Covid-19: Drastische Warnungen vom RKI

Minister Spahn sieht erste Erfolge der Impfkampagne, da Inzidenzwerte bei Älteren sinken. RKI-Chef betont, damit allein sei die Gefahr der"dritten Welle" nicht aufzuhalten

Während etwas mehr als zehn Prozent der Menschen in Deutschland mindestens die erste Dosis einer Corona-Schutzimpfung erhalten haben, sind dem Robert-Koch-Institut (RKI) bis zum frühen Freitagmorgen zwar weniger Todesfälle, aber mehr Neuinfektionen als eine Woche zuvor gemeldet worden.

Ob die aktuell steigenden Inzidenzwerte in einigen Tagen auch wieder zu mehr Toten führen, hängt allerdings davon ab, wie sich die Dunkelziffer und die Altersstruktur der tatsächlich Infizierten in letzter Zeit durch mehr Tests, Impfungen und Impfpriorisierung verändert haben. Beides kann das RKI nicht mit Gewissheit sagen. Zur Zeit geht es aber von einer wachsenden Gefahr durch die "dritte Welle" der Pandemie aus, die durch Impfungen allein noch nicht aufgehalten werden könne.

"Es gibt sehr deutliche Signale, dass diese Welle noch schlimmer werden kann als die ersten beiden Wellen", sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Freitag in Berlin. "Wir müssen uns darauf einstellen, dass wieder mehr Menschen schwer erkranken, dass Kliniken überlastet und dass viele Menschen auch sterben werden." Für die Osterzeit empfahl Wieler nur Treffen im engsten Familienkreis - und sonst mit Maske am besten draußen. "Bitte verreisen Sie möglichst nicht, weder im Inland noch ins Ausland", betonte er.

Die Zahl der Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden, die dem RKI von den Gesundheitsämtern übermittelt wurden, lag an diesem Freitag bei 21.573, eine Woche zuvor waren es noch 17.482 gewesen. Die Zahl der Verstorbenen, die zuvor positiv auf das Virus getestet worden waren, lag an diesem Freitag bei 183. Eine Woche zuvor waren 226 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus verzeichnet worden.

Die Zahl der registrierten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche lag laut RKI am Freitagmorgen bundesweit bei 119,1. Am Vortag hatte diese "Sieben-Tage-Inzidenz" noch bei 113,3 gelegen.

Unklar ist, in welchem Umfang nur die Dunkelziffer der Infizierten schrumpft. Die steigende Zahl registrierter Neuinfektionen könnte auch mit der wachsenden Zahl der Tests in Schulen und Kitas sowie dem erleichterten Zugang zu kostenlosen Schnelltests auch für Erwachsene zu tun haben. In einem Lagebericht vom Mittwoch hatte das RKI festgestellt, dass sich vermehrt Kinder und Jugendliche mit dem Virus infizieren. Die Gruppe gilt bisher als am wenigsten gefährdet, was schwere oder tödliche Krankheitsverläufe betrifft, allerdings sind auch Fälle von "Long Covid" bei Kindern und Jugendlichen bekannt.

Dass die Sieben-Tage-Inzidenz in der Altersgruppe ab 80 Jahren von einem Wert über 290 Anfang Januar auf jetzt 55 gefallen ist, wertet Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) als Erfolg der Impfkampagne, bei der ältere und hochbetagte Menschen prioritär behandelt werden. Am aktuellen Infektionsgeschehen seien sie "unterdurchschnittlich" beteiligt, erklärte Spahn am Freitag in Berlin.

Wie aus Zahlen des Robert Koch-Instituts von Freitagmorgen hervorgeht, haben bislang etwas mehr als zehn Prozent der Bevölkerung mindestens eine Impfdosis erhalten, 4,4 Prozent bereits die zweite. Alle aus der zweiten Prioritätsgruppe - Menschen zwischen 70 und 80 Jahren, Personen mit Vorerkrankungen und bestimmte Berufsgruppen - sollten nun laut Spahn in die Impfkampagne einbezogen werden.