Bremsspuren in spanischer Ökonomie

Benidorm. Bild: Diego Delso/CC BY-SA-3.0

Die Arbeitslosigkeit ist im August so stark wie zu Beginn der Krise nicht mehr gestiegen und im Juli kamen deutlich weniger Touristen ins Land

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Der August ist traditionell kein guter Monat für Arbeitsmarktdaten in Spanien, doch in diesem Jahr fielen sie im Krisenstaat besonders schlecht aus. Zwar haben sich nur zusätzlich gut 47.000 Arbeitslose bei den Arbeitsämtern gemeldet, doch das heißt praktisch nichts. Viele Menschen erhalten keine Leistungen, Job-Angebote für Nicht-Leistungsbezieher gibt es praktisch nicht, weshalb sich viele dort gar nicht arbeitslos melden. Deshalb ist die Zahl der Sozialversicherten bedeutsamer. Die Sozialversicherung hat im August durchschnittlich mehr als 202.000 Beitragszahler verloren. Eine solche hohe Zahl wurde seit Krisenbeginn 2008 nicht mehr registriert.

Am 31. August, so streichen verschiedene Medien heraus, gingen insgesamt sogar mehr als 300.000 Jobs unter dem Strich verloren. Eine so hohe Zahl an einem Tag hat es noch nie gegeben, wird berichtet. Mit dem Ende des traditionellen Urlaubsmonats laufen viele der zahllosen befristeten Verträge aus, die in dem Land seit vielen Jahren Urstände feiern.

Eigentlich sollte die prekäre Beschäftigung ja durch zwei Arbeitsmarktreformen bekämpft werden. Die sollte viele Jobs bringen, vor allem Festanstellungen, indem der Kündigungsschutz zunächst weiter gelockert und danach schließlich praktisch geschleift wurde, während Abfindungen deutlich verringert wurden. Doch heute hat Spanien beim Anteil der befristeten Verträge sogar Polen abgelöst und ist Spitzenreiter in der EU. Besonders dramatisch ist die Zahl der Kurzzeitverträge gestiegen, die nicht einmal eine Woche dauern. Deren Zahl hat sich zwischen 2007 und 2017 fast verdoppelt. 2007 waren es gut 2,8 Millionen und 2017 schon fast 5,6 Millionen.

Anders als der kleine Nachbar Portugal hat es Spanien bisher wegen einer verfehlten Politik nicht geschafft, die extreme Arbeitslosigkeit abzubauen. Nur Griechenland steht noch schlechter da. Im relativ guten Juli lag die Quote bei 15,2% und ist nun aber wieder gestiegen. Zu erwarten ist, dass nach dem Ende des Tourismussommers die Zahl der Arbeitslosen weiter deutlich steigt, weil dann eine große Zahl befristeter Verträge auslaufen wird.

Und im Tourismus ist auch ein Grund zu suchen, warum die Arbeitsmarktdaten im August so schlecht ausgefallen sind. Der Sektor ist ein zentraler Pfeiler der spanischen Ökonomie und in den letzten Jahren gab es einen Besucherrekord nach dem nächsten. Doch es zeigen sich klare Ermüdungserscheinungen. Zwar besuchten im Juli fast 10 Millionen ausländische Touristen das Land, doch das waren fast 5% weniger als im Vorjahr. Mit 1,4 Millionen waren es 11,4% weniger Franzosen, mit 1,3 Millionen 6,2% weniger Deutsche und mit 2,2 Millionen 5,6% weniger Briten im Juli Spanien, dafür kamen mehr Amerikaner, Holländer, Portugiesen und Russen. Zwar wurde in den ersten sieben Monaten des Jahres noch ein leichtes Plus von 0,3% ermittelt, doch wird das dadurch aufgefressen, dass die Touristen weniger Geld ausgeben. Praktisch dürften die Einnahmen stagniert haben und das wird sich im bisher relativ starken Wirtschaftswachstum im dritten Quartal niederschlagen.

Die Arbeitsmarktzahlen im August lassen vermuten, dass sich die Tendenz aus dem Juli im August fortgesetzt hat. Die Preise haben in den letzten Jahren deutlich angezogen, zudem tauchen Länder wie die Türkei (durch den Lira-Absturz besonders billig) sowie Tunesien und Ägypten wieder verstärkt als billigere Konkurrenten auf und machen Spanien, neben dem günstigeren Portugal, das Feld streitig.