Covid und das britische Klassensystem

Seite 2: Durchtauchen und eine erhöhte Durchimpfungsrate

Der Regierung ist das vielleicht gar nicht so unrecht. Deren Strategie setzt auf Durchtauchen und eine erhöhte Durchimpfungsrate sowie Booster-Impfungen. In Medienstatements wird der Hoffnung auf eine sinkende Sterberate durch Omikron Ausdruck verliehen.

Die Belastung auf die Krankenhäuser soll mit der Eröffnung so genannter "Nachtigall-Krankenhäuser" abgemildert werden. Diese Notfallspitäler sollen 4.000 zusätzliche Betten in England bereitstellen. Sie sollen zumindest teilweise durch privatisierte Strukturen im Gesundheitswesen unterstützt werden.

Ein neues Bündnis verschiedener Initiativen und Gewerkschaften, welches sich unter dem Motto "NHS SOS" zusammengeschlossen hat, fordert derweil eine drastische Personalaufstockung für das NHS sowie ein sofortiges Notfallbudget in Höhe von 20 Milliarden Pfund für das Gesundheitswesen. Dem soll am 17. Januar mit einer großen Onlinekundgebung Ausdruck verliehen werden.

Gleichzeitig wird ein Ende von Auftragsvergaben an den privaten Sektor gefordert und ein Bauprogramm für neue Krankenhäuser vorgeschlagen, um die marode Infrastruktur zu sanieren. Während der Pandemie stillgelegte Bettenkapazitäten sollen wieder hergestellt werden. Und nicht zuletzt wird "Lohngerechtigkeit" für die Beschäftigten gefordert, die geplante Erhöhung von drei Prozent sei eine Beleidigung, heißt es im Gründungsstatement der Kampagne.

Die spannende Frage ist nun, ob ein Umschlagen der Mobilisierung vom Onlinebereich auf die Straße geplant ist. Hier zeigen sich die beteiligten Gewerkschaften UNISON, UNITE und GMB trotz markiger Töne bislang eher zögerlich. Andererseits sind an "NHS SOS" auch Graswurzelinitiativen beteiligt, die in den vergangenen Jahren schon öfter Mobilisierungspotential bewiesen haben. Auch daran könnte sich entscheiden, ob und wie lange Boris Johnson noch an der Regierungsspitze bleibt.