China wird Konflikt Russland versus Westen entscheiden

Treffen des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping 2019. Bild: The Presidential Press and Information Office / CC BY 4.0

Ist Putin das Gesicht der Zukunft oder der letzte Atemzug der Vergangenheit?

Der Artikel von John Feffer erscheint in Kooperation mit dem Online-Portal TomDispatch in den USA. Übersetzung: David Goeßmann.

Niemand weiß, wie das Abendmahl enden wird. Die Ukraine ist bestrebt, Russland dazu zu zwingen, das, was es bereits verschlungen hat, wieder auszuspucken, während der immer noch hungrige Angreifer eindeutig kein Interesse daran hat, den Tisch zu verlassen.

John Feffer ist Direktor von Foreign Policy In Focus am Institute for Policy Studies in Washington D.C.

Dies mag wie ein gewöhnlicher Territorialstreit zwischen Raubtier und Beute erscheinen. Die zentrale Lage der Ukraine zwischen Ost und West macht ihn jedoch zu einem potenziell weltgeschichtlichen Konflikt wie die Schlacht von Tours, als die christlichen Franken 732 n. Chr. das anrückende muslimische Heer der Ummayaden zurückschlugen, oder der Abzug der US-Streitkräfte aus Vietnam im Jahr 1975.

Der zentrale Charakter des gegenwärtigen Krieges scheint offensichtlich zu sein. Die Ukraine möchte schon seit einiger Zeit westlichen Organisationen wie der Europäischen Union beitreten. Russland zieht es vor, die Ukraine in seine russkiy mir (russische Welt) zu integrieren. Dieses Tauziehen um die Trennlinie zwischen Ost und West ist jedoch keine einfache Rekapitulation des Kalten Krieges.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat eindeutig kein Interesse an der Wiederherstellung der Sowjetunion, geschweige denn daran, seine Truppen nach Westen in Richtung Polen oder Deutschland zu schicken. Genauso wenig versuchen die Vereinigten Staaten die Ukraine als Stellvertreter im Kampf gegen den Kreml einsetzen. Beide Supermächte haben weitaus begrenztere Ziele.

Nichtsdestotrotz hat der Krieg weitreichende Implikationen. Was auf den ersten Blick wie ein räumlicher Konflikt aussieht, ist auch ein zeitlicher. Die Ukraine hat das große Pech, sich an der Bruchlinie zwischen den gescheiterten Industriestrategien des zwanzigsten Jahrhunderts und einer möglichen Umstrukturierung der Gesellschaft im einundzwanzigsten Jahrhundert nach dem Vorbild sauberer Energien zu befinden.

Im schlimmsten Fall könnte die Ukraine einfach im größten Petro-Staat der Welt aufgehen. Oder die beiden Seiten könnten sich in einer bestrafenden Pattsituation wiederfinden, die die Hungrigsten der Welt von riesigen Getreidelagern abschneidet und die internationale Gemeinschaft weiterhin davon abhält, die dringend notwendige Reduzierung der Kohlenstoffemissionen voranzutreiben.

Nur eine entschlossene Niederlage des Putinismus – mit seiner giftigen Mischung aus Despotismus, Korruption, rechtem Nationalismus und Extraktivismus auf Teufel komm raus – würde der Welt einen Funken Hoffnung geben, wenn es darum geht, ein gewisses Maß an planetarischem Gleichgewicht wiederherzustellen.

Die Ukraine kämpft um ihr Territorium und letztlich um ihr Überleben. Der Westen ist ihr zur Verteidigung des internationalen Rechts zu Hilfe gekommen. Doch in diesem Konflikt steht weit mehr auf dem Spiel.