Billigfleisch-Importe: Tierleid und verschmutzte Umwelt
Seite 2: Anwohner leiden unter Gülle-Emissionen
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In einem Stall stehen im Schnitt zwölf Tiere auf neun Quadratmetern - auf Spaltenböden ohne Einstreu. Die anfallende Gülle wird teilweise auf den eigenen Gemüsefeldern ausgebracht, der Rest wird in Güllebecken gekippt und später an andere Gemüsebauern geliefert. Die stinkenden Gase belästigen die Anwohner und beeinträchtigen deren Gesundheit. Sie werden eingeatmet und verursachen Kopfschmerzen, berichtet José Garcia Cárceles aus eigener Erfahrung.
Direkt neben seinem Grundstück wurde ein Betrieb mit 200 Schweinen auf 1500 Mastplätze erweitert. Daraufhin gründete er gemeinsam mit den Nachbarn die Bürgerinitiative "Stoppt Mastställe neben Häusern". Ihre Forderung: eine stärkere Regulierung der Betriebe, mehr Abstand zwischen Ställen und Wohnhäusern und eine Abdeckung der Güllegruben.
Wenn ständig Gemüse und Fleisch exportiert werden, welche Konsequenzen hat das für die Region, fragt sich Maria Cajo Verdejo. "Wir exportieren nicht nur die Produkte, wir exportieren auch den Boden, die Luft und das Wasser", ist die Aktivistin der Ecologistas en Acción überzeugt. Die Kosten für die Schweineproduktion seien nur deshalb so niedrig, weil die Entsorgung nicht vorschriftsmäßig durchgeführt werde.
Inzwischen wurden zwar neue Abstandsregeln zwischen Stallneubauten und Wohnhäusern beschlossen. Das löst aber nicht die Probleme, die bestehende Mastanlagen verursachen. So wird in der Regel nicht kontrolliert, ob Umweltauflagen eingehalten werden. Die Bauern zapfen illegal Wasser für ihre Tierhaltung ab. Leiten Schweinemäster ihre Gülle illegal auf Felder und in Flüsse, drohen schlimmstenfalls niedrige Geldstrafen. Ob Korruption, Nitratverseuchung oder illegale Wassernutzung - die Umweltaktivisten wollen alle Punkte detailliert in einer Klage vor Gericht bringen.
Der Widerstand gegen die Mastindustrie wächst
Im Sommer 2019 verhängten die katalanischen Behörden einen zunächst zwei- bis vierjährigen Genehmigungsstopp für den Neubau von Ställen. Und auch die autonome Region Kastilien-La Mancha will keine neuen Zuchtanlagen mehr erlauben. Damit allein lässt sich jedoch das Umweltproblem nicht lösen, krisiert Umweltaktivist Joel Vidal.
Ende des Jahres 2021 kritisierte auch der spanische Verbraucherminister die intensive Viehwirtschaft. Doch seither ist nicht viel passiert. Schwer wiegt auch das Argument, die Fleischindustrie schaffe Arbeitsplätze und trage zur Wirtschaftsleistung bei. Trotzdem scheint sich im Bewusstsein der Bevölkerung langsam etwas zu ändern. Allerdings zögern viele Spanier, in Zeiten steigender Lebensmittelpreise mehr Geld für nachhaltig produziertes Fleisch auszugeben.
Unterdessen fordern mehr als 800 Organisationen in einem offenen Brief eine Etikettierung der Fleischprodukte, aus der hervorgeht, ob das Tier intensiv oder extensiv gemästet wurde.
Greenpeace-Aktivist Luiz Ferreirim setzt sich für ein Moratorium ein. Die Kapazitäten müssen schrittweise abgebaut werden. Vor diesem Hintergrund fordert Greenpeace Spanien einen sofortigen Genehmigungsstopp für den Bau neuer Mastanlagen.
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