Bush trommelt

In seiner Fernsehansprache rekurriert der amerikanische Präsident auf den 11.September und sucht den Wiederanschluss an alte Popularitätsmarken

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Einzig die präzise Geldforderung an den amerikanischen Kongress in Höhe von 87 Milliarden Dollar übertraf zuvor geäußerte Erwartungen, ansonsten blieb US-Präsident Bush in seiner gestrigen Rede an die Nation seinen Maximen zum "Krieg gegen den Terror" treu und jede konkrete Antwort auf drängende Fragen schuldig.

Die landesweit übertragene Rede, die erste seit Bush Anfang Mai den Sieg über das Regime von Saddam Hussein verkündete, galt als Auftakt seiner Kampagne zur Wiederwahl im kommenden Jahr; entsprechend resolut im Großen und Ganzen und ausweichend in heiklen Details fiel sie denn auch aus.

Wer sich nach dem längeren Schweigen des Präsidenten, jetzt ein signifikantes Update zur gegenwärtigen Situation im Irak erwartet hatte, ein Statement zum Stand der Fahndung nach den beiden Überterroristen, Saddam Hussein und Bin Laden oder eine - wenn auch nur vage - Andeutung zur Dauer des Einsatzes im Irak, genauere Angaben zur Verwendung der geforderten Mittel für das Militär und den Wiederaufbau im Irak und in Afghanistan, wurde naturgemäß enttäuscht.

Weder Saddam noch Bin Laden wurden erwähnt, dafür, wieder einmal, ein suggestiver Zusammenhang zwischen dem Terrornetz Bin Ladens und Saddams Regime hergestellt, völlig außer Acht lassend, dass dies vielleicht erst durch die Art des Eingreifens der USA zur finsteren Wirklichkeit geriet. Dass man bislang im Irak noch keine Massenvernichtungswaffen fand, ändert nichts am erneut geäußerten Postulat, dass man wegen dieser Waffen, und weil das Regime im Irak den Terrorismus unterstützte, dort eingreifen musste.

Der "Kampf gegen den Terror" bildete denn auch das rhetorische Zentrum der Rede kurz vor dem Jahrestag zum 11.September 2001. Man habe den Kampf zum Feind gebracht, sagte Bush, zum "Herzen seiner Macht". Der Irak sei nun die Hauptfront im Kampf gegen den Terror.

Bush beteuerte nochmals die Prämissen des neokonservativen Credos: anders als in Beirut und Somalia, wo der amerikanische Rückzug als Schwäche ausgelegt wurde, werde man nicht wieder zur Ära vor dem 11.September zurückkehren, zur "falschen Bequemlichkeit", denn Terrorattacken würden nicht vom "Gebrauch der Stärke" verursacht, sondern von der "Wahrnehmung von Schwäche".

"Der Mittlere Osten wird entweder ein Ort des Friedens oder des Fortschrittes oder ein Exporteur von Gewalt", sagte Bush und forderte weitere 87 Milliarden Dollar für die militärische Präsenz und den Wiederaufbau im Irak und in Afghanistan. Des weiteren kündigte er, wie schon in den Tagen vor der Rede bekannt wurde, eine neue UN-Resolution an, welche die Entsendung einer multinationalen Streitkraft autorisiere und die Ausarbeitung einer irakischen Verfassung sowie den Übergang zu einer irakischen Regierung.