Big Oil: Die Ölbarone in Texas

Seite 4: Nelson Aldrich Rockefeller

Die Ölfirma der Milliardärsdynastie Standard Oil hatte bis zur Zerschlagung das Monopol auf Erdöl gehalten und wurde von Allen Dulles beraten.

Die vor der Jahrhundertwende wegen ihrer rüden Geschäftsmethoden und Arbeitsbedingungen verhassteste Familie der USA hatte ihr Image durch massive Philanthropie aufpoliert, vor allem durch den Bau des Rockefeller Centers in New York.

1921 organisierten die Rockefellers eine private Denkfabrik Council on Foreign Relations, die maßgeblichen Einfluss auf die Außenpolitik nahm. Die Suite mit der Zimmernummer 3603 im Rockefeller Center fungierte als geheimer Treffpunkt einer Clique rechtsgerichteter Industrieller um General "Wild Bill" Donovan und FBI-Chef Hoover.

Nach dem Kriegseintritt gegen Deutschland wurde im Room 3603 mit britischen Geheimdienstlern der US-Auslandsgeheimdienst OSS konzipiert. Die Söhne der Milliardäre erhofften sich von ihren Abenteuern als Geheimagenten patriotischen Ruhm für ihre Funktion als künftige Elite.

Im US-Außenministerium war Nelson Rockefeller 1945 für amerikanische Propaganda in Mittel- und Südamerika zuständig, wurde jedoch wegen seiner Unterstützung für rechtsgerichteten argentinischen Diktator Juan Péron von Präsident Truman entlassen.

Nachdem Truman den aggressiven Kriegsgeheimdienst OSS aufgelöst hatte, setzte Rockefellers Freund Allen Dulles mit Nelsons Lobby den Aufbau eines zivilen Geheimdienstes CIA durch, der nur Informationen sammeln sollte. Hinter den Kulissen allerdings knüpfte Dulles an Subversion und paramilitärische Operationen des OSS u.a. im Interesse Industrieller an.

In der Regierung Eisenhower fungierte Rockefeller in Gremien zur Nationalen Sicherheit und finanzierte Dulles höchst geheime CIA-Unternehmen wie MK Ultra, für die ein öffentliches Budget nicht vermittelbar gewesen wären.

Rockefeller, zwischenzeitlich Gouverneur für den Bundesstaat New York, bemühte sich seit 1960 vergeblich um Präsidentschaftskandidaturen. Während Nixons Präsidentschaft spalteten sich die Republikaner in einen eher rassistischen Südstaatenflügel und die gemäßigte Ostküste um Rockefeller. Ohne Wahl wurde Rockefeller nach Nixons Rücktritt zum Vizepräsident ernannt und leitete 1975 die Rockefeller-Kommission, die den Warren-Report gegen jede Kritik stützte.

Allen Dulles-Biograph David Talbot sieht Kennedy-Konkurrent Nelson Rockefeller als treibende Kraft hinter dem Kennedy-Mord, der den charismatischen Konkurrenten gefürchtet und Allen Dulles mit der Durchführung beauftragt habe.

John Jay McCloy

Der Bankier John McCloy hatte nach dem Ersten Weltkrieg italienische und deutsche Faschisten mit US-Krediten versorgt und verwandte sich für das für die Wiederaufrüstung wesentliche Chemiekartell IG Farben. Den Olympischen Spielen 1932 wohnte McCloy in Hitlers Privatloge bei und heiratete die Cousine von Konrad Adenauer.

Im Zweiten Weltkrieg arbeitete McCloy im Pentagon, lies 110.000 Japaner, ob US-Bürger oder nicht, in Lagern internieren, formte den paramilitärischen Kriegsgeheimdienst OSS und war an Entscheidungen wie dem Einsatz der Atombombe beteiligt.

McCloy lobbyierte für die Gründung der CIA und fungierte als Präsident der Weltbank. Als "Hochkommissar" in Deutschland begnadigte er bei den Nürnberger Prozessen etliche seiner früheren Geschäftsfreunde und wählte den ultrarechten General Reinhard Gehlen zum Leiter des inoffiziellen deutschen Geheimdienstes.

McCloy folgte seinem Geschäftspartner Allen Dulles 1954 als Chairman in Rockefellers Thinktank "Council on Foreign Relations" nach. Zeitlebens beriet er etliche Präsidenten, seine Tätigkeit als Sicherheitsberater der Präsidenten unterbrach er aus Protest gegen die Politik der Kennedys.

Seit 1962 arbeitete der Republikaner auch für das damals geheime Ölkartell "Seven Sisters", dem auch die texanischen Ölbarone angehörten.

George Herbert Walker Bush

George H. W. Bush war Sohn des elitären Investmentbankers Senator Prescott Bush. Mit Hilfe von dessen Geschäftsfreunden gründete der Yale-Absolvent mit ehemaligen CIA-Leuten seine eigenen Öl-Firmen Zapata Petroleum Corporation und Zapata Offshore Company, die er in Houston ansiedelte. Neben Bohrungen in der Karibik expandierte Bush nach Mittel- und Südamerika sowie nach Kuwait – und Liechtenstein, wo die internationale Firma Steuern sparte.

Bush bestritt stets, Mitglied der CIA gewesen zu sein. Tatsächlich allerdings wies der Sohn des gut vernetzten Geheimdienstaufsehers etliche Verbindungen zur CIA auf. Bereits als Militärpilot hatte er Spionageflüge durchgeführt und eine Lektion im Schweigen gelernt.

Sein Geschäftspartner war der formal ausgeschiedene CIA-Mann Thomas J. Devine. Zapata Oil machte zudem Geschäfte mit Gulf Oil, wo CIA-Mann Kermit Roosevelt mitmischte, der 1954 den Umsturz im Iran mitorganisiert hatte. Bush leaste die Cay Sal Bank an Milliardär Howard Hughes, der enge Beziehungen mit der CIA pflegte, und zog mit Jack Crichton seit 1960 Operation 40 auf, die Exilkubaner für einen Staatsstreich in Kuba trainierte.

Zeugen zufolge soll Bush die Rekrutierung von Kämpfern persönlich betreut haben. Bei der Invasion in der Schweinebucht, die ebenfalls von Ölmilliardären logistisch unterstützt wurde, soll Bush seine Bohrinseln der CIA als Horchposten und Basen zur Verfügung gestellt haben.

Als sich Vater Prescott Bush 1962 aus der Politik zurückzog, machte George Bush in der Partei eine Blitzkarriere. Als damals 39-jährer Sohn seines Vaters mit eigenen Ambitionen auf einen Senatorensitz machte George Bush aus seiner Antipathie für die Kennedys keinen Hehl. Wie schon sein Vater verstand sich Senator Georg H. W. Bush bestens mit Oppositionsführer Lyndon B. Johnson.

George H. W. Bush gehörte zu den wenigen Menschen, die sich nicht erinnern konnten oder wollten, wo sie sich zum Zeitpunkt der Todesnachricht von JFK aufhielten. Am Vorabend hatte er jedoch in Dallas eine Rede vor Erdölunternehmern gehalten.

Am 29.11.1963 sandte FBI-Chef Hoover einen Bericht über das friedliche Verhalten von Castro-Gegnern nach dem Attentat. Zu den beiden Empfänger gehörte neben einem entsprechend hochrangigen Kontaktmann bei der DIA auch ein "Mr. George Bush von der CIA". Zwar gab es damals noch eine andere Person dieses Namens bei der CIA, der niederrangige Mann war jedoch mit völlig anderem befasst und bestritt vehement den Empfang.

Nachdem der ultrarechte Republikaner Barry Goldwater 1964 gegen Johnson dramatisch unterlag, konzentrierte sich Bush auf seine eigene politische Karriere. Den Exilkubanern zeigte er sich zeitlebens verbunden, selbst wenn sie terroristische Anschläge verübten.

Die Partnerschaft mit Nixon wurde durch dessen Weigerung getrübt, Bush 1968 zum Running Mate zu machen. Für Bush schuf Nixon jedoch eigens eine Stelle als Botschafter bei den Vereinten Nationen. Nach Nixons Rücktritt lehnte auch Ford eine Berufung Bushs zum Vizepräsidenten ab, machte ihn jedoch zum CIA-Direktor. In Bushs Amtszeit verübten von ihm protegierte Exilkubaner mehr terroristische Morde als palästinensische Terroristen.

Die Bushs gingen auch eine enge Partnerschaft mit dem Saudischen Königshaus ein. Als Reagans Vizepräsident setzte er die Zusammenarbeit der CIA mit rechtsgerichteten Diktaturen in aller Welt fort, genehmigte verdeckte CIA-Operationen und offene Militärschläge, die Hunderttausende Menschen das Leben kosteten. Eine Wiederwahl scheiterte nicht zuletzt am texanischen IT-Milliardär Ross Perot, der eine eigene Partei aufzog.

1999 benannte die CIA ihr Hauptquartier nach Bush, obwohl er angeblich nur für ein Jahr als Direktor agiert haben soll. Am Irakkrieg seines Sohnes George W. Bush und Freundes Richard Cheney verdiente Bush über die Carlyle Group, die damals etliche Rüstungskonzerne gekauft hatte.

Nach Bushs Tod behauptete Seymour Hersh 2019, Bush habe als Vizepräsident ohne Wissen von Reagan oder der CIA mit Freunden aus dem Marinegeheimdienst einen im Militär verborgenen inoffiziellen Schattengeheimdienst aufgebaut, der unbürokratisch Subversion wie Liquidation betrieb. Ein Ergebnis dieses Schattengeheimdienstes sei der Iran-Contra-Skandal gewesen.

George de Mohrenschildt

Der russisch-stämmige Erdölgeologe George de Mohrenschildt hatte in die Familie von Präsident Woodrow Wilson eingeheiratet. Seine Familie hatte im zaristischen Baku Öl- und Waffengeschäfte mit den Großvätern von George Bush gemacht. Nach der Revolution floh de Mohrenschildt aus Russland und will in ein Mordkomplott gegen Stalin verstrickt gewesen sein.

Er trieb sich in Geheimdienstkreisen herum und arbeitete 1939 für eine Ölfirma, die der mit den Nazis verstrickte Milliardär Prescott Bush mitgegründet hatte. Im von US-Industriellen gegründeten Kriegsgeheimdienst OSS wurde de Mohrenschildt nicht akzeptiert.

Er arbeitete in den 1950er Jahren u.a. für den rechtsextremen Ölbaron Clint Murchison, verkehrte im Texas Petroleum Club, nahm an Treffen des "Council on World Affairs" teil und unterstützte die Texas Crusade for Freedom. Zudem arbeitete er für eine kubanisch-venezolanische Erdölfirma, was ihn in Kontakt mit Diktator Batista und den Unterwelt-Organisator Meyer Lansky brachte.

De Mohrenschildt war zwischenzeitlich mit einer Mitarbeiterin des US-Außenministeriums verheiratet, seine vierte Ehefrau Jeanne war eine Modedesignerin, die sich unter Milliardären wie Prescott Bush bewegte und mit dem Textilunternehmer Abraham Zapruder zusammenarbeitete.

De Mohrenschildt traf sich mehrfach mit Ex-CIA-Direktor Allen Dulles und kannte sogar Jackeline Bauvier persönlich vor deren Heirat mit John F. Kennedy. Während der Kubanischen Revolution arbeitete er für eine Firma, welche auf der Insel die Hälfte der Ölfelder und eine Raffinerie betrieb.

Angeblich über die russisch-amerikanische Gesellschaft lernte De Mohrenschildt 1963 die aus Russland stammende Marina Oswald und Lee Harvey Oswald kennen. Später gestand er, dass ihn ein CIA-Mann zur Kontaktaufnahme mit Oswald veranlasst habe. Er vermittelte dem Ehepaar die Vermieterin Ruth Paine, die Oswald einen Aushilfsjob im Gebäude mit dem Schulbuchlager besorgte.

De Mohrenschildt kannte George Bush besser, als dieser später zugeben wollte und war außerdem Mitglied in der obskuren Organisation 488th Army Intelligence Detachment seines Ingenieurskollegen Jack Crichton.

Als de Mohrenschildt in den 1970er-Jahren auf den Kennedymord angesprochen wurde, wies er auf die damals erst bekannt gewordene Tatsache hin, dass Oswald an H.L. Hunt einen Brief geschrieben habe. Er habe Hunt gut gekannt, wollte aber nicht genauer werden. Als ihn eine Untersuchungskommission als wichtigen Zeugen benannte, wurde er am selben Tag mit einem Schuss in den Mund tot aufgefunden.

Fred Chase Koch

Der gebürtige Texaner Fred Koch hatte Raffinerien verbessert und für Hitler in Hamburg eine für Flugbenzin wesentliche Raffinerie gebaut. Koch bewunderte Hitler, Mussolini und Japan. Seine Kinder ließ er von einem deutschen Kindermädchen unterrichten. Koch war an der Gründung der rechtsextremen John Birch Society beteiligt und unterstützte Barry Goldwater, der für die Beibehaltung der Rassentrennung eintrat.

Nach dem Attentat in Dallas schaltete Koch ganzseitige Anzeigen, die Oswald einer kommunistischen Verschwörung zuordneten. Koch besaß mit seinen Ölraffinerien das schließlich zweitgrößte Unternehmen der USA.

Seine ultrakonservativen Söhne, die zu den zehn reichsten Männern der Welt gehörten, unterstützten die Tea Party-Bewegung, eine Kampagne zur Leugnung des Klimawandels und den Wahlkampf von Donald Trump – der die für 2017 vorgesehene Aktenfreigabe aussetzte.