China steigt wegen Konjunkturflaute in Währungskrieg ein
Seite 2: Ist Amerika der Verlierer im Währungskrieg?
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Doch mit der Abwertung wird die Kritik in den USA deutlich zunehmen, die weiter den Ton im IWF angeben. Gerade im US-Wahlkampf darf erwartet werden, dass nun die Polemik über die Währungspolitik stärker wird. Der Populist Donald Trump reitet längst auf diesem Pferd und behauptet, die Chinesen hielten ihre Produkte auf Kosten der amerikanischen Industrie billig. Das stimmte zwar bisher so nicht mehr, aber umso stärker nun neben den Europäern und Japanern auch die Chinesen an der Währungsschraube drehen, desto problematischer wird es für die USA.
Tatsächlich gibt es schon ernüchternde Daten. So wurde gerade gemeldet, dass die Umsätze der großen multinationalen US-Konzerne im zweiten Quartal um 3,3% eingebrochen sind. Ein solcher Einbruch wurde seit der großen Rezession in der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht mehr beobachtet. Diese Entwicklung wird besonders dem starken Dollar zugeschrieben, der seit Jahresbeginn gegenüber dem Euro um etwa 10% und gegenüber dem japanischen Yen um etwa 3% aufgewertet hat. Das bekommen Firmen wie General Electric, Amazon, General Motors, Ford, IBM, Apple, Microsoft, Johnson & Johnson oder Procter & Gamble (P&G) zu spüren.
P&G ist der weltgrößte Konsumgüter-Konzern und dessen Umsätze sind sogar um 9,2% eingebrochen. Die Umtauschkurse hätten die Umsätze um 6% verringert und insgesamt brach der Jahresgewinn um 40% ein. Damit traf der harte Dollar den Konzern aus Cincinnati besonders hart.
PepsiCo machte zum Beispiel deutlich, dass die Umsatzerlöse in Europa angesichts des schwachen Euro um 25% eingebrochen sind. Harley-Davidson verzeichnet einen von Umtauschkursen beeinflussten Einbruch des Gewinns um 15%. Und Tupperware verzeichnete sogar ein Umsatzplus von 4% in lokalen Währungen, doch nach Umrechnung in den starken Dollar wird daraus ein Umsatzrückgang um 13%.
"Amerika verliert den Währungskrieg", wurde längst geschrieben, bevor nun auch China wieder darin mitgemischt hat. Für die US-Exportwirtschaft ist der starke Dollar gegenüber dem Euro und dem Yen längst ein Problem, weshalb Experten von einer drohenden "Vollbremsung" beim Wachstum drohen. Überall läuft ein Wettrennen bei der Abwertung bei Währungen, wie dies zuletzt auch in Australien deutlich wurde, das darüber seine Strukturprobleme zu übertünchen versucht (Australien auf dem griechischen Weg?).
Man darf nun gespannt sein, wie sich die Lage im zuspitzenden Währungskrieg entwickelt und wie die US-Notenbank (FED) darauf reagiert. Denn es war die FED unter ihrer neuen Chefin Janet Yellen, die mit einem Umsteuern begonnen hatte. Die Notenbank hatte die Ankäufe von Staatsanleihen im vergangenen Oktober komplett eingestellt, nachdem sie die Flutung der Geldmärkte zuvor Monat für Monat zurückgefahren hatte. Genau den umgekehrten Weg geht derweil aber die EZB. Nachdem die Leitzinsen praktisch auf Null gesenkt waren, wurden immer mehr Anleihen aufgekauft. Bis September 2016 sollen monatlich Staatsanleihen für jeweils 60 Milliarden Euro gekauft werden, damit würden 1,14 Billionen Euro über die Notenpresse entstehen.
Die Folgen der gezielten Schwächung des Euro zeigen sich deutlich in der Entwicklung von Exportüberschüssen. Nach ersten Schätzungen von Eurostat lagen die Warenausfuhren des Euroraums in die restliche Welt im Mai 2015 bei 164,4 Milliarden Euro. Das ist ein Anstieg von 3% gegenüber dem Vorjahresmonat. "Infolgedessen registrierte der Euroraum im Mai 2015 einen Überschuss von 18,8 Mrd. Euro im Warenverkehr mit der restlichen Welt, gegenüber +14,7 Mrd. im Mai 2014."
Bisher wurde spekuliert, dass die US-Notenbank den Leitzins im September anheben könnte, um Geld vom Markt zu nehmen. Gerade hatte für Aufsehen gesorgt, das Dennis Lockhart, Chef der regionalen Notenbank von Atlanta und Mitglied im Offenmarktausschuss der FED, ankündigte, die Notenbank werde auf ihrer Sitzung am 17. September den Leitzins anheben, wenn keine "deutliche Verschlechterung" der wirtschaftlichen Lage eintrete. Man darf gespannt sein, ob die FED diesen Schritt angesichts der dramatischen Entwicklungen in China wirklich gehen wird. Klar ist, dass eine erste Zinserhöhung in den USA seit fast 10 Jahren zu Verwerfungen führen wird. Unklar ist nur, wie stark sie ausfallen.