Das Auge des Riesen

Google-Maps hat ein neues Fenster, in dem nicht jeder gesehen werden will

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Jetzt geht’s mittenrein und damit könnten ein paar neue Probleme auftauchen: Während uns Google-Maps bislang mit Aufnahmen aus der Vogelperspektive beschäftigte und die erste Reaktion von neuen Besuchern unweigerlich diejenige war, das richtige Dach zur eigenen Wohnung zu finden, wird jetzt alles anders: Künftig werde man richtige Gesichter an falschen Plätzen finden, warnen böse Zungen.

Passantin mit wenig Peinlichkeitspotential

Denn was von freundlichen Nerds, wie Rob Pegaro, Tech-Kolumnist bei der Washington Post, begeistert als gelungene Verbesserung des Online-Mappings aufgenommen wird, lässt andere sogleich an die dunkleren Seiten unserer Existenz denken: die neue Street-View-Option bei Google-Maps. Sie zeigt Straßen, Häuser, Geschäfte, Bäume, Autos und Passanten aus der Bürgersteig-Perspektive.

Bislang ist die neue Option nur für einige amerikanische Städte - Denver, Las Vegas, Miami, New York, San Francisco – eingerichtet und funktioniert nur mit einem Browser, auf dem Flash Player 9 installiert ist. Aber man kann davon ausgehen, dass die neue Perspektive bald auch andere Städte virtuell durchdringt – nur mit welchen Konsequenzen?

Wie die Schwarzseher vom Drudge Report heute demonstrieren, sind einige der Fotos so scharf, dass sie die Gesichter von Passanten sehr deutlich zeigen. Das könnte kompromittierend sein, wenn die Fotografierten, wie etwa beim Beispiel vom Drudge Report, auf dem Weg in eine Pornobuchhandlung sind – ganz sicher nicht die einzige Situation, bei der man nicht gesehen oder ertappt werden will.

Passant mit etwas mehr Peinlichkeitspotential

Wann sie entstanden sind, ist den Aufnahmen selbst nicht zu entnehmen. Bislang hat Google-Deutschland die entsprechenden Fragen danach, wie die Bilder aufgenommen und mit welchem zeitlichen Abstand sie aktualisiert werden, nicht beantwortet. Aber vielleicht bleibt Street-View für deutsche Städte auch rechtlich problematisch, weil die Persönlichkeitsrechte hierzulande strenger sind als in den USA.

Bei Microsoft gibt es schon seit einiger Zeit einen ähnlichen Dienst, bei dem man aus einem Auto heraus (oder als Spaziergänger in der Straßenmitte) z.B. einige Straßen von Seattle Haus für Haus betrachten kann. Eine Zoomfunktion fehlt hier allerdings, die Gesichter bleiben unscharf.