China baut Beziehungen zu den arabischen Staaten aus

Kronprinz Mohammed bin Salman Al Saud. Archivfoto: (2019): US-Außenministerium/gemeinfrei.

Geopolitische und wirtschaftliche Kurve gegen USA und Iran; Xi Jinping schlägt vor, Öl und Gas künftig in Yuan abzurechnen.

Während hierzulande die Propaganda-Klischees immer gröber werden, die man dem Publikum zur Erklärung der Weltlage anbietet, wird diese immer komplexer.

Da besucht der Chef der größten dem Namen nach kommunistischen Partei des Globus, der über die bald größte kapitalistische Volkswirtschaft gebietet, einen autokratisch und mit archaischen Methoden und Gesetzen regierenden Monarchen, der auf einem gewaltigen Erdölschatz sitzt, und gleich zwei andere Akteure, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sind verschnupft.

USA und Iran

Die einen, weil sich Chinas Präsident Xi Jinping mit Saudi-Arabien einem wichtigen, über Jahrzehnte vom Westen gehegten und aufgerüsteten Verbündeten annähert und dieser sich gegenüber Washington mit einem Mal reserviert zeigt, und dessen Wünsche nach Erhöhung der Ölförderung zum Zwecke der Abmilderung der Inflation einfach überhört.

Die anderen, die ohnehin zu Hause gerade erhebliche Probleme mit einer revoltierenden Bevölkerung haben, weil China, das immer ein verlässlicher Kunde für iranisches Öl war, während der Westen das Land mit Sanktionen belegte, nun auf einmal dessen großen regionalen Rivalen Saudi-Arabien den Rücken zu stärken scheint.

Chinesische Geschäfte

Nicht nur, in dem Xi das Land als vermeintlichen Friedensstifter und Wächter der Stabilität in der Region lobt – Bundeskanzler Olaf Scholz hatte im September bei seinem Besuch in Riad ähnlich zynische Worte gefunden – und die saudische Position im Jemen explizit unterstützte, wo ein mörderischer Stellvertreterkrieg zwischen dem Königreich und dem Iran tobt.

Auch die zahlreichen Geschäfte, die Xi und sein Gefolge mit den saudischen Herrschern und einer ganzen Reihe weiterer arabischer Regierungen abschloss, die Vertreter zu einem Gipfel mit dem chinesischen Präsidenten geschickt hatten, könnten in Teheran das Gefühl hinterlassen haben, abgehängt worden zu sein.

Keine Alternative für Teheran

Das Problem der Mullahs ist allerdings, dass sie keine Alternative haben, dass sie Beijing nicht gegen Washington oder Brüssel ausspielen können, also weiter auf dessen guten Willen und Interesse am iranischen Öl und Gas hoffen müssen

Anders als Riad und andere arabische Hauptstädte, die dabei sind, ihre Beziehungen zur Volksrepublik auszubauen, und damit nicht nur ihre Wirtschaft voranbringen, sondern auch eine stärkere Position gegenüber Europa und den USA bekommen.

Bei den angesprochenen Verträgen ging es nicht nur um Rohöl-Lieferungen, sondern auch um Ansiedlung chinesischer Unternehmen in den arabischen Ländern, um Wasserstoffprojekte und erneuerbare Energieträger, um digitale Infrastruktur und Kommunikationstechnologie.

Huawei in arabischen Staaten

Während der Westen versucht, Chinas Technologiegiganten Huawei die Tür vor der Nase zuzuschlagen und die US-Regierung sich sogar ein paar Milliarden US-Dollar kosten lässt, Huawei-Technik und Software aus der dortigen Telekommunikation zu entfernen, könnte der Konzern schon bald die arabische Welt nach neustem Standard vernetzen.

Xi Jinping nutzte den Besuch in Saudi-Arabien auch für einen erneuten Vorstoß in Sachen Internationalisierung der chinesischen Währung. Wie die in Hongkong erscheinende South China Morning Post schreibt, schlug er Saudi-Arabien und den anderen arabischen Golfstaaten vor, in drei bis fünf Jahren die Öl- und Gaslieferungen in die Volksrepublik abzuwickeln.

Damit wäre zwar der US-Dollar noch nicht vom Sockel gestürzt, aber Beijing würde sich von Eingriffen des Westens in seinen Handel, wie Russland sie gerade zu spüren bekommt, unabhängiger machen.