China steigt wegen Konjunkturflaute in Währungskrieg ein
- China steigt wegen Konjunkturflaute in Währungskrieg ein
- Ist Amerika der Verlierer im Währungskrieg?
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Die Zentralbank wertet nach Einbruch der Exporte ab, um die Ausfuhren anzutreiben und die Wirtschaft zu stützen
Es war zu erwarten, dass auch China angesichts der schwächelnden Wirtschaft am Währungskurs schrauben würde (Chinas Aktienmärkte weiter auf Absturzkurs). Nun wertete die chinesische Zentralbank den Kurs der Währung um 1,9% so stark wie nie zuvor an einem einzelnen Handelstag ab. Es ist schlechten Exportzahlen im Juli geschuldet, dass nun auch die People's Bank of China (PBoC) in den Währungskrieg einsteigt, um über eine günstigere Währung die Exporte zu fördern. Der gefährliche Abwertungswettlauf, an dem längst auch die Europäische Zentralbank (EZB) (Vom heimlichen zum offenen Währungskrieg?) oder Japans Zentralbank teilnehmen, nimmt weiter an Fahrt auf. Man darf gespannt sein, wie die USA auf diese Wendung reagieren, denn dort leiden zunehmend die großen multinationalen Firmen unter der Dollarstärke, weshalb ihre Umsätze stark fallen.
Die chinesischen Planer reagieren zunehmend panischer auf den Börsencrash und die wirtschaftliche Schwäche, denn die Daten sind beängstigend. Es ist offensichtlich, dass man auch im Reich der Mitte nicht mehr an die eigene Prognose glaubt, wonach die Wirtschaft zuletzt mit 7% sogar etwas stärker als erwartet gewachsen sein soll. Diese Zahl hielten viele Experten für deutlich aufgehübscht.
Bestätigt hat das kürzlich schon der unabhängige Caixin/Markit-Einkaufsmanagerindex. Demnach soll die Wirtschaft im Juli sogar deutlich geschrumpft sein. Dass wird nun von Daten der Zollbehörde gestützt. Sie hat erklärt, die Exporte seien im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat sogar um 8,3% geschrumpft. Das hat die panischen Reaktionen der Regierung verschärft, die schon gegen den massiven Vertrauensverlust und abstürzenden Aktienkursen kämpft.
Deshalb griff nun auch die chinesische Zentralbank in die übliche Trickkiste, um die Exporte und damit die schwächelnde Wirtschaft zu stützen. Denn mit solchen Werten beim den Ausfuhren kann die Regierung ihr für dieses Jahr festgelegte Wachstumsziel von 7% sicher nicht halten. Deshalb hat die PBoC nun den Außenwert des Renminbi gegenüber dem US-Dollar gesenkt, was für einige Beobachter "überraschend" war. Der Kurs wurde im Verhältnis zum Dollar gleich um 1,9% herabgesetzt, also so stark wie noch nie an einem einzelnen Handelstag zuvor. Erwartet hatten viele, dass die Regierung zu diesem harten Schritt noch nicht greift, sondern zunächst weiter die Leitzinsen senkt, um für eine verstärkte Kreditvergabe zu sorgen, und ein neues Konjunkturpaket auflegt, um die schwächelnde Konjunktur anzukurbeln. Mit der Abwertung wird die Panik deutlich, die in der Regierung in Peking offenbar immer stärker ausbricht. Das kann kaum damit übertüncht werden, dass man diese harte Maßnahme hübsch zu bemänteln versucht und sogar als Stärkung der Marktkräfte bezeichnet. Denn bisher befragte die Notenbank täglich Experten, die am Handel mit der Währung beteiligt sind und legte auf dieser Basis den Wechselkurs fest. Nun will die PBoC auch den Schlusskurs des Vortages stärker einbeziehen. Theoretisch sollte sie das schon längst tun, doch bisher wurden die Bewegungen an den Märkten meist ignoriert.
Ob es sich nur um eine "einmalige Abwertung" handelt, wie die Zentralbank beschwört, wird insgesamt bezweifelt. Dafür spricht auch die schwammige Wortwahl, wonach die Zentralbank die Währung auf einem "angemessenen" Niveau stabil halten wolle. Deshalb werden weitere Abwertungen befürchtet, wenn die Wirtschaft des Exportweltmeisters weiter schwächelt. Diesen Rang hatte das Land Deutschland 2009 im Rahmen einer Spekulationsblase abgenommen, die nun immer deutlicher platzt.
Angesichts der Entwicklung war und ist zu erwarten, dass China weiter an der Währungsschraube drehen würde, um die für die Volksrepublik so wichtigen Exporte zu stärken. Und damit tritt auch China wieder die "Beggar-Thy-Neighbor Policy" ein, um die eigene Exportwirtschaft auf Kosten anderer Länder zu stärken. Denn in den letzten zehn Jahren hatte die chinesische Währung gegenüber dem Dollar um etwa ein Drittel aufgewertet, womit sich die Waren verteuerten. Lange hatten die USA die Währungspolitik Chinas heftig kritisiert und sogar mit Sanktionen wegen einer künstlich unterbewerteten Währung gedroht (USA vor China-Sanktionen?).
Mit der Abwertung wird die Kritik seitens der USA schärfer werden
Obwohl in den Jahren der Finanz- und Wirtschaftskrise auch die Zentralbank der USA mit einer Nullzinspolitik und Geldschwemme den Wert des Dollars nach unten geprügelt hat, änderte sich an ihrer Kritik an China aber nichts. Auch im halbjährlichen Bericht das US-Finanzministerium wurde im Frühjahr trotz der Aufwertungen erneut davon gesprochen, der Renminbi sei "signifikant unterbewertet". Dabei war sogar der Internationale Währungsfonds (IWF) zu dem Ergebnis gelangt, dass dies nicht mehr der Fall sei. "Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die substanzielle reale Aufwertung im Verlaufe des vergangenen Jahres den Wechselkurs auf ein Niveau gebracht hat, das nicht mehr unterbewertet ist", erklärte der stellvertretende IWF-Chef David Lipton.
Der IWF hatte angesichts dieser Tatsache sogar offiziell mit der Prüfung begonnen, ob der Renminbi in den erlaubten Kreis der Reservewährungen aufsteigen wird. Die Zusammensetzung des IWF-Währungskorbes wird derzeit überprüft. Das hat auch damit zu tun, dass China mehr Einfluss im IWF fordert und immer stärker die Geduld angesichts fehlender Reformen verliert. Der Währungskorb aus Dollar, Euro, Yen und Pfund bildet die Basis für den Wert der IWF-Kunstwährung, den sogenannten Sonderziehungsrechten (SZR).
Eine Aufnahme brächte nicht nur weiteres Ansehen, sondern auch eine Stärkung an den Finanzmärkten. Mit der Abwertung versucht China gleichzeitig den doppelten Befreiungsschlag. Es tut so, als käme man der IWF-Forderung zur Aufnahme in den Währungskorb nach, wonach das Reich der Mitte für einen freien Wechselkurs sorgen müsse, stärkt aber zudem die Exportwirtschaft.