Bioerror, kein Bioterror
Seite 2: Risiken und Nebenwirkungen
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Umweltschützer, Biosicherheitsexperten und führende Gene-drive-Forscher sagen, dass ein neuer Ansatz zur Absicherung der Technologie nötig sei, um mit ihrer weiteren Entwicklung fortzufahren. Traditionelle Werkzeuge zur Gefahreneindämmung werden unter Umständen bei Systemen versagen, die zur Weitergabe ihrer genetischen Informationen gewissermaßen fest verdrahtet wurden.
Bei der DARPA ist man davon überzeugt, dass bisherige Vorstellungen von Biosicherheit durch abgeschottete Labors oder Forschungsmoratorien mit Technologien kollidieren, deren letztendliches Ziel es ist, in die Umwelt freigesetzt zu werden und die dazu noch Nutzern zur Verfügung stehen, die außerhalb konventioneller Institutionen agieren. Gleichzeitig betrachtet man die Entwicklung aus der Perspektive der nationalen Sicherheit: die Konvergenz von stark gesunkenen Kosten der Technologie und der leichten Verfügbarkeit führten zu ihrer schnellen Demokratisierung. Personen oder Staaten außerhalb des traditionellen Wissenschaftsbetriebs könnten mit neuen Anwendungen überraschen - im Guten wie im Schlechten.
Die Idee von "reverse drives", die mutierte Gene mit der ursprünglichen Sequenz überschreiben würden, wird oft als vielversprechende Lösung für außer Kontrolle geratene gene drives angesehen. Doch Wissenschaftler warnen vor der Technologie als eine unvollständige Sicherung, die ihre eigenen unbeabsichtigten Auswirkungen hervorbringen und beim Versuch versagen könnte, die ökologischen Auswirkungen des ursprünglichen geschaffenen gene drives rückgängig zu machen.
Die Unterdrückung einer Art kann einen Anstieg in einer Population von Konkurrenten bewirken, die ebenso in der Lage sind, eine Krankheit wie das Denguefieber oder Malaria zu übertragen. Die Zerstörung einer Population könnte über die Beeinflussung der natürlichen Wechselwirkungen zwischen den verschiedensten Lebewesen auch in anderen Teilen des Ökosystems Effekte hervorrufen, zum Beispiel durch den Ausfall eines Glieds in der Nahrungskette. Sollten später Pannen bemerkt werden, ist eine Rückkehr auf der Zeitachse nicht möglich. Für einige Wissenschaftler ist dieses Szenario Warnung genug dafür, dass man trotz vorhandener Editierwerkzeuge nicht in der Lage sein wird, den Urzustand vor einem Eingriff mit unvorhergesehenen Folgen wiederherstellen zu können.
Der Evolutions-Genetiker und Gene-drive-Vater Austin Burt, der die Forschung von Target Malaria im Imperial College London leitet und nicht mit Safe Genes verbandelt ist, sieht das ähnlich. Er setzt auf vorsichtige Arbeit, die eventuelle Probleme zeitig erkennen lässt und ausschalten kann. Ein verfügbares Werkzeug zum vermeintlichen Überschreiben von Missgeschicken sollte kein Freibrief für ein laxes Experimentieren sein. Allison Snow, Pflanzenbiologin an der Ohio State University in Columbus, ist skeptisch: "Es gibt ein großes Potential für Ignoranz, menschliches Versagen oder die Absicht, Schaden anzurichten."
Bei der DARPA will man unterdessen die Tür für neue Ideen offen halten, die mit Fortschritten in der Genombearbeitung Schritt halten können.
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