China: Nach einem Lockdown folgt der andere
Vor einer befürchteten zweiten Infektionswelle wird erneut Ausgangssperre verhängt - Zugzwang?
Man wird sich daran gewöhnen müssen, dass die lokale oder nationale Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie nicht einfach nach einem Lockdown oder anderen Maßnahmen wie Schulschließungen, Einhaltung der Distanzregeln, Ausgangsbeschränkungen, Veranstaltungsverboten etc. zu Ende sein wird. Sowieso wird uns die Covid-19-Infektion, über deren Gefährlichkeit seit dem Ausbruch gestritten wird, weiter wie Influenza begleiten. Vor allem ist damit zu rechnen, dass nach einer ersten Eindämmung auch nach drakonischen Maßnahmen eine zweite Infektionswelle droht.
In China, wo die Pandemie ausbrach, schien man schon auf einem guten Weg zu sein. Die Neuinfektionen landesweit sollen stark reduziert worden sein, bei den meisten Infizierten soll es sich um Einreisende handeln, die das Virus wieder ins Land bringen. Am 1. April gab die Nationale Gesundheitskommission an, es habe am Vortag 36 Neuinfizierte gegeben, 35 seien aus dem Ausland gekommen. 7 Infizierte seien gestorben.
Während auch die Maßnahmen in der 11-Millionen-Stadt Wuhan bereits gelockert wurden und in den nächsten Tagen ganz aufgehoben werden sollen, wurde gestern im Landkreis Jia in der Provinz Henan in Zentralchina wieder Ausgangssperren verhängt, die 600.000 Einwohner betreffen. Es wurden allerdings am Sonntag nur 3 Personen entdeckt, die positiv getestet wurden, darunter ein Arzt aus dem lokalen Krankenhaus. Er war im Januar aus Wuhan gekommen und zwei Wochen in Quarantäne gewesen, bis er seine Arbeit begann. Hier steckte er zwei Kollegen im Krankenhaus an.
Wieder wird drastisch gehandelt, niemand darf mehr in den Landkreis oder heraus. Alle Geschäfte bis auf Supermärkte und Apotheken mussten schließen, einkaufen kann nur eine Person pro Familie alle zwei Tage, zur Arbeit gehen darf man nur mit Sondergenehmigung. Auch ein Auto darf nur alle zwei Tage benutzt werden. Wer sein Heim verlässt, muss sich einer Temperaturmessung unterziehen und eine Atemschutzmaske tragen.
Die Behörden hatten den Lockdown angekündigt und die Einwohner aufgefordert, ihre Lebensmittelvorräte und andere notwendigen Dinge aufzustocken, um sich auf die Isolation vorzubereiten. Wenn nur einer aus einer Familie alle zwei Tage die Wohnung verlassen darf, könnte dies zu innerfamiliären Spannungen beitragen.
Auch die Provinz Yunnan, die an Vietnam, Laos und Myanmar angrenzt, wurde weitgehend für den Personenverkehr gesperrt. Chinesen dürfen die Provinz mit einigen Ausnahmen nicht verlassen, um die Pandemie durch Rückkehrer nicht wieder hereinzulassen. China hat allgemein die Einreise von Ausländern seit Samstag gestoppt, aber nichtchinesische Bewohner von Grenzgebieten, die die Erlaubnis haben, dürfen prinzipiell weiter einreisen, aber erst wenn sie zweimal negativ getestet wurden und sich einem Antikörpertest unterzogen haben. Auch dann müssen sie noch eine Woche in staatliche Quarantäne und eine weitere Woche in Selbstisolation. Und das alles auf eigene Kosten.