BlackRock & Co. enteignen!

Seite 2: Folgen der neuen Finanzmacht: schnell steigende Mietkosten

Was sind konkret die Auswirkungen der Macht dieser Finanzinvestoren?

Werner Rügemer: Bei Vonovia, Deutsche Wohnen, LEG (größter privatisierter Wohnungskonzern in NRW mit etwa 140.000 Wohnungen) sind die Auswirkungen doch allmählich öffentlich bekannt: Schnelle Mieterhöhungen, gezielte Erhöhungen der Nebenkosten – und das auch schonmal in rechtlichen Grauzonen, Auslagerung von Dienstleistungen in Niedriglohn-Subunternehmen, preistreibende Spekulation mit Eigentumswohnungen.

BlackRock & Co. als führende Eigentümer etwa von Amazon profitieren von der Niedriglöhnerei in den Logistikzentren und Subunternehmerketten für die Auslieferung. BlackRock & Co. als gleichzeitige Eigentümer von Unternehmen derselben Branche organisieren Fusionen und Übernahmen, bilden Monopole, bauen dabei zehntausende Arbeitsplätze ab, erhöhen Preise, zum Beispiel im Falle Bayer und Monsanto.

Und BlackRock & Co. lassen die superreichen Kapitalgeber mithilfe von Anwaltskanzleien und sogenannten Wirtschaftsprüfern anonymisieren, durch Briefkastenfirmen in Finanzoasen zwischen Delaware, den Cayman Islands, Luxemburg und Amsterdam.

Das ist global organisierte Beihilfe zur Steuerhinterziehung mit der Folge, dass Staaten verarmen und dass damit die Superreichen und deren Geschäftsführer wie BlackRock & Co. noch mächtiger werden.

Was denken Sie, woran es liegt, dass BlackRock & Co so wenig bekannt sind?

Werner Rügemer: Die Chefs dieser neuen Kapitalorganisatoren, zum Beispiel Laurence Fink von BlackRock, gehen in keine Talkshow. Sie sind umso mächtiger, je weniger sie bekannt sind.

Fink trifft heimlich die Finanz- und Außenminister der wichtigen Staaten, während der letzten Jahre in Deutschland beispielsweise Wolfgang Schäuble, Olaf Scholz und Sigmar Gabriel – aber diese Treffen werden höchstens nachträglich bekannt, etwa durch eine parlamentarische Anfrage der Linken im Bundestag. Über diese Antwort informieren unsere Massenmedien nicht.

BlackRock hält sich auch nicht an das deutsche Aktiengesetz und entsendet keine Vertreter in die Aufsichtsräte, sondern zitiert die Vorstandsvorsitzenden zum Rapport nach New York.

Die unternehmernahe Medien wie Handelsblatt und FAZ bringen zwar immer wieder ganzseitige anhimmelnde Interviews mit Fink, aber das erreicht die Konsumenten von Tagesschau, Heute-Journal und die Leser gängiger Tageszeitungen nicht.

Und wenn im Untersuchungsausschuss des Bundestags hochaktiv die Betrügereien des Finanzdienstleisters Wirecard angeprangert werden – die Eigentümer von Wirecard, also BlackRock & Co., werden nie auch nur erwähnt.

BlackRock & Co. machen ihrer offiziellen Einstufung als nichtregulierte "Schattenbanken" alle Ehre, und die Komplizen in den Regierungen, Regierungsparteien und Leitmedien machen mit.

Wie schätzen Sie die vollmundigen Bekenntnisse von BlackRock-Chef Laurence Fink zur Ökologie ein? Alles nur heiße Luft? Oder können grüne Investments ein kleiner Schritt in die richtige Richtung sein?

Werner Rügemer: Natürlich hat BlackRock die zahlungskräftigen grünen Mittelschichten entdeckt und hat Fonds für grüne Technologien aufgelegt. Aber die haben vergleichsweise einen minimalen Umfang. BlackRock war und bleibt weiter Großaktionär in den größten Öl-, Kohle-, Braunkohle-, Auto-, Pharma-, Zement-, Digital- und auch Rüstungsunternehmen.

Beispiel: An 20 Jahren US-Krieg in Afghanistan hat BlackRock für seine superreichen Kunden viele Milliarden verdient, als Aktionär des größten Energie-Lieferanten Exxon und der größten US-Rüstungskonzerne wie Lockheed, General Dynamics, Northrop und des Militärdienstleisters Halliburton - Menschen wurden getötet, ermordet, in die Flucht getrieben, Umwelt wurde zerstört.

Das ist aber kein Thema, es folgt keine Kritik, keine Entschuldigung, keine Entschädigung, kein Ausstieg aus diesen Investitionen. Vordergründige Kosmetik ist angesagt: So verkaufte der Ölkonzern Royal Shell Dutch jetzt sein wichtigstes Ölfeld in Texas an den Schiefergasproduzenten Conoco Phillips.

Dafür wurde Shell aus ökologischen Gründen gelobt – in den Niederlanden war auch durch ein Gerichtsurteil Druck auf Shell entstanden. Aber BlackRock ist Aktionär nicht nur bei Shell, sondern auch bei Conoco Phillips. Ökologisch hat sich also gar nichts geändert.

Welche Rolle spielt BlackRock in der Corona-Krise?

Werner Rügemer: BlackRock & Co. sind Aktionäre in den großen US-Digitalkonzernen Amazon, Microsoft, Google, Apple, Facebook und in den Pharmakonzernen wie Pfizer. Sie gehören in ihrer jeweiligen Geschäftsart zu den Höchstprofiteuren der westlichen Corona-Politik, durch Ausweitung ihrer Geschäfte, durch Staatsaufträge.

BlackRock ist gleichzeitig, wie schon vorher, der Hauptberater der US-Zentralbank Fed und der Europäischen Zentralbank EZB, wenn es um die Vergabe der Anleihen aus den Billionen der Corona-Rettungspakete geht. BlackRock bekam den Beratungsauftrag der Europäischen Kommission für den von BlackRock & Co. selbst entwickelten neuen Werte-Kanon ESG (E=Environment/Umwelt, Social = Soziales, Governance = gute Unternehmensführung).

Beschleunigt durch die Corona-Politik ist BlackRock-Chef Fink im Weltwirtschaftsforum zusammen mit dessen Gründer Klaus Schwab im Milieu der Investoren der anerkannte Sprecher für eine neue, private Welt-Nebenregierung, bei der nationale Regierungen, Weltbank, Internationaler Währungsfonds, Europäische Kommission, Konzern-Stiftungen und auch die UNO assistieren sollen.

Fink sagte: Die Regierungen können die Erwartungen der Bevölkerungen nicht mehr erfüllen – was ja nicht falsch ist; aber Finks & Schwabs Alternative lautet: Jetzt müssen wir ran!

Welche Ergebnisse hat das Blackrock-Tribunal im letzten Jahr gebracht?

Werner Rügemer: Wir haben die Anklage der Enteignung begründet, aufgrund der ausgewählten Bereiche Umwelt, Mieten und Nebenkosten, Arbeitsverhältnisse, Rüstung. Wir haben die internationale Vernetzung mit ähnlichen Initiativen zum Beispiel in den USA begonnen.

Auf der Website www.blackrocktribunal.de kann das nachgelesen werden. Ich gedenke zusammen mit unserem Team unendlich dankbar, anerkennend und trauernd des unermüdlichen Mit-Initiators Professor Peter Grottian, der inzwischen verstorben ist.

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