Bundesregierung will 100.000 Haushalte jährlich an Fernwärme anschließen

100.000 Haushalte sollen jährlich an Fernwärme angeschlossen werden.

Ehrgeiziger Plan: 100.000 Haushalte sollen jährlich an das Fernwärmenetz angeschlossen werden.

(Bild: Willi Heidelbach / Pixabay)

Bei der Versorgung mit Fernwärme soll es ein deutliches Aufbruchssignal geben. Vor Gipfeltreffen fordert Wirtschaft mehr Fördermittel. Was die Bundesregierung plant.

Fernwärme wird in der Wärmewende der kommenden Jahre eine bedeutende Rolle spielen – und die Bundesregierung versucht, sich ihr zu stellen. Die Bundesministerien für Wirtschaft und fürs Bauen luden deshalb am Montag zu einem Fernwärmegipfel ein.

Von dem Gespräch soll ein "deutliches Aufbruchssignal" für den klimaneutralen Um- und Ausbau der Versorgung mit Fernwärme gesendet werden, hieß es vorab. Geplant ist, Gas und Kohle mit erneuerbaren Energien zu ersetzen, um das Klima zu schützen.

Wärme macht laut Umweltbundesamt (UBA) mehr als 50 Prozent des gesamten deutschen Endenergieverbrauchs aus. In zahlreichen Bereichen kommt Wärme zum Einsatz: als Raumwärme oder Klimatisierung, für Warmwasser und Prozesswärme oder zur Kälteerzeugung.

Ausbau der Fernwärme

Neben dem umstrittenen Heizungsgesetz plant die Bundesregierung auch eine Reform der kommunalen Wärmeplanung. Laut Gesetzentwurf sollen Länder und Kommunen in den kommenden Jahren konkrete Pläne vorlegen, wie sie ihre Heizinfrastruktur umbauen wollen. Bürger sollen sich so besser orientieren können, ob ihr in absehbarer Zeit an ein Wärmenetz angeschlossen wird oder ob sie sich eine Wärmepumpe einbauen lassen sollten.

Nach Plänen der Bundesregierung sollen jährlich Tausende Haushalte in Deutschland Zugang zur Fernwärme bekommen. "Das Ziel ist erst mal, 100.000 Haushalte pro Jahr zusätzlich anzuschließen", sagte etwa Bauministerin Klara Geywitz im n-tv-"Frühstart".

In ländlichen Gebieten sei auch Nahwärme eine interessante Option. Bauern könnten etwa Wärme aus Biomasse erzeugen und an Verbraucher liefern.

Wirtschaft drängt auf höhere Förderung

Damit der Ausbau der Fernwärme gelingen kann, drängte die Wirtschaft im Vorfeld des Treffens auf mehr staatliche Hilfen. Die Branche treibe den Ausbau der Fernwärmenetze voran und investiere hohe Beträge, erklärte Kerstin Andreae, Vorsitzende des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Um den Ausbau zu beschleunigen, brauche es Rückenwind von der Bundesregierung. Der gesetzliche Rahmen müsse entsprechend angepasst werden. Wichtig sei "ein stabiler, planungssicherer und auskömmlicher Förderrahmen". Die bestehende Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) sein ein Erfolg – nur die verfügbaren Fördermittel sollten noch einmal erhöht werden.

Auch der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) wünscht sich vom Staat mehr Fördermittel beim Ausbau der Fernwärme. Ihr Potenzial könne verdoppelt bis verdreifacht werden, erklärte der Verband laut Deutscher Presse-Agentur (dpa).

Der Ausbau sei aber kapitalintensiv und benötige Zeit. Die BEW laufe aber 2026 aus. Bisher seien dahin auch nur insgesamt drei Milliarden Euro eingeplant. "Diese drei Milliarden Euro brauchen wir aber bis in die Mitte der 30er-Jahre jährlich an staatlicher Förderung", hieß es beim VKU.

Ausnahme beim Heizungsgesetz

Der Entwurf zum Heizungsgesetz sieht vor, dass von Anfang 2024 an möglichst jede neu eingebaute Heizung zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wird. Nun hat die Bundesregierung Ausnahmen in Aussicht gestellt, wie die Augsburger Allgemeine berichtete.

Werden ganze Straßenzüge oder Stadtteile an das Fernwärmenetz angeschlossen, sollen demnach Hausbesitzer beim Heizungstausch keine Wärmepumpe einbauen müssen.

"Wenn ein Wärmenetzbetreiber einen solchen Ausbau verbindlich verfolgt, sollten daran interessierte Gebäudeeigentümer von der Pflicht zum Einbau einer die 65-Prozent-Vorgabe für erneuerbare Energien erfüllenden Heizung befreit werden", heißt es laut Zeitung in einem entsprechenden Papier.

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