Big Oil: Die Ölbarone in Texas

Seite 3: Prescott Sheldon Bush

Investmentbanker und Senator Prescott Bush entstammte einer Industriellenfamilie, die bereits mit dem Russischen Zar Geschäfte mit Waffen und Öl machte. In Yale war er Vorsitzender der elitären Studentenverbindung "Skull and Bones" gewesen und hatte in die Familie eines Eisenbahn-Tycoons eingeheiratet. Prescott Bush gilt als Hauptfigur des von Smedley Butler kolportierten Business Plot von 1933.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Bushs Vermögen wegen Geschäften mit Nazis wie dem Hitler-Finanzier Fritz Thyssen eingefroren. Über seine Beteiligungen am deutschen Chemie-Monopolisten IG Farben profitierte Bush an Zwangsarbeit, etwa am KZ Auschwitz. Die Geschäfte mit den Nazis verwehrtem dem ehrgeizigen Republikaner eine eigene Kandidatur für das Präsidentenamt.

Nachdem die Republikaner den politisch unerfahrenen Militär Eisenhower mit texanischem Geld ins Präsidentenamt finanziert hatten, golfte Prescott Bush häufig mit dem Präsidenten. Der Senator führte die Aufsicht über die Geheimdienste, war jedoch eng mit CIA-Gründer Allen Dulles befreundet. Prescott Bush verlautbarte in persönlichen Gesprächen, dass er den Kennedys das Desaster in der Schweinebucht niemals vergeben werde.

1962 zog sich Senator Bush überraschend aus der Politik zurück und baute seinen Sohn George Herbert Walker Bush als Nachfolger auf, der im selben Jahr eine politische Blitzkarriere machte.

Die Familie verdiente über Beteiligungen von Rüstungsbetrieben am von Johnson ausgeweiteten Vietnamkrieg.

Howard Hughes

Der Texaner Howard Hughes hatte die führende Firma für Ölbohrzubehör geerbt. Hughes kaufte das RKO-Studio, baute für das Militär neuartige Flugzeuge und Helikopter, zog u.a. die Fluglinien TWA auf und investierte in Forschung für Mikroelektronik, die etwa in Spionagesatelliten eingesetzt wurde.

Hughes beschäftigte zwischen 1955 und 1970 den Privatdetektiv Robert Maheu erst mit Recherchen und dann als Geschäftsführer. Der ehemalige FBI-Spezialist für Desinformation Maheu hatte für die CIA abstreitbare Operationen durchgeführt, etwa Zwietracht zwischen Tanker-Monopolist Onassis und dem saudischen König gesät und die Mafia mit der Ermordung von Castro beauftragt.

Angeblich stellte Hughes der CIA seine Kinokette als getarnte Stützpunkte für illegale Inlandsaktivitäten zur Verfügung. In einem solchen Kino wurden in den 1970er Jahren in einem Tresor Pläne zum von Hughes finanzierten und realisierten Azorian-Projekt worden, dem teuersten CIA-Projekt überhaupt.

Nach dem Attentat und dem ungeklärten Tod von Tippit hatte Oswald aus unbekanntem Grund ein Kino von Hughes aufgesucht, wo er sich demonstrativ widerstandslos festnehmen ließ.

Trotz seiner Exzentrik und einer unfallbedingten Drogensucht wurde Hughes in den 1970ern reichster Mann der Welt. Auch Hughes schmierte Spitzenpolitiker, etwa Präsident Richard Nixon. Nixons Befürchtung, die Demokraten hätten Wind davon bekommen, soll das Motiv zur Verwanzung der Demokratischen Parteizentrale im Watergate-Gebäude gewesen sein.

Die Sorge war unbegründet, weil Hughes die Demokraten gleichermaßen geschmiert hatte. Die Entdeckung des Einbruchs, der von Ex-CIA-Agenten unter der Leitung von E. Howard Hunt durchgeführt wurde, kostete Nixon mit Verspätung das Amt und warf Licht auf die Methoden der CIA.

Allen Welsh Dulles

Ein gern gesehener Gast der texanischen Ölbarone war zweifellos Ex-Diplomat Allen Dulles, der gleichzeitig als Industrieanwalt, Politiker und Geheimdienstchef wirkte. Die Familie hatte mehrere Außenminister gestellt. Die von den Dulles-Brüdern geführte Kanzlei Sullivan & Cromwell koordinierte u.a. das Außenwirtschaftsgeschäft der Wall Street. Zu den Mandanten gehörten u.a. die Rockefellers und Henry Ford.

Dulles war beratend am lange geheimen internationalen Ölkartell der "Seven Sisters" beteiligt. Unter konspirativen Umständen hatten 1928 die britische Ölgesellschaft, die holländische Royal Dutch Shell und die US-Ölfirmen den Nahen Osten unter sich territorial aufgeteilt, ohne dass man sich um politische Grenzen scherte. Das Kartell flog erst 1952 auf, wurde jedoch ausgerechnet von FBI-Chef Hoover geschützt, da es im besten US-Interesse liege.

Dulles war nach dem Ersten Weltkrieg an den Verhandlungen zum Versailler Vertrag sowie der Refinanzierung Deutschlands beteiligt, repräsentierte in den USA u.a. die IG Farben und kooperierte eng mit den Nazis. Die Kanzlei finanzierte auch in den USA rechtsextreme Organisationen wie "America First".

Nach Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg spionierte der mit deutschen Industriellen befreundete Dulles für den Kriegsgeheimdienst OSS in Bern. Unter Verstoß gegen Roosevelts Verbot verhandelte Dulles eigenmächtig mit Nazis über einen Separatfrieden, um mit diesen gegen das damals eigentlich verbündete Russland Krieg zu führen.

Die Brüder der auf das Investmentbanking spezialisierten Anwaltskanzlei organisierten auch die Stahl- und Rüstungsindustrie. Mit Allen Dulles als Schatzmeister kontrollierten die Brüder die Republikanische Partei.

Allen Dulles stand auch dem von den Rockefellers gesponserten Think Tank "Council on Foreign Relations" vor, der Vorgaben der Wirtschaft für die Außenpolitik machte. Mit dieser Lobby baute Allen Dulles nach dem Krieg die CIA auf und leitete zunächst deren Abteilung für "spezielle Pläne".

Die Brüder gewannen mit dem Geld der texanischen Öllobby den auch von Demokraten umworbenen Weltkriegsgeneral Eisenhower als Präsidentschaftskandidat für die Wahl von 1953. Nach dem Regierungswechsel wurde John Foster Dulles Außenminister, Allen Dulles nun offizieller CIA-Direktor. Beide blieben Inhaber ihrer der US-Industrie verpflichteten Kanzlei.

So installiert die CIA für die United Fruit Company eine rechtsgerichtete Diktatur in Guatemala. Für die Seven Sisters organisierte die CIA eine Staatsstreich im Iran zugunsten des Shah. Wo immer sein Freund und Finanzier Nelson Rockefeller Bodenschätze abbauen wollte, ebnete ihm Dulles' CIA den Weg.

Dem Öl-Kartell missfielen Anfang der 1960er Jahre die Geschäftsideen des Italieners Enrico Mattei, dessen Agip bzw. Ena Öl etwa aus der Sowjetunion importieren und Partner wie Tunesien und Marokko fair beteiligten wollte. Mattei starb ebenfalls 1963 bei einem dubiosen Flugzeugabsturz, bei dem später eine Explosion nachgewiesen wurde.

Skeptische Journalisten und Ermittler diesbezüglich wurden ermordet. Ebenfalls an einem mysteriösen Flugzeugabsturz verstarb der von Dulles gehasste UN-Diplomat Dag Hammarskjöld. Der als "schwarzer Castro" gefürchtete Patrice Lumumba, den Kennedy schätzte, wurde kurz vor dessen Amtsantritt brutal ermordet.

Kennedy hatte den CIA-Chef anfangs behalten, nach dem Desaster in der Schweinebucht jedoch den Großteil der CIA-Führungskräfte ausgetauscht. Allerdings empfing Dulles als graue Eminenz der westlichen Geheimdienstcommunity in seinem Privathaus nach wie vor CIA-Leute wie Vizedirektor Richard Helms und seinen Vertrauten E. Howard Hunt.

Dulles hatte vor dem Kennedy-Besuch selbst eine Reise nach Dallas unternommen, deren Zweck unbekannt ist. Nach den Meldungen über das Attentat begab sich Dulles sofort nach Camp Peary, auch bekannt als "Die Farm", und verließ das Gelände erst wieder, als Oswald tot war. Die in militärischem Sperrgebiet liegende und damit der Justiz praktisch entzogene Station fungierte als CIA-Kommandoposten. Was der ehemalige CIA-Chef dort zu dieser Zeit zu suchen hatte, ist unbekannt.

Dulles lobbyierte sich in die Warren-Kommission zur Untersuchung des Kennedy-Attentats, deren faktische Leitung er übernahm. Auf diese Weise schirmte er die CIA vor irgendwelchen Untersuchung ab und strickte die Legende vom Einzeltäter, dessen "magische Kugel" sämtliche Schusswunden herbeigeführt haben soll. Noch Jahre später notierte Dulles, dass er den Kennedys das Desaster in der Schweinebucht nie vergeben werde.

Richard Milhous Nixon

Mit Protektion von Prescott Bush und Allen Dulles wurde Richard Nixon Eisenhowers Vizepräsident. In seine Zuständigkeit fielen geheime CIA-Operationen wie die Vorbereitung der von texanischen Ölbaronen unterstützten Geheiminvasion in die Schweinebucht. Bei der Präsidentschaftswahl 1960 sah sich der Politiker von den Kennedys betrogen.

Nixon hatte Dallas eineinhalb Stunden vor den Schüssen verlassen, belog jedoch das FBI über die Tatsache, dass er am Tag des Attentats überhaupt in Dallas war.

Der Bush Clan besorgte 1968 die Finanzierung von Nixons erfolgreichem Wahlkampf, etwa durch Hunt, der auf der Vizepräsidentschaft von Ford bestand. Nixon revanchierte sich ausgiebig etwa durch Vergabe etlicher Regierungsposten an Sohn George H. W. Bush und dessen Geschäftsfreunde, verweigerte diesem jedoch überraschend die beanspruchte Vizepräsidentschaft. Die Aussicht, Bush könne durch eine Intrige oder ein Attentat wie Johnson zum Präsidenten aufrücken, scheint Nixon nicht behagt zu haben.

Die Schwarzen- und Friedensbewegung wollte Nixon durch heimliche Bündelung von Geheimdienstaktivitäten mit Geheimdienstmethoden zerschlagen, was ausgerechnet Hoover verhinderte. Der konservative Flügel der Republikaner, die Südstaatler und insbesondere die Ölbranche wurden mit Nixon unzufrieden.

Seine Wiederwahl 1972 finanzierte Nixon mit einem System schwarzer Kassen und Geldwäsche. Da hierüber Informationen zur Presse durchsickerten, ließ sich Nixon zur Ermittlung von undichten Stellen auf die Hilfe von Ex-CIA-Männern unter Führung von E. Howard Hunt ein. Diese brachen mehrfach ins Watergate Hotel ein, um die Wahlkampfzentrale der Demokraten zu verwanzen, bis einer dieser Einbrüche infolge erstaunlich dilettantischer Durchführung auffiel.

Der Vorfall schadete jedoch weder Nominierung noch Wiederwahl Nixons. Bush-Biograph Russ Baker vermutet, dass es sich um eine Intrige von Bush handelte, um Nixon abzuservieren. So hatten etliche Personen, die Nixon den Weg zum Rücktritt ebneten, einen damals unbekannten CIA-Hintergrund – darunter sogar Reporter-Legende Bob Woodward

Der sich nach der Wiederwahl entwickelnde Watergate-Skandal veranlasste Nixon, seinen CIA-Chef Helms zur Loyalität mit diesem unerwünschter Aufmerksamkeit für "die ganze Schweinebucht-Sache" und die "Wer erschoss John?-Perspektive" zu nötigen. Da sich Nixon auf Tonbändern selbst belastet hatte, die automatisch alles im Oval Office protokollierten, musste er schließlich zurücktreten.