China: Geduldige Investoren
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Formel 16 plus Eins: China hilft Südosteuropa wieder auf die Beine - um welchen Preis?
Die Chinesen sind geduldige Investoren. Sie kommen nicht einfach rein ins Land und greifen sich die Vermögenswerte ab für spekulative Zwecke. Sie kommen rein, um eine Grundlage zu schaffen, um immer weiter aufzubauen, und ihr Zeithorizont umspannt zwanzig bis dreißig Jahre.
Yannis Varoufakis
Wieder mal zeigten die Chinesen, was sie können: Nach dem Treffen von 16 südosteuropäischen Staatenlenkern und chinesischen Regierungsvertretern in Suzhou im Osten Chinas im Jahre 2015 nahm Regierungschef Li Kequiang seine Kollegen mit auf eine Spritztour im Superschnellzug CRH380A nach Shanghai.
Schneller als der schnellste Porsche. 486 Stundenkilometer hat der Zug drauf, der aussieht wie ein x-beliebiger ICE. Nach 25 Minuten sind die 100 Kilometer absolviert. Ungarns Autokrat Viktor Orban blieb die Spucke weg: "Chinas Entwicklung ist wirklich bewundernswert!", kommentierte er.
Polens Präsident Andrzej Duda pflichtete ihm bei. Und Estlands Premier Taavi Roivas hätte auch gerne, dass so ein Zug durch das Baltikum rauscht. Da muss er aber erst noch ein bisschen Geld akquirieren. Die Chinesen stellten in Aussicht, dass in absehbarer Zeit ein transeurasischer Schnellzug die Strecke Schanghai-Budapest in nur 20 Stunden zurücklegen könnte.
Investitionen auf dem Balkan
Die Chinesen werden schon in sehr naher Zukunft eine Schnellbahn zwischen Belgrad und Budapest spendieren, berichtete der Spiegel im Dezember 2014. Nicht ganz uneigennützig, versteht sich. Denn der griechische Hafen Piraeus vor den Toren Athens ist in chinesischer Hand. China plant auf den Pfaden der antiken Seidenstraße eine Neuauflage, zu Land - und auch zu Wasser (An der maritimen Seidenstraße).
Diese maritime Verbindung zwischen Ostasien und Europa soll ihren Zugang nach Westeuropa über Piraeus auf dem Landweg auf dem Balkan nehmen. Überall auf dem Balkan investieren chinesische Unternehmen in die Verkehrsinfrastruktur, um diesem Ziel näher zu kommen.
Kaum präsent im kollektiven Bewusstsein der Europäer: China kauft sich massiv im vernachlässigten Osten und Südosten Europas ein. 16 plus 1 heißt das Format. Die Repräsentanten von sechzehn europäischen Staaten1 treffen sich regelmäßig mit höchsten Vertretern der Volksrepublik China. Sie bringen Wunschlisten mit. Die Chinesen fördern dann aus ihrem schier unerschöpflichen Kapital-Füllhorn großzügig europäische Infrastruktur.
Wobei es sich zum Teil um wirkliche Hilfe zur Selbsthilfe handelt, zum anderen Teil um umfassende Aufkäufe. Da erwirbt z.B. die Liu Gong Maschinenfabrik die Baumaschinen-Abteilung des polnischen Rüstungskonzerns Huta Stalowa Wola. Oder He Steel erwirbt die Steel Mill Company in Serbien. Der größte Aufkauf betrifft den ungarischen Chemiekonzern BorsodChem durch Wanhua Indsutrial Group.
Der chinesische Autokonzern Great Wall baute mit Litex Motors die einzige Autofabrik Bulgariens auf, die allerdings mittlerweile Konkurs anmelden musste.
Zu den großzügigen Aufbauhilfen gehören Kraftwerke in Nord-Mazedonien, Bosnien-Herzegowina, Serbien oder auch in Rumänien. Der serbischen Hauptstadt Belgrad spendierten die Chinesen eine zweite, sehr großzügig angelegte Brücke über die Donau.
Die Chinesen springen hier in die Bresche, wo die Europäische Gemeinschaft sträflich versagt hat. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks mit seinem Warschauer Pakt und der Wirtschaftsgemeinschaft COMECON wurden funktionierende mittelgroße Staaten wie Jugoslawien oder Reste der verfallenen Sowjetunion in kaum lebensfähige Mini-Staaten zerlegt.