Chinas erstes militärisches Computerspiel

Angelehnt an America's Army soll die "Glorreiche Mission" nach US-Medien gegen die USA zu Felde ziehen

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Großes Aufsehen erregte es, als die US-Armee 2002 mit dem Ego-Shooter America's Army antrat, um neue, technisch affine und geschickte Rekruten zu werben. Die guten Soldaten in einer vernetzten Hightech-Armee sind auch gute Computerspieler. Bevor man spielen kann, muss erst ein umfangreiches Training abgeleistet werden. Dann kämpft man in einem Team gegen ein feindliches Team.

Das Prinzip dieses Ego-Shooters ist allerdings, der Spieler sich immer in einem Team von US-Soldaten befindet und gegen das jeweils andere Team kämpft, dessen Mitglieder als nicht-amerikanische Gegner, als Terroristen oder Aufständische irgendwo in Afghanistan, im Irak oder in Zentralasien, dargestellt werden. Man kann also nicht gegen US-Soldaten spielen, sondern bleibt immer loyal bei den amerikanischen Helden im Kampf gegen das tendenziell arabisch-islamische Böse. Zudem herrscht ein sauberer Krieg vor, es fließt kaum Blut, zerfetzte Körper, schreiende Verletzte gibt es nicht, schließlich sollen auch die Jungen zum Mitspielen gewonnen werden, ohne groß in Gewaltdiskussionen und Jugendschutz verwickelt zu werden.

Nun hat auch das chinesische Militär ein ähnliches Spiel in Zusammenarbeit mit der Computerspielfirma Giant Interactive Group entwickelt und im chinesischen Fernsehen vorgestellt. Angeblich soll es sich bei der "Glorreichen Mission" um eine eigenständige heimische Produktion handeln, betont wird in den staatlichen Medien, dass die Rechte an dem Spiel vollständig China gehören. Wie viel davon trotzdem von Spielen aus dem Ausland kopiert ist, bleibt offen.

Klar ist jedoch, dass man Unabhängigkeit demonstrieren will und darauf setzt, nun die Entwicklung von eigenen chinesischen militärischen Computerspielen zur Rekrutierung und zum Training beschleunigen zu können, da man bislang eher Spiele aus dem Ausland verwendet habe. Die hätten nämlich nicht unbedingt den chinesischen Werten und den militärischen Konzepten entsprochen und so nicht zu den chinesischen Soldaten gepasst oder sie gar in die Irre geführt.

Ähnlich wie in America's Army wird auch in der "Glorreichen Mission" verlangt, dass die Spieler erst einmal ausgebildet werden und üben müssen, bis sie an dem Einsatz teilnehmen können. Es ist ebenfalls ein Ego-Shooter, aber welches Spieleprinzip und welche Szenarien vorgegeben sind, lässt sich nicht erschließen. Wired will jedoch aus wenigen bekannten Details wissen, was die Unterschiede zwischen der chinesischen und amerikanischen Spielewelt ist. Während die Bösen der USA nur Aufständische oder Terroristen aus dem Mittleren Osten oder Zentralasien seien, würden die Chinesen gegen US-Soldaten kämpfen. Das wird daraus abgeleitet, dass ein ab geschossener Hubschrauber dem amerikanischen Kampfhubschrauber Apache gleiche.

But there's one key difference between the American and Chinese "shooters." Where the bad guys in America's Army are generic Middle Eastern or Central Asian insurgents and terrorists, the enemy in Glorious Mission is apparently the U.S. military. A TV report offers glimpses of an American-made Apache gunship crashing in flames.

Wired

Zudem sei die amerikanische Version, die hier sichtlich verteidigt wird, doch auch deutlich weniger oder zumindest subtiler politisch ausgerichtet. Letztlich schätzt man es nicht, wenn tatsächlich US-Soldaten zu Gegnern in einem Kriegsspiel würden. Daraus könnten die Chinesen verführt werden, die USA als militärischen Feind zu verstehen. Implizit scheint es aber in Ordnung zu sein, wenn die Gegner arabischen Aufständischen gleichen. Die Vermutung wird dann in anderen US-Medien als Gewissheit ausgegeben: New PLA video game pits Chinese against U.S. soldiers oder Gamers target U.S. troops in Chinese military 'shooter' video game. Da gewinnt man den Eindruck, dass es auch hier auf amerikanischer Seite wieder um das Spiel der Guten gegen die (chinesischen) Bösen geht.

Die chinesischen Soldaten üben offenbar schon in Massen, wie das chinesische Fernsehen suggeriert.