Covid-19: Gibt es eine "Zweite Welle" in Österreich?
Das Auswärtige Amt hat eine Reisewarnung für Wien erlassen. Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz mahnt zur Vorsicht
Die Bundesregierung hat das österreichische Bundesland Wien am Mittwoch zum Corona-Risikogebiet erklärt und eine Reisewarnung ausgesprochen. Regierungsvertreter hätten sich, so Medienberichte, angesichts der steigenden Zahl der Corona-Fälle in der österreichischen Bundeshauptstadt "alarmiert" gezeigt.
Aufgrund der Reisewarnung wird für eine Einreise nach Deutschland ein negativer Coronatest, der nicht älter als 48 Stunden sein darf, notwendig. Andernfalls besteht eine 14-tägige Pflicht zur Quarantäne.
Schon seit Wochen bewegt sich die Zahl der bestätigten Covid-19-Fälle in Österreich rapide in Richtung der Tageshöchststände vom vergangenen Frühjahr. Am Wochenende wurde mit 876 registrierten Fällen der zweithöchste Tagesstand seit Beginn der Pandemie gemeldet.
Die Zahl der Krankenhausfälle liegt noch unter den Werten des Frühjahrs, steigt aber ebenfalls seit Tagen an. Laut Angaben des österreichischen Gesundheitsministeriums sind aktuell 321 Infizierte hospitalisiert; dies entspricht einem Anstieg von 50 Prozent gegenüber dem letzten Wochenende. 54 Fälle befinden sich auf der Intensivstation (Stand: 16.09.).
Sebastian Kurz: Ein zweiter Lockdown soll verhindert werden
Infolge der steigenden Fallzahlen hat die österreichische Corona-Kommission in dieser Woche ihre "Corona-Ampel" für mehrere Regionen auf "Orange" geschaltet. Damit soll ein erhöhtes Infektionsrisiko signalisiert werden
"Was wir gerade erleben, ist der Beginn der zweiten Welle", so Bundeskanzler Sebastian Kurz am vergangenen Wochenende. "Die Ansteckungszahlen nehmen von Tag zu Tag zu." Die Marke von 1.000 täglichen Neuansteckungen werde bald überschritten werden. Kurz appellierte deswegen "dringend" an die Bevölkerung, sich an die Corona-Maßnahmen zu halten.
Diese Maßnahmen wurden durch das österreichische Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz zum Wochenbeginn verschärft:
Es gilt Maskenpflicht unter anderem beim gesamten Handel, im Dienstleistungssektor sowie bei Behörden mit Kundenkontakt. In der Gastronomie ist ein Mund-Nasenschutz lediglich für die Mitarbeiter verpflichtend. Veranstaltungen im Freien ohne feste Sitzplätze werden auf 100, in Innenräumen auf 50 Personen begrenzt. Dabei gilt ein Mindestabstand von 1 Meter.
Der Bundeskanzler hatte am Sonntag auch eine gute Nachricht: Er halte an seiner kürzlich geäußerten Einschätzung fest, dass der Sommer im kommenden Jahr weitgehend normal sein werde. Der Herbst und Winter würden jedoch hart werden.
Zunächst müssten die Menschen die Situation ernst nehmen. "Mein Appell: Werden wir alle wieder vorsichtiger", so Sebastian Kurz auf Twitter. Die klare Vorgabe sei es, einen zweiten Lockdown zu verhindern.
Der Spiegel berichtet, in Relation zu den Einwohnern seien die Neuinfektionen mit Covid-19 in Österreich dreimal höher als in Deutschland. Neben Wien wurden mehrere weitere Regionen in Europa zu Risikogebieten erklärt, darunter der Kanton Freiburg in der Schweiz sowie Amsterdam und Budapest.
USA: 415.000 Tote bis Januar?
Dass der kommende Winter schwer werden könnte, erklärte auch Anthony Fauci, der Direktor des National Institute of Allergy and Infectious Diseases, gegen Ende letzter Woche. "Wir müssen uns in Sicherheit bringen und diesen Herbst und Winter überstehen, weil es nicht einfach wird", so Fauci, einer der Corona-Chefberater der US-Regierung.
Das Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME), das regelmäßig aktualisierte Prognosen zur Entwicklung der Fallzahlen veröffentlicht, geht mittlerweile von mehr als 327.000 Covid-19-Toten in den USA bis zum 01. Dezember aus. Anfang August lag die Gesamtzahl der bis Anfang Dezember geschätzten wahrscheinlichen Opfer bei insgesamt 300.000 Toten. Das derzeit wahrscheinlichste Szenario des IHME prognostiziert sogar 415.000 Tote bis Anfang Januar.
Fox News berichtet mit Bezug auf die Nachrichtenagentur "Associated Press", dass man nun, zum Winterende auf der Südhalbkugel, feststelle, dass die Corona-Maßnahmen auch die Ausbreitung der Grippe begrenzt habe. Allerdings sei es nicht sicher, dass sich derselbe Effekt auch auf der Nordhalbkugel einstellen werde.