Bin ich Rassist? Ein Selbsttest
Seite 2: Die Drogendealer
Erster Testfall: Wenn ich durch einen bestimmten Berliner Park laufe, dann erzeugen Ansammlungen sehr dunkelhäutiger, schlanker junger Männer automatisch eine Annahme in meinem Kopf: Es wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Drogendealer handeln. Test abgeschlossen, Ergebnis eindeutig, denn das ist schließlich ein klares Zeichen für meinen tiefverwurzelten Rassismus. Oder?
Tatsache ist, dass Passanten dort regelmäßig von eben solchen Männern "angezischt" werden. Das ist nicht etwa Zeichen der Verachtung, sondern eine Aufforderung zum Kauf von Rauschmitteln. Diese "Anzischer" stehen zudem üblicherweise in Grüppchen am Wegesrand und transportieren die Drogen nach einem ausgeklügelten System zum Kunden. Die Beurteilung des Unterbewusstseins, dass nicht etwa allgemein Dunkelhäutige, sondern Grüppchen schlanker, dunkelhäutiger und junger Männer in diesem bestimmten Park wahrscheinlich in den Drogenhandel verwickelt sind, ist also eine auf Erfahrungswerten basierende Einschätzung.
Wenn diese Reaktion als rassistisch bezeichnet werden soll, dann muss jede Form der Einschätzung anderer aufgrund von Erfahrungswerten ebenfalls rassistisch sein. Dann aber wäre Rassismus nicht etwa ein Problem, sondern die notwendige Voraussetzung für das Zusammenleben - der Begriff würde entwertet werden. Schlimmstenfalls würde er eine positiv konnotierte Umdeutung erfahren.
Durchaus rassistisch ist es, Menschen dieses Aussehens unabhängig von den anderen genannten Faktoren pauschal als Drogenhändler zu verdächtigen, für sie ein Betretungsverbot bestimmter Orte zu fordern oder sie bei einer Bewerbung gegenüber hellerhäutigen prinzipiell zu benachteiligen. Ebenso steht die Polizei in der Pflicht, persönliche Ansichten hinter der professionellen Arbeit zurückzustellen und kein "Racial Profiling" zu betreiben. Dass dies auf ein komplexeres Mentalitätsproblem zurückzuführen ist und nicht allein auf Rassismus nach Hautfarben, zeigt sich in anderen polizeilichen Klischees, wenn beispielsweise der blonde, hellhäutige junge Mann wegen seiner Rastalocken und dem verschlafenen Aussehen regelmäßig auf Drogen hin kontrolliert wird. Aber das ist an dieser Stelle nicht das Thema.