Dänemark und die Corona-Krise: Der starke Nationalstaat als Familie

Mette Frederiksen und Minister bei einer Pressekonferenz am Sonntag. Bild: Screenshot

Neben radikalen Sicherheitsmaßnahmen hat die Regierung wegen der erhöhten Nutzung des Home Office auch eine Kampagne zur Cybersicherheit gestartet

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Das Land hat am Samstag um 12 Uhr Mittag alle Grenzübergänge für Ausländer geschlossen, sofern sie nicht einen Wohnsitz in dem skandinavischen Land haben oder einen triftigen Grund wie bedeutende Handelskontakte. Dabei wurde die Grenzüberwachung vom dänischen Militär unterstützt. Alle Dänen im Urlaub sind von der Regierung aufgerufen, unmittelbar nach Hause zu kommen. "Wir werden das gemeinsam durchstehen", so Ministerpräsidentin Mette Frederiksen auf einer Pressekonferenz. Der Maßnahmenkatalog sei radikal, aber notwendig. Auch der Nahverkehr in den Städten ist eingeschränkt, die Regierung behält sich auch vor, den Binnenverkehr von Zügen und Bussen ganz einzustellen.

In Dänemark wurden bislang über 800 durch das Coronavirus Infizierte festgestellt, eine 81-jährige Person ist am Wochenende verstorben. Das Land hat derzeit eine der am steilsten anwachsende Verbreitung des Virus weltweit. Der erste Fall wurde erst am 27. Februar festgestellt.

Die Schließung der Grenzen gilt als politische Entscheidung, weder das dänische Gesundheitsamt noch die Weltgesundheitsamt haben diesen Schritt empfohlen. Dies wird von Vertretern der Wirtschaft kritisiert, wie etwa von dem ehemaligen Wirtschaftsminister und Vertreter der dänischen Unternehmerschaft Brian Mikkelsen. Die Regierung bereitet ein Milliardenpaket vor, um die Unternehmen zu stützen.

Einen Infektionsschub brachten jedoch keine Ausländer, sondern eine Gruppe dänischer Skitouristen, die in dem Tiroler Skiort Ischgl ausgiebig gefeiert haben sollen. Der Ort steht heute unter Quarantäne. Nach Angaben der Zeitung Jyllands Posten sollen 139 dänische Corona-Betroffene die Krankheit im Februar aus den Skiferien in Österreich nach Dänemark gebracht haben. Sie seien für die rasche Ausbreitung des Virus und die Abriegelung des Landes verantwortlich.

Die dänische sozialdemokratische Regierung, die sich selbst für eine strenge Ausländerpolitik rühmt, hat sich schon bei Bekanntwerden des ersten Falles eine "Dänemark Zuerst"-Rhetorik angestimmt und einen Krisenstab einberufen, an der auch Verteidigungsministerin Trine Bramsen involviert war. Auch kann nun niemand mehr dänischer Staatsbürger werden, da bei der Einbürgerungszeremonie ein Handschlag notwendig ist, der sich aus Sicherheitsgründen nun verbietet.

"Es ist der Nationalstaat, der kurzfristig Sicherheit bietet, und die EU kann dies in keiner Weise erreichen", erklärt der renommierte konservative dänische Historiker Uffe Østergaard. Der Nationalstaat sei wie eine Familie, er könne so auch umklammern und einschränken.

Bezeichnenderweise hielt Mette Frederiksen auch eine Pressekonferenz mit Kindern (nur Mädchen) ab, die digital zugeschaltet wurden. Die Kinder durften die resolute Landeschefin zum Komplex Corona befragen und wurden mit knappen Antworten bedacht.

Angesichts der Pandemie sorgt sich Kopenhagen auch um die Cybersicherheit der Dänen. Darum bekommen dänische Arbeitnehmer am Montag eine Mail vom Verteidigungsministerium. Darin wird unterrichtet, wie gefälschte Emails und Anzeichen von Cyber-Angriffen erkannt werden können, wenn jemand zu Hause arbeitet, wo die digitale Sicherheit nicht so gegeben sei wie im Büro.

Dabei gehe es nicht allein um Kriminelle. Auch mit ausländischen Staaten verbundene Hacker können die Krise missbrauchen, sagt die Verteidigungsministerin Trine Bramsen. "Eine unserer Befürchtungen ist, dass böse Mächte wichtige Institutionen, unser Internet oder unsere Telekommunikationssystem zum Zusammenbruch führen könnten", so Bramsen. Vor jedem Anklicken solle der dänische Bürger tief durchatmen. Ein Schutz gegen digitale Viren wohlgemerkt.

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