Bollywood meets Hollywood

Stars wie Jackie Chan und Kylie Minogue nahmen an der Verleihung der Bollywood-Oscars in London teil.

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Am Samstag fand in London zum ersten Mal die Verleihung der "International Indian Film Awards" (IIFA) statt. Damit wurde einerseits ein Präsentationsforum für die Hindi-Filmindustrie geschaffen, die mit über 5 Filmproduktionen pro Woche die größte der Welt ist (im Vergleich zu etwa 80 Kinoreleases jährlich in den USA). Zum anderen wird mit dem Veranstaltungsort London auch das globale indische Publikum als ökonomischer Faktor anerkannt. Im Vereinigten Königreich sind ein Drittel der Top 20 fremdsprachigen Leinwand-Hits indische Filme. (BFI, Film & TV Handbook 2000)

Fliegende Shaolin-Mönche im Showprogramm bei den "Bollywood Oscars"

Initiiert wurden die IIFA von der indischen Event-Management-Firma Wizcraft (die u.a. für Veranstaltungen wie Indiens offizielle 50-Jahre-Unabhängigkeit-Feierlichkeiten oder Micheal Jacksons HIStory Tour in Indien verantwortlich zeichnete), die London als Austragungsort wählte, um zu betonen, dass die IIFA von internationaler Bedeutung sind.

Der Spitzname der Awards, "Bollywood Oscars", verrät alles über die Ambitionen der Veranstalter, ein Gegengewicht zum renommiertesten aller Filmpreise, den US-dominierten "Hollywood Oscars" zu schaffen. Die IIFA sollen aber auch als Brücke zwischen den beiden Filmmekkas dienen. "Wenn Hollywood-Stars zu einem Event geladen werden, kann man nur unter zwei Umständen mit ihrer Zusage rechnen: Entweder der Event findet in L.A. statt, oder in London," verrät Executive Producer Sabbas Joseph aus Bombay. "Sind die 2. IIFA in L.A. auch so erfolgreich, tragen wir die 3. IIFA in Dubai aus. Bis dahin wird es zur Gewohnheit geworden sein, dabei zu sein." Denn die UK sind zwar - dank der zahlungskräftigen indischen Community und der bis noch vor kurzem fehlenden indischen TV Infrastruktur - der größte Absatzmarkt für den Videovertrieb der Hindi Blockbusters, doch die arabische Halbinsel steht kaum nach.

"Action mit Komik"-Experte Jackie Chan würde gern in einem indischen Film spielen.

Die IFAA wurden von Anfang an als Medienspektakel konzipiert. Die Wahl der Gewinner der nicht-technischen Award-Kategorien fand zur Gänze über das Internet statt. Die Präsenz der Bollywood-Fans im Internet zeigte sich ja bereits letztes Jahr, als der Gewinner der von der BBC Webseite gelaunchten Umfrage nach dem "beruehmtesten Star des Milleniums" von Bollywood -Gott Amitabh Buchchan gewonnen wurde.

In diesem Sinne wurden auch die Preisverleihungen, die begleitenden Shows und Backstage-Interviews live von der Tochterfirma Wizcrafts, catchuslive.com, ins Web übertragen, wobei diese erstmals ihre 360-Grad-Kamera testeten.

Yukta Mookhey, Miss World 1999 aus Indien, moderierte die Veranstaltung.

Der IIFA-Abend kann sich im Gegensatz zur Oskarverleihung, die vielen als Ansammlung schwarzer Smokings und magerer Damen in Erinnerung ist, unvergesslicher Farbexplosionen rühmen: die funkelnden Seidensarees der Gäste; der Einsatz der neuen Icon Bühnenbeleuchtung, deren digitale Gobos Projektionen mit stufenlosen Farb- und Formübergängen erlauben; Performer wie Kylie Minogue und ihre aufgesexte Tanztruppe, die Shaolinmönche aus China, die in ihren orangen Roben durch die Luft flogen, und zuguterletzt, die viertelstündlich wechselnde Aufmachung der schillernden Yukta Mookhey, Miss World 1999 aus Indien, die durch den Abend führte.

Einigen der Preiskategorien mangelte es nicht an unfreiwilliger Exotik, wie etwa "Bester Negativer Charakter" (Yukta bei der Ankündigung: "sind es doch die Phrasen der Bösewichte, die dem Publikum nach einem Film im Gedächtnis bleiben"), "Bester Background-Sänger" (Gesang und Tanzeinlagen sind fixer Bestandteil der üblicherweise 3-stündigen Hindi-Filme), oder der "Wax Award", der den Gewinner A. Buchchan sich als Wachsfigur im Mme Tusseauds Wachsfigurenkabinett wiederfinden lassen wird.

Kylie Minogue, bevor sie sich für ihren Auftritt ins Glitzerkostüm warf.

Oscarnominierter Filmregisseur Shaker Kapur (Bandit Queen 1994, Elizabeth 1998) wurde mit dem "Preis für außergewöhnliche indische Leistungen im internationalen Kino " geehrt. Die in Manchester spielende Komoedie des 2nd-Generation-pakistanischen Drehbuchautors Ayub Din Khan erhielt den Preis für "herausragende Leistungen im internationalen Kino ", der IIFA "für beste Qualität im internationalen Kino" ging an Jackie Chan, der die Gelegenheit nutzte, sein Interesse kundzutun, in einem indischen Film mitzuwirken. Sanjay Leela Bhansali's Lovestory "Hum Dil De Chuke Sanam" (wörtlich: "Ich habe mein Herz vergeben") gewann den IIFA "Best Picture".

In dieser Romanze verliebt sich das Mädchen Ash in einen italienischen Inder, Salman, der bei ihrem Vater Musikunterricht nimmt. Den Plänen ihrer Eltern folgend heiratet sie jedoch einen Anwalt, der nach ihrer Hand gefragt hatte. Als der Anwalt herausfindet, warum seine junge Gattin so zurückhaltend gegenüber ihm ist, beschließt er aus Liebe zu ihr, sie nach Italien zu begleiten und ihr zu helfen, Salman zu finden, um das Liebespaar wiederzuvereinen.

Alle Fotos Video-Stills von Manu Luksch