China kauft Pakistan

Seite 2: Im "Kampf gegen den Terror", ein Teil des Problems

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Doch den USA ist aufgegangen, dass ihr Partner im "Kampf gegen den Terror", ein Teil des Problems ist, weil Pakistans Armee nicht aufhören kann, an den "guten" Taliban festzuhalten. Regelmäßig wird versucht, jene "Jungs" mit sogenannten Friedensgesprächen hoffähig zu machen. Beim letzten dieser Treffen im pakistanischen Erholungsort Muree war ein Mann dabei, der zu nahe an den Wurzeln des Übels steht und deshalb hier nicht namentlich genannt werden will:

"Hätte man die alle verhaftet, wäre das Taliban-Problem in Afghanistan auf der Stelle gelöst gewesen", sagt der Augenzeuge. "Stattdessen wurde den schlimmsten Mördern und Verbrechern dieser Region der rote Teppich ausgerollt. Da war so viel menschliche Grausamkeit auf einem Haufen versammelt, dass mir schlecht wurde."

Mittlerweile haben die USA andere Orte gefunden, um ihre Drohnen zu testen. Also haben die pakistanischen Verantwortlichen alle Eier in den chinesischen Korb gelegt - im Glauben, dass China um jeden Preis die neue Seidenstraße durch Pakistan bauen will. Dabei scheint der pakistanischen Seite entgangen zu sein, dass China gleich an mehreren Seidenstraßen bastelt. Zunächst fing alles vielversprechend an: Der Ausbau des Karakorum-Highways sollte von beiden Ländern zur gleichen Teilen bezahlt werden. Doch regelmäßig sagte der damalige Ministerpräsident Zardari: "Sorry, unser Budget für dieses Jahr ist alle. Wir zahlen dann mal tomorrow."

Peking wird sich nicht mehr abschütteln lassen. Foto: Gilbert Kolonko

Auch Sharif setzte mit Amtsantritt 2013 weiter auf Peking. Damals hatte er wohl selber nicht geglaubt, dass er seine dritte Amtszeit als pakistanischer Premierminister zum ersten Mal zu Ende spielen darf. Bis jetzt hat seine Regierung der Bevölkerung ebenfalls erzählt, dass es bei der Kooperation mit China einzig um eine 1500 Kilometer lange Straße geht, die vom Khunjarab-Pass im Norden zum südliche gelegen Gwadar führt, wo die Chinesen schon mit Milliarden von Dollars einen Überseehafen gebaut haben. Zudem hieß es, dass Peking 60 Milliarden Dollar investieren werde und entlang der Straße dereinst Milch und Honig fließen würden.

Doch nach allen Informationen, die durchgesickert und von tapferen, pakistanischen Journalisten veröffentlicht worden sind (mit 120 getöteten Kollegen seit 1990 ist Pakistan für Journalisten das viert gefährlichste Land der Erde), sieht die "gleichberechtigte" Pak-China-Kooperation folgendermaßen aus: Eckpfeiler wie die Agrarwirtschaft werden praktisch in die Hände von chinesischen Firmen gegeben. Große Flächen Land werden an sie verpachtet, um dort "moderne" Formen der Landwirtschaft zu testen und Lebensmittel für den "Export" herzustellen. Dazu kommen riesige Produktionsstätten von Fleisch und Milch.

Auch Kunstdünger, "überlegenes" Saatgut und Traktoren werden unter chinesischer Kontrolle hergestellt. Zu diesem Zweck werden Sonderwirtschaftszonen eingerichtet, kleine Staaten im Staate - mit Steuervorteilen und Sonderrechten. Diese Zonen will China mit eigenen Sicherheitsvorkehrungen gegen Sabotage und Terrorismus schützen. Für all die chinesischen Wirtschaftsinseln werden aber auch neue Straßen und weitere Infrastruktur benötigt. Um diese zu realisieren, muss die pakistanische Seite einen großen Teil der von China zugesagten 60-Milliarden-Kredite verwenden. Davon profitieren wird in erster Linie die chinesische Wirtschaft.

40 Prozent der Pakistaner sind in der Landwirtschaft tätig. Foto: Gilbert Kolonko

Besonderen Druck macht China auch bei der Verlegung von Glasfaserkabeln. Dabei liegt der kommunistischen Volksrepublik weniger das Wohl der Pakistaner am Herzen, sondern ihr eigenes. Bislang verlaufen Chinas Glasfaserkabel für den Internetverkehr mit Afrika über Europa, in Zukunft könnten sie durch Pakistan führen.

An der Küste zum arabischen Meer sollen große Tourismus- und Amüsierorte aus den Boden gestampft werden. Vermutlich etwas, das einer "islamisch" geprägten Mittelklasse und einer "kommunistisch" geprägten entgegenkommt. Dort gibt es dann vielleicht nicht nur billigen chinesischen Fusel in Plastikflaschen - wie seit Jahren überall in Pakistan, wo chinesische Arbeiter auftauchen.

Die zahlreichen Bodenschätze, die wegen Unfähigkeit der pakistanischen Verantwortlichen noch teils mit mittelalterlichen Methoden zutage gefördert werden, übernehmen dann in Zukunft ebenfalls chinesische Firmen. Schon heute führen die Chinesen Regie beim Abbau der riesigen pakistanischen Kohlevorkommen in der südlichen Region Sindh - mit tausenden chinesischen Arbeitern. Die Kraftwerke, die daraus Strom produziert sollen, werden ebenfalls von chinesische Firmen errichtet.

Diesen sind von den pakistanischen Vertragspartnern "gute" Preise zugesagt worden, so dass die Stromrechnung künftig für den pakistanischen Verbraucher bis zu viermal höher ausfallen wird als beispielsweise im Nachbarland Indien. Längst haben die chinesischen Investoren sich Verträge für die anderen Bodenschätze gesichert - auch in der umstrittenen Region Gilgit-Baltistan.

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