Blaulicht macht glücklich, Rotlicht heiß

Die Renaissance der bunten Leuchten

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Nachdem LEDs als Lichtquelle billig sind wie nie (siehe auch Die coole Nachttischlampe), erlebt auch das farbige Licht eine Wiedergeburt. Lampen, Autoradios, Telefone und sogar Lautsprecher und Fernseher versuchen mit buntem Licht, die Psychologie des Menschen positiv anzuregen.

Die Älteren unter uns werden sich erinnern: In den Siebzigern waren bunte Lampen der Hit jeder Fete. Mit einer roten, blauen, grünen und gelben Glühbirne konnte man einen langweiligen Partykeller in ein Studio 54 verwandeln. Nun ja, fast.

Dann wurde es ruhig um das bunte Licht, nur im Auto entdeckten Psychologen die (angeblich) positive Wirkung blauen Lichts auf den Fahrer und ließen das Golf-Cockpit damit illuminieren, andere folgten ihnen nach.

Ein Single macht blau (Bild: Philips)

Während es innen die Glückshormone steigern sollte, ist blaues Licht von außen wohl eher stresshormonfördernd, vor allem, wenn es sich blinkend auf grün-weißen Autos dreht.

Fragt man die Psychologen, erzählen die sowieso etwas anderes. Laut Wikipedia ist nicht das blaue, sondern vor allem das rote Licht mit Glück verbunden. Andere wiederum glauben an weißes Licht.

“Hach ist der Rasen schön grün…" (Bild: Philips)

Heinrich Frieling schreibt in seinem Buch Mensch und Farbe

Es ist … nicht möglich, eine Liste von Farben mit den jeweiligen Deutungen aufzustellen, so wie man Vokabeln in zwei verschiedenen Sprachen nebeneinander setzt. Denn jede Farbe ist ambivalent (zwischenwertig) und in mancher Hinsicht auch polyvalent (vielwertig). Ihre Bedeutung erhält sie erst durch den Stellenwert, den sie im Ganzen des ‚Bildes’ einnimmt.

Damit der Mensch selbst festlegen kann, wie glücklich er ist, können die Displays verschiedener Geräte – zum Beispiel Autoradios inzwischen in vielen Farben leuchten. Auch Telefone von Panasonic lassen ihr Display entweder rot, gelb oder blau erscheinen.

Und wenn die Wandfarbe zu rosarot wechselt, sind die Kinder hoffentlich im Bett… (Bild: Philips)

Für den Meditationsbereich in der eigenen Wohnung gibt es bunte Lampen mit wechselnder Lichtfarbe zu ordern – 50 Euro möchte dieser Versand dafür haben.

Wer gerne richtig stolz auf buntes Licht sein möchte, weil er auch entsprechend viel Geld dafür ausgegeben hat, der kann sich ja Xeno-Lautsprecher von Ceratec kaufen. Da kostet das Paar zwischen 2500 und 6900 Euro – und dass sich nur preiswerte LEDs auf der Rückseite befinden, sieht man nicht, da sie indirekt leuchten. Auf den Klang hat das Licht allerdings keinen Einfluss – es sei denn, man wählt die beruhigende Lichtfarbe, und die Musik ist einem danach egal.

Nicht nur für Synästhetiker (Die kleine Sechste schmeckt wie Sahne): Blue Music (Bild: Ceratec)

Passend dazu – auch preislich – gibt es eine Reihe von „Farb“-Fernsehern von Philips. Die erkennen automatisch den Ton des Fernsehbildes und illuminieren die hinter ihnen befindliche Wand passend dazu. „Ambilight“ heißt die Funktion und macht den Großfernseher je nach Größe und Technik (LCD oder Plasma) zwischen 3500 und 6000 Euro teuer. Philips hat sogar Studien angefertigt, welche die positive Wirkung der passenden Hintergrundbeleuchtung nachweisen. Egal, in welcher Farbe.

Als einem heutigen Telepolis-Autor so etwas 1993 als Redakteur in einer Funkfachzeitschrift als Bauanleitung angeboten worden war – eine Lichtorgel, die sich dem Fernsehbild anpasst und den Raum hinter diesem beleuchtet – war die Idee von der Chefredaktion noch wegen absoluter Albernheit abgeschmettert worden. Da fehlte es halt noch an der farbigen Geschäftstüchtigkeit, so bunt wollte man es damals nicht treiben. Die große farbwechselnde Kugel wurde dagegen von „WDR“ bereits 1981 erfolgreich umgesetzt – mit einer umfunktionierten ehemaligen Toilettenbeleuchtung (vulgo: „Scheißhauskugel“) und drei farbigen Glühlampen darin…

Weder Wahrsagerkugel noch Klobeleuchtung: Die Lampe verändert die Lichtfarbe und aktiviert so die passenden Hormone – für Glück, Stress oder Verdienst. (Bild: Aktivshop)