Chinas Boom bei der Kohleverstromung gefährdet die globalen Klimaziele
Kohle ist immer noch eine wichtige Energiequelle. Besonders China baut neue Kraftwerke auf. Warum es schwer wird, die Klimaziele einzuhalten.
China hat in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte bei den erneuerbaren Energien gemacht. Das Land ist aber auch führend bei klimaschädlichen Energien. Im vergangenen Jahr wurden so viele neue Kohlekraftwerke gebaut und genehmigt wie seit neun Jahren nicht mehr.
Das geht aus einem Bericht von Global Energy Monitor (GEM) und 14 weiteren gemeinnützigen Klimaschutzorganisationen hervor. Trotz des Versprechens, die Nutzung von Kohle "streng zu kontrollieren", hat das Land im vergangenen Jahr zwei Drittel der weltweit neu in Betrieb genommenen Kohlekraftwerkskapazitäten geschaffen.
China führt bei Kohlekraftwerkskapazitäten
Von der im Jahr 2023 weltweit neu in Betrieb genommenen Kohlekraftwerkskapazität entfielen 47,4 Gigawatt (GW) auf China, was zwei Dritteln der Gesamtkapazität von 69,5 GW entspricht. Trotz der Stilllegung von 21,1 GW Kohlekraftwerkskapazität stieg die weltweite jährliche Nettokapazität um 2 Prozent oder 48,4 GW.
Dies ist laut GEM darauf zurückzuführen, dass China die Stilllegung von Kohlekraftwerken verlangsamt hat und neue Kapazitäten hinzugekommen sind.
Der aktuelle Anstieg der Kohlekraft in China stehe im krassen Gegensatz zum globalen Trend und gefährde Chinas Klimaziele für 2025, sagte Qin Qi, China-Analyst des Centre for Research on Energy and Clean Air, der in Hongkong ansässigen South China Morning Post.
Neubau von Kohlekraftwerken auf Höchststand seit 2015
Dem Bericht zufolge hat China im Jahr 2023 mit dem Bau von 70,2 GW neuer Kohlekraftwerkskapazität begonnen. Das entspricht 95 Prozent aller weltweit begonnenen Neubauprojekte und das ist die höchste Rate an Neubauten seit 2015. Neue Kohlekraftwerke wurden in den meisten chinesischen Provinzen vorgeschlagen und entwickelt, während nur sehr wenige stillgelegt wurden.
Die Nationale Energiebehörde von China hatte 2022 erklärt, das Land wolle bis 2025 rund 30 GW an Kohlekraftwerken abschalten. Davon ist das Land noch weit entfernt: Im vergangenen Jahr wurden lediglich 3,7 GW seiner in Betrieb befindlichen Kohlekapazitäten stillgelegt.
Empfehlungen für die chinesische Regierung
Die chinesische Regierung solle nur noch Kohlekraftwerke genehmigen, die eine saubere Energieinfrastruktur unterstützen, heißt es in dem Bericht. Außerdem sollten bereits erteilte Genehmigungen überprüft werden.
Beijing sollte demnach weiterhin saubere Energien und Energiespeicherung nutzen, um den Kohleverbrauch zu kontrollieren, und gleichzeitig Reformen des Strommarktes durchführen, um den Bedarf an "unterstützender" Kohlekraft zu verringern.
Weltweit verlangsamt sich der Neubau von Kohlekraftwerken
Außerhalb Chinas hat sich der Neubau von Kohlekraftwerken deutlich verlangsamt. Er erreichte 2023 den niedrigsten Stand seit 2015, dem Jahr, in dem GEM mit den Aufzeichnungen begann.
Um das Ziel zu erreichen, die bestehenden Kohlekraftwerke bis 2040 abzuschalten, müssen in den nächsten 17 Jahren weltweit durchschnittlich 126 GW pro Jahr stillgelegt werden – das entspricht etwa zwei Kohlekraftwerken pro Woche. Da sich derzeit 578 GW an Kohlekraftwerken im Bau befinden, sind laut GEM sogar noch mehr Stilllegungen erforderlich.