuvor im ersten Stock des benachbarten Dal-Tex-Building untergebracht war. Im Beirat des Verlags saß Allen Dulles, dessen CIA den Verlag mit patriotischen Inhalten belieferte. Warum man schwere Kartons im fünften Stock lagerte, der nicht mit einem Fahrstuhl erreicht werden konnte, ist unklar.

Im heute als Texas School Book Depositary bekannten Gebäude hatte Oswald Wochen vor dem Kennedy-Besuch eine Anstellung bei einer Lebensmittelfirma erhalten, die einem strammen Antikommunisten gehörte. Im fünften Stock (sixth floor) soll Oswald am Fenster mit einem Gewehr gesehen worden sein.

Byrd ließ sich den Rahmen aus dem Fenster im sixth floor ausbauen und stellte ihn als Trophäe in seinem Haus aus. 1965 beauftragte Johnson unter unklaren Umständen Byrd mit lukrativen Projekten wie dem Kampfflugzeug Vought A-7.

Edward Musgrove Dealey

Prominentes Mitglied der rechtsradikalen "Texas Crusade for Freedom" war der Medienzar Edward Dealey, nach dessen Vater die Dealey Plaza benannt ist. Im Krieg hatte Daeley als Major gedient. Der stramme Antikommunist hatte 1961 Kennedy bei einem Termin im Weißen Haus scharf wegen dessen Zurückhaltung gegen Moskau angegriffen.

In seiner Dallas Morning News genehmigte Dealey eine für den Kennedy-Besuch beauftragte Anzeige eines John Birch-Mitglieds, das den Präsidenten des Verrats beschuldigte. Kennedy reagierte auf die Anzeige beunruhigt.

Erstaunlicherweise war im Gebäude der Dallas Morning News im Zeitraum des Attentats der Gangster Jack Ruby anwesend, von wo er die Vorbereitungen auf der Daeley Plaza aus 500 m Entfernung übersehen konnte. Was ein zwielichtiger Nachtclubbesitzer, der einem anderen FBI-Informanten ein "Feuerwerk" ankündigte, dort zu suchen hatte, blieb unklar. Der Warren-Report unterschlug diesen Aspekt.

Henry Neil Mallon

Der Wahltexaner Neil Mallon war an etlichen Zulieferern für die Ölindustrie beteiligt. Seine Firma Dresser Industries (heute Haliburton) mit Sitz in Dallas war führend bei der Einfassung von Erdgas, später stieg er auch ins Rüstungsgeschäft ein. Dresser gilt als erste multinationale Firma.

Mallon war seit seiner Zeit in Yale mit Prescott Bush befreundet und gehörte zu jenen politisch einflussreichen Industriellen, die sich einmal monatlich diskret im New Yorker Rockefeller Building trafen. In dieser Loge gehörte Mallon zu den Gründern des Kriegsgeheimdienstes OSS.

In Dallas hatte Mallon den Think Tank "World Affairs Councils of America" aufgezogen und gehörte der "Texas Crusade for Freedom" an, einer Propaganda-Organisation der CIA. Mallon war eng mit Prescott Bush befreundet und wurde erster Arbeitgeber von dessen Sohn George Herbert Walker Bush. Mallon investierte in dessen Firmen, die u.a. im Golf von Mexico Öl förderten. Nach ihm benannte George einen seiner Söhne Neil Mallon.