Australien auf dem griechischen Weg?
- Australien auf dem griechischen Weg?
- Abhängigkeit von Rohstoffen und vor allem einem Abnehmerland: China
- Feldzug gegen Windenergie
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Gewarnt wird vor einem Schock wegen der enormen Abhängigkeit von Rohstoffen angesichts fallender Preise
Es scheint einigermaßen erstaunlich, dass das reiche Australien, das relativ gut durch die Jahre der Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen ist, nun in einem Atemzug mit Griechenland genannt wird. Doch das Land hängt vor allem vom Verkauf von Rohstoffen ab und ist zudem in diesem Bereich wenig diversifiziert. Fallende Preise, die zunehmend zu beobachten sind, können da schnell dramatische Auswirkungen haben. Die schwächelnde Wirtschaft Chinas bekommt das Land besonders zu spüren, das bisher den größten Teil des Exportschlagers abgenommen hat: Eisenerz.
"Rohstoff-Crash kann Australien in ein neues Griechenland verwandeln", titelte der britische "The Telegraph" in diesen Tagen. In Deutschland fanden die Warnungen, die auch auf die reichste Frau Australiens zurückgehen, keinen Widerhall. Beim Nachbar Neuseeland sah das schon anders aus, wo man mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat. Auch im großen europäischen Krisenland Spanien wurde das Thema aufgegriffen. Man hat Erfahrung damit, wenn die Wirtschaft sehr stark auf einem Bein steht und das einzuknicken beginnt.
Aufgeschreckt wurde die britische Zeitung durch Gina Rinehart. Denn die Bergbaumagnatin forderte von ihren Beschäftigten einen Lohnverzicht von bis zu 10%, um baldige Kündigungen zu vermeiden und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Rinehart, die reichste Frau des roten Kontinents im Süden, sieht die Dynastie von Hancock Prospecting in Gefahr. Ihr enormer Reichtum beruht auf dem Minengeschäft. Doch der, so stellt auch der Telegraph fest, hat sich ihr in nur drei Jahren von 30 Milliarden US-Dollar auf gut ein Drittel reduziert. Verantwortlich dafür sind vor allem starke fallende Preise für das Eisenerz. Zuletzt kommt dazu auch noch fallender Goldpreis, der gerade auf ein neues Fünfeinhalb-Jahres-Tief gestürzt.
Hancock stöhnt, weil vor allem die Preise für Eisenerz nach unten gepurzelt sind. Der Preis pro Tonne bewegt sich derzeit im Bereich von 50 Dollar. Vor gut einem Jahr lag er noch über 100 Dollar, bisweilen fiel er sogar schon unter die Marke von 50 Dollar. Somit geht auch dieser Rohstoffpreis parallel zum Ölpreis in die Knie. In dem Fall war die Fracking-Blase in den USA dafür mit verantwortlich (Platzt angesichts des Ölpreissturzes nun die Fracking-Blase in den USA?). Und insgesamt fallen Rohstoffpreise und, was Australien hart trifft, auch der Kohlepreis.
Geisel der Rohstoffe
Derzeit fällt auch der Ölpreis wieder. Da nun der Produzent Iran nach demAtom-Abkommen, wieder auf den Markt drängt. Deshalb dürfte sich hier ein Gleichgewicht auf niedrigem Niveau doch nicht so schnell wie erwartet einstellen, auch wenn die enorme Überproduktion von Fracking-Öl aus den USA nun abgebaut wird. Bisher wurde eine Stabilisierung erwartet, da beim Fracking immer neue Quellen erschlossen werden müssen, was sich angesichts niedriger Preise nicht lohnt. Beim Fracking sinkt gewöhnlich die Fördermenge nach einem Jahr um 60 bis 70%, nach zwei Jahren sogar um 90%.
Und was für die Fracking-Industrie in den USA gilt, die allerdings nur ein Zweig in einer diversifizierten Wirtschaft ist, gilt angesichts fallender Preise für Eisenerz, Kohle und Gold für Australien mit deutlich heftigeren Auswirkungen. Für das Land könnte die Lage schnell brenzlig werden. Das Wachstum in den letzten Jahren basierte auf den Boom im Bereich Minenindustrie, der etwa 20% der Wirtschaftsleistung ausmacht. Der bisherige Boom hat aber auch den internen Konsum mächtig angeheizt, die wesentliche Stütze der australischen Wirtschaft. Der geht natürlich mit in die Knie, wenn der Export von Rohstoffen einbricht und die Löhne, wie von Rinehart gefordert, deutlich gesenkt werden.
Experten meinen sogar, dass das Land gegenüber Entwicklungsländern wie Kenia, Nepal oder Tansania in einer noch schwierigeren Position ist, deren Wirtschaft sich ebenfalls vor allem auf die Ausfuhr von Rohstoffen stützt. Doch "selbst die haben eine größere Exportvielfalt als wir", erklärt Andrew Charlton. Er ist heute Wirtschaftsberater und stand früher in Diensten der australischen Regierung. Das Land sei längst zur "Geisel" der Rohstoffe geworden.
Bricht allein der Preis für Eisenerz ein, fallen dem Staatshaushalt schon deutliche Einnahmen weg. Zehn Dollar weniger pro Tonne seien zehn Milliarden Dollar weniger im Haushalt, rechnet Carlton vor. Somit ist der Ausfall schon auf etwa 50 Milliarden Dollar zu beziffern und damit erschließt sich, warum die Staatsverschuldung deutlich steigt. Darauf wies der australische Wirtschaftswissenschaftler Stephen Koukoulas kürzlich hin. Die Schulden seien auf einen neuen Rekordwert von fast einer Billion Dollar gestiegen. Das ist zwar noch ein Wert, der sogar die EU-Stabilitätskriterien erfüllen würde, denn es sind etwa 60% der jährlichen Wirtschaftsleistung (BIP). Doch das hat nichts zu sagen, wie uns in Europa Spanien sehr deutlich vor Augen geführt hat. Im Jahr 2010 erfüllten auch die Iberer dieses Kriterium noch (Mit dem abstürzenden Spanien spitzt sich die Euro-Krise zu). Mit der Bankenrettung musste das Land aber nur zwei Jahre später unter den Rettungsschirm gehen. Die Staatsverschuldung ist inzwischen auf über eine Billion Euro und etwa 100% des BIP explodiert.