"Chip 4"-Allianz ohne Südkorea?

Seite 2: Südkorea wird zur Entscheidung gedrängt

Wie im Falle von Taiwan sind auch die südkoreanischen Halbleiterfirmen heute von den Lieferungen nach China abhänging, wo die meisten elektronischen Produkte für den Massenmarkt produziert werden.

Erschwert China den Import für Komponenten, bekommen die Zulieferer schnell Probleme, auch wenn Halbleiter nicht ganz so schnell verderben wie die Lebensmittel aus Taiwan, die seit dem Besuch von Nancy Pelosi auf der Insel vom Import auf das Festland ausgeschlossen wurden.

Die USA haben inzwischen bemerkt, dass sie innerhalb der globalen Lieferketten zunehmend an Bedeutung an China verlieren und sich nicht mehr auf ihre Rechte auf geistiges Eigentum verlassen können.

Denn China hat inzwischen gelernt, das Instrument geistiges Eigentum, das es in der von den USA beschworenen anglo-amerikanischen Form in der chinesischen Tradition gar nicht gibt, für seine Zwecke zu nutzen und sich sowohl bei Patentanmeldungen, als auch im Normenwesen eine führende Stellung zu erarbeiten.

Die Angst, trotz aller gegen China ausgesprochenen Restriktionen und Sanktionen letztlich auf verlorenem Posten bei der Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz zu stehen, hat die US-Regierung jetzt bewogen, Südkorea zu drängen, sich bis Ende August zu entscheiden, ob man die Hoffnungen der USA und eine US-geführte Chip-Lieferkette oder die gewachsenen Lieferverflechtungen mit dem Reich der Mitte wählen will, wobei China aktuell der bedeutendere Handelspartner ist.

Bislang beruhte die Allianz zwischen Südkorea und den USA in der Hauptsache auf der gemeinsamen Angst vor einem Angriff aus Nordkorea, das sich allen Avancen der USA immer stärker verschloss.

Die USA versuchen inzwischen die Angst auf China zu fokussieren, wo man jetzt im Gegenzug die Unterstützung durch Südkorea sucht. Südkorea steht nun vor dem Dilemma, dass eine Entscheidung für die USA die Handelsbeziehungen mit China gefährdet und eine Entscheidung für den Handel mit China die USA verärgert.