CO2-Fußabdruck: Wie ein PR-Trick von den Machern des Klimawandels ablenkt

Seite 2: CO2-Treiber Konsum: Weniger Designer-Klamotten, seltener ins Sterne-Restaurant

Damit ist der Höhe- und Endpunkt der Kohlendioxid-Rechnerei des WWF erreicht: die klimaschädlichen Folgen des hemmungslosen Konsums. Wir kaufen einfach zu viel!

Gestaffelt in Euro-Beträgen ist anzugeben, was man jährlich für Kleidung, Schuhe, Möbel, Haushaltsgeräte sowie für Freizeit und Kultur ausgibt. Außerdem fällt natürlich die Völlerei in Restaurants, Kantinen und beim Essen zum Mitnehmen negativ ins Gewicht. Da kommen durchschnittlich rund zwei Tonnen CO2 zusammen! Bei einem Gesamt-Durchschnitt der Deutschen von 12,37 Tonnen ein durchaus bedeutender Anteil.

Aber die Sachlage hat sich im Vergleich zu den vorigen Fußabdrücken nicht verändert: Wie viel Treibhausgas in den konsumierten Produkten und Dienstleistungen steckt, hat der Käufer weder zu verantworten noch kann er dies beeinflussen.

Mit seinem Kauf realisiert er lediglich die Gewinnkalkulation des Anbieters. Sicher, er kann einerseits wählen - zwischen verschiedenen Angeboten; die jedoch alle gleichermaßen darauf zielen, aus ihrem in die Herstellung der Ware gesteckten Geld mehr Geld zu machen. Und die meisten Produkte sind so beschaffen, dass sie alsbald verschleißen oder kaputtgehen. Das ist der wirkliche "Konsumterror": Eine auf Verschwendung ausgerichtete Produktion, um möglichst viel und oft die Leute zum erneuten Kauf zu bewegen. Was nun einmal etwas anderes ist, als einen über alle Klima- und sonstige Zweifel erhabenen Gebrauchswert herzustellen.

Der Normalverbraucher kann indes auch, und darauf zielt der WWF-Rechner hier, schlicht auf eine Menge Zeug verzichten. Muss es nun wirklich das italienische Designer-Sofa sein? Wo man doch gerade erst letztes Jahr diese Chaiselongue aus einer französischen Manufaktur erstanden hat! Auch kann man doch mal einen Samstag auslassen und nicht in die Edel-Boutique gehen und mit den angesagten Klamotten rauskommen. Die Jacht am Meer kann auch mal für ein Wochenende liegen bleiben. Und ja, Hausmannskost ist eine originelle Abwechslung zu den obligatorischen Besuchen in den einschlägigen Sterne-Restaurants!

Ach so, dieser Konsum ist gar nicht gemeint? Wenn von "Konsum" an dieser Stelle geschrieben wird, geht es nicht um die Reichen und Schönen dieser Welt. Sondern es geht um das eher schlichte Alltagsleben der Gewöhnlichen. Also um die Masse der Leute, die von den sie beschäftigenden Unternehmen möglichst knappgehalten werden.

Und die mit dem so erarbeiteten Geld schauen müssen, wie sie damit auskommen. Ganz zu schweigen von denen, die das zweifelhafte Glück einer Vollzeit-Beschäftigung gar nicht erleben dürfen. Sie alle sollen nun ihren Gürtel noch enger schnallen. Nun nicht nur, damit die Gewinne weiter steigen - pardon, Arbeitsplätze erhalten bleiben -, sondern weil zusätzlich das Klima gewinnt.

Mit dem persönlichen "Fußabdruck" sind die Akteure des Klimawandels aus dem Schneider

Der persönliche CO2-Fußabdruck wirft die ohnmächtigen Empfänger von klimaschädlichen Waren und Dienstleistungen in einen Topf mit deren Herstellern - und mit denen, die diese klimaschädliche Art der Herstellung sowohl grundsätzlich erlauben als auch ihr Grenzen setzen, den staatlichen Instanzen.

Für das Kapital und den Staat ist diese Gleichsetzung sicher nützlich. Sie schürt zwei Ideologien: Zum einen die Behauptung, der Wirtschaft ginge es um die möglichst optimale Versorgung des Volks mit Lebensmitteln, wozu auch deren Klimaverträglichkeit gehöre. Zum anderen die Vorstellung, dass der Staat nichts mehr im Sinn hat, als die Bevölkerung vor dem Klimawandel zu schützen.

Wer beides unterschreibt, sieht sich als Teil einer großen Einheit, die zusammen auf ein gemeinsames Ziel zusteuert. So leisten "wir alle", jeder "an seinem Platz" unseren Beitrag zur Weltrettung. Die Akteure des Klimawandels sind damit aus dem Schneider.