China festigt GPS-Konkurrenten: Letzter Beidou-3-Satellit gestartet

Start einer chinesischen Rakete

Start einer chinesischen Rakete: Die letzten beiden Beidou-Satelliten der dritten Generation sind im Orbit

(Bild: zhangjin_net/Shutterstock.com)

China baut sein Satellitennavigationssystem weiter aus. Start war Testballon für kommende Generation. Doch wer nutzt das System außerhalb der Volksrepublik?

China hat einen wichtigen Schritt zur Verbesserung seines Beidou-Navigationsnetzwerks unternommen. Am Donnerstagmorgen wurden die letzten beiden Satelliten der dritten Generation erfolgreich in den Orbit geschickt, berichtet die South China Morning Post.

Damit ist die GPS-Alternative nicht nur vollständig ausgebaut, sondern inzwischen sogar mit gewissen Redundanzen aufgestellt. Doch wer nutzt das System außerhalb China?

Testballon für vierte Satellitengeneration

Die beiden Satelliten sind am Donnerstag um 9 Uhr 14 Uhr an Bord einer Langstreckenrakete vom Typ Langer Marsch 3B vom Kosmodrom Xichang in der südchinesischen Provinz Sichuan aus ins All gestartet.

Das Beidou-System, benannt nach dem Sternbild des Großen Bären, gilt als direkter Konkurrent zum amerikanischen GPS, dem russischen Glonass und dem europäischen Galileo. 2020 wurde erstmals eine globale Abdeckung erreicht. Mit dem jüngsten Start schließt China die dritte Phase der Satellitenentwicklung ab und legt den Grundstein für die Baidou-4-Generation.

Die beiden neuen Satelliten, die von der Innovation Academy for Microsatellites unter der Schirmherrschaft der Chinesischen Akademie der Wissenschaften gebaut wurden, dienen als Backup und sollen neue Hardware und Technologien für ein intelligenteres und präziseres Navigationssystem testen.

Laut Liu Yingchun, Chefkonstrukteur des Beidou-3-Systems, ermöglichen sie einen reibungslosen Betrieb des Systems trotz parallel laufender Wartungsarbeiten an den älteren Satelliten. Zudem sind in den beiden Satelliten neue Atomuhren und Verbindungsterminals verbaut, die bei der kommenden vierten Generation standardmäßig zum Einsatz kommen. Diese soll bis 2035 vollständig ausgebaut sein.

Seit dem Jahr 2000 hat China insgesamt 64 Beidou-Satelliten ins All befördert. Die dritte Generation umfasst 30 Satelliten, die sich in verschiedenen Höhen befinden. 24 sind in einem mittleren Erdorbit von 21.000 Kilometern Höhe, während sechs in geostationären und geosynchronen Orbits in 36.000 Kilometern Höhe um die Erde kreisen.

Satellitennavigation für den Globalen Süden?

Laut einem Bericht des Belfer Zentrums der US-amerikaninischen Harvard Kennedy School liefert Beidou insbesondere im asiatisch-pazifischen Raum genauere Daten als die drei Konkurrenten aus den USA, Europa und Russland. Andernorts auf der Welt ist die Genauigkeit zumindest vergleichbar.

Die kommerziellen Anwendungen von Beidou haben in den letzten Jahren rapide zugenommen. Laut einem Bericht des staatlichen Fernsehsenders CCTV hat der Gesamtwert der chinesischen Satellitennavigationsindustrie im Jahr 2023 eine Summe von 536 Milliarden Yuan (ca. 73 Milliarden US-Dollar) erreicht, ein Plus von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr.

China sehe sich nun einer "neuen Phase der großflächigen Anwendung und hochwertigen Entwicklung" der heimischen Navigationstechnik entgegen.

Außerhalb der Volksrepublik ist das System jedoch noch wenig gebräuchlich, auch wenn die meisten Smartphones inzwischen Unterstützung dafür mitliefern.

Ein Meilenstein wurde zuletzt im November 2022 erreicht, als Beidou – nach GPS, Galileo und Glonass – als viertes System in das internationale Such- und Rettungsnetzwerk Cospas-Sarsat aufgenommen wurde. Vergangenes Jahr wurde Beidou schließlich von der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation als universeller Standard für die Flugführung anerkannt.

Beispiele für kommerzielle Anwendungen finden sich vor allem in Ländern des Globalen Südens und im asiatischen Raum, wo Beidou mit höherer Genauigkeit auftrumpfen kann. So wird das System beispielsweise im Hafenmanagement von Pakistan, bei der Flussschifffahrt in Myanmar sowie in der laotischen Landwirtschaft genutzt. Auch in einigen arabischen und afrikanischen Ländern gibt es mittlerweile kommerzielle Nutzer, die anfallenden Kosten sind geringer als bei der westlichen Konkurrenz.

Zukunftspläne für Tiefsee und All

Bis 2035 will China ein noch umfassenderes, integriertes und intelligentes Positionssystem mit Beidou als Kern aufbauen. Dieses soll "leistungsfähiger, sicherer und zuverlässiger" sein und Ortungsdienste nicht nur in Innenräumen, sondern auch in Extremzonen wie der Tiefsee und dem Weltall bereitstellen.

Möglich wird dies über den Einsatz zusätzlicher Beidou-Satelliten in niedrigen Erdumlaufbahnen bis 2025, mit denen eine globale Abdeckung im Zentimeterbereich erreicht wird.

Angestoßen wurde die Entwicklung der chinesischen Satellitennavigation durch einen Vorfall im Jahr 1993, als das GPS-Signal des zivilen chinesischen Containerschiffs Yinhe durch die USA gestört wurde. Die USA vermuteten, dass das Schiff Chemiewaffen an den Iran lieferte, was sich später als Irrtum herausstellte. Ein Jahr später begann China mit der Entwicklung von Beidou.