Castor: Aus den Augen aus dem Sinn?

Seite 2: Welche Sicherheitstests wurden für die aktuell verwendeten Castoren durchgeführt?

In alten Imagefilmen wurde gezeigt, wie sicher die Castoren sind. In welchem Umfang die heute eingesetzten Castor-Behälter in realen Tests auf ihre Sicherheit überprüft wurden oder ob diese Tests lediglich am Rechner auf der Basis früherer Behälter simuliert wurden, ist seit geraumer Zeit ein Streitfall zwischen Kernkraft-Befürwortern und -Kritikern.

Während die Kraftwerksbetreiber und ihre nachgelagerten Dienstleister darauf bestehen, dass die Castoren alle ihre Sicherheitsvorschriften erfüllen, argumentiert Greenpeace damit, dass mit den beiden aktuell eingesetzten Behältern in Deutschland noch keine Sicherheitstests, weder für mechanische noch für thermische Belastungen, durchgeführt wurden.

Zum Beweis der Sicherheit seien lediglich rechnerische Nachweise herangezogen worden. Rechensimulationen müssten jedoch durch praktische Tests bestätigt werden, um wirklich belastbar zu sein. Hierfür sei es nicht ausreichend, sich auf mehr als 20 Jahre zurückliegende Tests mit anderen Behältertypen zu beziehen.

Ein weiteres Problem stelle die Trocknung der Behälter dar. Um die tödliche Strahlung abzuschirmen, würden die Brennelemente unter Wasser in die Castoren geladen, dabei laufe der ganze Behälter voll Wasser, das anschließend abgesaugt werden müsse. Durch die Ende der Neunzigerjahre übliche Beladetechnik seien jedoch Probleme mit Wasser im Deckelbereich aufgetreten.

Wegen dieser Restfeuchte im Deckelbereich könnten die Metalldichtungen rosten. Bei den ebenfalls verwendeten Kunststoffdichtungen sei die Haltbarkeit wegen der starken Neutronenstrahlung ohnehin begrenzt. Auch im Behälterinnenraum sei die Restfeuchte problematisch, weil die Brennelemente korrodieren könnten.

Rost könne zu Undichtigkeiten und somit zu verstärkter Freisetzung von Radioaktivität führen. Wegen immer wieder auftretenden Probleme sei das Trocknungsverfahren bereits mehrfach geändert worden. Erst sei mit Silberdichtungen experimentiert worden, dann hieß es plötzlich, ein bisschen Feuchtigkeit sei letztendlich kein Problem und könne toleriert werden.