"Bigger, better, smarter"?
Seite 2: Die Stunde der Spekulanten
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Nach der überdrehten Wachstumsphase scheint jedenfalls erst mal Konsolidierung angesagt. Dubais Wirtschaftswachstum wird sich auch 2017/18 vor allem aus dem Nicht-Ölgeschäft speisen. In den VAE insgesamt wächst der Bausektor derzeit jährlich um 6,6 Prozent. Jedoch sorgt ein zunehmendes Immobilien-Überangebot für gemischte Erwartungen. Die Marktlage für Immobilien etwa, wie sie zum Beispiel auch in den Beständen westlicher Fonds lagern, hat sich zuletzt deutlich verschlechtert.
Verkaufspreise und Mieten sind Insidern zufolge im Vergleich zu den Vorjahren dabei, abzurutschen. Einige ehrgeizige Immobilienprojekte wie zum Beispiel der Dubai Design District gelten als gescheitert, die gesunkenen Staatseinnahmen aus den Ölexporten bremsen die Bauwut der Scheichs.
Der Hype, der vor drei Jahren mit der Vergabe der Expo 2020 ausgelöst wurde, führte in der Anfangseuphorie zu überzogenen Erwartungen, auch im wohnwirtschaftlichen Bereich. Beobachter sehen im Wohnungssektor einen kritischen Punkt erreicht, international aufgestellte Marktanalysten wie Jones Lang Lasalle (JLL) sprechen bereits von "Oversupply".
Die Projektentwickler rühren eifrig weiter die Werbetrommel für die City Of Tomorrow (Slogans: "A Home Like No Others", "Cast Away Every Day Stress"). Zwar hoffen die Anleger, dass insbesondere in den Monaten, bevor die Expo im Herbst 2020 ihre Tore öffnen wird, die Nachfrage nach Wohnraum noch einmal deutlich anzieht, besonders in geografischer Nähe zum Expogelände. Derzeit herrscht jedoch ein Käufermarkt, der von Spekulanten mit satter Liquidität dominiert wird. Diese sind am Erwerb großer Wohnungsbestände interessiert, für die am Markt massive Paketabschläge hinzunehmen sind.
"The Big 5 Show"
Unter dem Namen "The Big 5 Show" öffnet dieser Tage wieder die größte Baumesse des Mittleren Ostens ihre Pforten. Die Messe im Emirat Dubai - Drehscheibe und Treffpunkt für internationale Hoch- und Tiefbauexperten - findet seit 37 Jahren im November statt. "Bigger, better, smarter", gewohnt selbstverliebt gab sich schon der Countdown für das bevorstehende Event. Die "Big 5" meint aber mehr als nur ein Branchentreffen, die Messe gilt auch als Indikator für die Prosperität überhaupt am Golf. Darin zeigt sich wieder die Bedeutung des Bausektors für die Wirtschaft der Region.
Der Binnenmarkt ist klein. Dubai möchte seine Einwohnerzahl von derzeit rund 2,5 Millionen bis zum Startschuss der Expo auf deutlich über drei Millionen und die der jährlichen Besucher von derzeit 14 auf über 20 Millionen steigern. Ein ehrgeiziges Ziel.
Anfang Oktober wurde in den Emiraten eine Verbrauchssteuer auf ausgewählte Produkte eingeführt. Davon betroffen sind beispielsweise Zigaretten, Erfrischungsgetränke und Energy-Drinks. Das hat für Zigaretten zu einem Kostenanstieg von 100 Prozent geführt, bei Erfrischungsgetränken waren es immerhin 50 Prozent. Ab dem 1. Januar 2018 gilt eine allgemeine Umsatzsteuer von fünf Prozent. Was die Federal Tax Authority der Scheichs mit ihrem Sitz in Abu Dhabi hier tut, stößt nicht auf viel Gegenliebe. Neben den ohnehin hohen Preissteigerungen bei Gütern des täglichen Bedarfs wird sich die Kostenquote für Einwohner der Vereinigten Emirate wie auch für Firmen damit weiter erhöhen.
Millionäre, Expats, Androiden
Die Millionärsdichte des Stadtstaats Dubai (gern beworben als "Jewel Of The Gulf") ist hoch: Mehr als 70.000 Einwohner des Emirats sollen Vermögenswerte von sechs bis sieben Millionen US-Dollar besitzen, darunter viele ausländische Reiche. Die meisten Ausländer, das gilt für alle Big 5 am Golf, sind jedoch die "Expats" - Arbeiter, die nur für eine begrenzte Zeit ins Land kommen und keinen Anteil vom Luxus abbekommen. Sie stellen das Heer von geringverdienenden Malochern, meist aus Südostasien, arbeiten auf den zahlreichen Baustellen oder in den meist schlecht bezahlten Jobs in der Stadt.
Die meisten Einheimischen dagegen arbeiten im öffentlichen Sektor, hier gibt es kürzere Arbeitszeiten und höhere Gehälter. In der öffentlichen Verwaltung sieht man allerdings noch große Potenziale für zusätzliche Wertschöpfung, unter anderem durch den Ausbau digitaler Technologien. In den Big 5 am Golf plant man längst die Zukunft nach dem Öl und kennt die Prognosen: Bis 2050 soll sich die Weltwirtschaft mehr als verdoppelt haben. Was sind die besten Strategien, um Städte in der globalisierten Welt von morgen aufzubauen?
Ein Kuriosum: In drei Jahren, wenn Millionen von Besuchern zur Weltausstellung in Dubai erwartet werden, sollen auf dem Gelände der Expo Roboterpolizisten für Sicherheit und Ordnung sorgen. Vor zwei Jahren wurde anlässlich der Gitex (Gulf Information Technology Exhibition) im Dubai World Trade Centre ein Prototyp vorgestellt.
Zum Üben ist der Robocop seit Mitte 2017 schon im Wolkenkratzer Burj Khalifa auf Streife. Mit grüner Uniform, Mütze und Kamera ausgestattet, können die 1,70 Meter großen und rund 100 Kilo schweren Helfer spätestens 2020 den Touristenströmen aus aller Welt zeigen, wo’s lang geht am Golf (In Dubai werden autonome Polizeifahrzeuge eingesetzt).