Chicago: Mord-Hoch hält trotz neuer Hard- und Software an

Seite 2: Visitenkarten, Social-Media-Videos - und Waffen aus Eisenbahnen

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Bis in die 1990er Jahre hinein benutzten die Gangs in Chicago Visitenkarten, die denen von Geschäftsleuten nachempfunden waren und die inzwischen (ebenso wie alte Pullover mit Gang-Abzeichen) für viel Geld auf eBay gehandelt werden. Heute werden die Abzeichen an Wände und Gegenstände geschmiert (um ein Territorium zu beanspruchen), in die Haut tätowiert oder in Social-Media-Videos verwendet.

Der Chicagoer Polizeichef Eddie Johnson meinte nach Trumps Drohung mit den "Feds", seine kommunale Behörde sei offen für "Partnerschaften" mit Bundesbehörden wie dem ATF und für die Entsendung von Bundesstaatsanwälten. Bürgermeister Emanuel forderte den Präsidenten dazu auf, Bundesmittel für neue Polizeistellen freizugeben und die Waffenbesitzvorschriften zu verschärfen. Dass Letzteres geschieht, ist angesichts der von Trump und der Republikanischen Partei im Wahlkampf vertretenen Positionen unwahrscheinlich. Dort weist man darauf hin, dass die Gangs, von denen die Gewalt ausgeht, ohnehin keine legalen, sondern illegale Waffen besitzen, die sie unter anderem in großem Stil aus Eisenbahntransporten stehlen.

Gang-Gipfel abgesagt

Dean Angelo Senior, der Chef der Chicagoer Polizeigewerkschaft Fraternal Order of Police, machte Justizminister Jeff Sessions bei einem Treffen letzte Woche einen anderen Vorschlag: Die Gewalt wird seiner Meinung nach so lange andauern, bis die Polizei von der Politik "grünes Licht" bekommt, "die Straßenecken zurückzuerobern". Seiner Erfahrung nach "fürchten viele Polizeibeamte um ihren Job, wenn sie ihren Job machen". Damit spielt er auf SJW-Gruppen wie Black Lives Matter an, die in den letzten Jahren durch teils gewalttätige Proteste dafür sorgten, dass Befugnisse der Polizei in Dienstanweisungen eingeschränkt wurden - was dazu führte, dass die Gang-Gewalt gerade in ärmeren Vierteln zunahm, für deren Bewohner die BLM-Aktivisten zu sprechen vorgaben (vgl. Whose Black Lives Matter?).

Ein anderer Versuche, die Gewalt einzudämmen, wurde am 21. März vorerst abgeblasen: Darell Scott, der Pastor des New Spirit Revival Centers in Cleveland Heights, hatte angekündigt, die wichtigsten Gangchefs zu einem Treffen zu versammeln und dadurch Wege zu finden, um den "Bodycount" zu reduzieren. Corey Brooks, der Pastor der New Beginnings Church, warf Scott darauf hin vor, er wecke trügerische Hoffnungen, weil die Gangs heute keine straff hierarchisch geführten Gliederungen mehr wären, in denen die Worte einiger weniger Bosse für Frieden sorgen könnten.

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